Letzte Änderung: 15.08.2021 um 19:26:12 ● Erstveröffentlichung: 01.10.2012 ● Autor: Muħammad Ibn Maimoun
Erläuterungen: {erh.} = „Erhaben und herrlich gepriesen sei Gott“ / (s.) = „Segen und Friede sei mit dem Propheten“

Terminologie des Himmels

Was ist gemeint, wenn im Koran vom „Himmel“ die Rede ist? Klar scheint zu Beginn nur, dass er an fast oder gar überhaupt keiner Stelle der Himmel im christlichen Sinne ist. Ist er nur das „blaue Himmelszelt“ und somit lediglich die Erdatmosphäre, oder steckt mehr dahinter?

Das Wort „Himmel“ kommt im Ehrwürdigen Koran in dreierlei Formen vor: Im Plural (die Himmel oder sieben Himmel), im Singular ohne Spezifikation (der Himmel) und im Singular mit Spezifikation (der niederste Himmel). Er gehört mit insgesamt 310 Vorkommnissen zu den häufigsten und somit wichtigsten Termini des Ehrwürdigen Koran.

Im Plural die Himmel oder sieben Himmel, zumindest wenn die Erde miterwähnt wird (die [sieben] Himmel und die Erde), ist der Ausdruck mehr oder weniger ein Synonym von „Universum“, d.h. die Gesamtheit der gewöhnlichen, raumbildenden Schöpfung, wenn auch ohne den Thron (al-'arš) und den Schemel Gottes (al-kursiyy), und auch die Bewohner dieses Universums werden von dem Begriff vermutlich nicht umfasst. Der Gesamtheitscharakter der „sieben Himmel und der Erde“ und die weitgehende Deckungsgleichheit zur abstrakten Bedeutung des Wortes „Universum“ wird an verschiedenen Stellen des Koran deutlich.

„Die Himmel“ im Plural

So rühmt sich Gott gegenüber den Engeln in Sure 2:33, das Verborgene der Himmel und der Erde zu kennen. Eine solche Rühmung macht nur Sinn, wenn die sieben Himmel und die Erde die „eigentliche“ Welt darstellen, besonders da die Engel die Angesprochenen sind, die ja auch teils Berührung mit Überweltlichem haben (z.B. die Träger des Throns).

Auch der folgende Vers lässt ahnen, dass das Wissen um das, was in den Himmeln und auf der Erde ist, dem Allwissen nahekommt:

Sag: Ob ihr, was in euren Brustkörben ist, versteckt oder es offenlegt, Gott wird es wissen. Und er weiss, was in den Himmeln und auf Erden ist. Und Gott ist zu allem überaus imstande.1

An vielen anderen Stellen rühmt Er Sich , die Herrschaft über das Reich der Himmel und der Erde innezuhaben. Wäre dies nur ein kleiner Teil des Universums und nicht das Universum selbst, wäre dies ebenfalls eine schwache Rühmung und stünde in einem Missverhältnis zur Vielzahl der Vorkommnisse dieser Rühmung. Mehr noch: Es ist zu bemerken, dass die Herrschaft über das Reich der Himmel und der Erde für den Koran gewissermaßen ein Synonym für Allmacht ist:

Was Wir an Zeichen auch derogieren oder in Vergessenheit geraten lassen, so bringen Wir bessere als sie oder gleiche. Weisst du denn nicht, dass Gott zu allem überaus imstande ist? Weisst du denn nicht, dass Gott das Reich der Himmel und der Erde gehört?2

Immer, wenn Gott Seinen unumschränkten Willen betont, z.B. indem Er sagt, dass Er verzeihe, wem Er will, und peinige, wen Er will, wird noch im selben Vers Seine Herrschaft über das Reich der Himmel und der Erde erwähnt:

Gottes ist, was in den Himmeln, und was auf Erden ist. Und ob ihr, was in euren Seelen ist, offenlegt oder es versteckt, Gott wird euch darin zur Rechenschaft ziehen, worauf er verzeihen wird, wem Er will, und peinigen wird, wen Er will. Und Gott ist zu allem überaus imstande.3

(Die übrigen Stellen: 5:18, 3:129, 5:40, 48:14)

Auf die Behauptung, der Inhaber der Allmacht habe sich jemanden zum Kind genommen, antwortet Er mit der Aussage, dass Er dies nicht im Geringsten nötig hat, wobei sie der Aussage „Er hat schon alles“ ähnelt. Doch die Art und Weise, wie die Aussage formuliert ist, legt nahe, was dieses (quasi-)„alles“ ist:

Und sie sagten: Gott hat sich ein Kind genommen. Hingegen gehört Ihm, was in den Himmeln und auf Erden ist - alle sind Ihm fügsam.4

Dass alles, was es außer dem Schöpfer gibt, Ihm gehört, ist klar und auch eine wichtige koranische Lehre. 5 Jedoch benutzt der Koran nirgends die Formulierung, dem Schöpfer gehöre, was es in den Himmeln, auf der Erde „und was es in Sonstigem noch gibt“ (wa mâ fî ghayrihimâ), sondern in diesem Schema allenfalls „und was es zwischen ihnen beiden gibt“ (wa mâ baynahumâ)6, oder „und was […] in beiden“ (wa mâ […] fîhimâ)7, oder „und was es in ihnen gibt“ (wa mâ fîhinna)8, oder „und wen es in ihnen gibt“ (wa man fîhinna)9 – fast als gäbe es außerhalb der Himmel und der Erde kein Geschöpf mehr.

Freilich lässt sich fragen, wo dann Paradies und Gehenna10 anzusiedeln seien, zumal wenn die sieben Himmel, die Erde und das, was von ihnen umfasst wird, bereits quasi alles sind und außerhalb von ihnen somit höchstens wenige Dinge existieren. Die Weite des Paradieses ist laut Koran immerhin gewaltig, da mit der Weite der Himmel und der Erde vergleichbar11. Nun, explizit sagt der Koran keineswegs, dass nur oder fast nur die sieben Himmel, die Erde und ihr Inhalt existieren. Dass er dennoch von ihnen so spricht, als ob nichts anderes existierte, ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass er damit zwar durchaus das Welt-„All“ meint, jedoch eben das Welt-All, d.h. nur dasjenige All, das der Mensch potentiell beobachten kann, während von Paradies und Gehenna vor dem Eintritt des Letzten Tages nie etwas wahrgenommen werden wird. Damit würde es sich bei den sieben Himmeln und der Erde um das empirische Universum handeln.

Es ist tatsächlich eine wichtige Feststellung, dass nach dem Koran alle sieben Himmel für den Menschen (zumindest im Groben) irgendwann noch vor dem Jüngsten Tag einmal empirisch beobachtbar werden oder es gar bereits sind. Die folgenden Verse werden später noch eine Rolle bei der Frage spielen, was im Sinne des Koran der „niederste Himmel“ ist, und was nicht. Jedenfalls ist mit ihnen die Annahme, dass es sich bei den sieben Himmeln und der Erde um das empirische Universum handelt, bewiesen:

Habt ihr nicht gesehen, wie Gott sieben Himmel hierarchisch erschaffen hat?12
Und zu Seinen Zeichen gehört die Schöpfung der Himmel und der Erde.13
Sag: Schaut, was in den Himmeln und auf Erden ist. Doch nichts helfen Zeichen und Warnungen einem Volk, das nicht zu glauben pflegt.14
Gott ist derjenige, der die Himmel ohne Stützen erhob. Ihr seht sie.15

Paradies und Gehenna sind jedoch unsichtbar. Darauf weist zum einen die Herkunft des Wortes jannah (arab. „Garten, Paradies“) hin, welches dem Anschein nach substantivierend aus dem Verb janna (arab. „bedecken, verbergen“) gebildet ist. Zum anderen legen dies entsprechende Stellen im Ehrwürdigen Koran nahe:

So weiss keine Seele, was für sie16 an Augentrost versteckt ist, als Entgelt dessen, was sie zuwerk zu bringen pflegten.17
Wenn also das grösste Desaster kommt, an dem Tag, an dem der Mensch über seine (frühere) Bemühung nachsinnt, und das Inferno dem, der sieht, enthüllend hervorgebracht wird (burrizat) …18

Nichtsdestotrotz ist es auch unter einem weiteren Aspekt sinnvoll, ohne Einbezug von Paradies, Gehenna und einiger anderer Dinge von „Universum“ oder „Weltall“ zu reden, nämlich hinsichtlich der Tatsache, dass die sieben Himmel und die Erde der Lebensraum fast oder gänzlich aller lebenden Geschöpfe einschließlich der Engel19 und Daimonien (jinn) ist, Paradies und Gehenna wohl bis zum Ende dieser Welt jedoch nicht.20

Es lässt sich sogar zeigen, dass die sieben Himmel und die Erde des Koran kein bloß „koranisches“ Universum, sondern durchaus mit dem Universum im modernen Sinne identifizierbar sind.

Zum Beispiel unter dem Aspekt seines Alters: Während sich aus der Bibel ein Weltalter von nicht mehr als 6.000 bis 10.000 Jahren schließen lässt, deuten Koranverse darauf hin, dass das Universum für den Koran weit älter ist, auch wenn keine konkreten Zahlen benennbar sind oder genannt werden. Denn angesichts der Tatsache, dass ihm zufolge der Jüngste Tag kurz bevorsteht und an ihm das Universum zu einem Ende geführt wird, muss aus den folgenden Versen geschlossen werden, dass dem Koran zufolge dieses Universum unvorstellbar alt ist, denn er stellt sein Alter offenbar als eine „Ewigkeit“ dar und nutzt sie als Vergleichsgröße für die mit Unsterblichkeit verbundene Ewigkeit im Jenseits:

Was nun die angeht, die unglückselig sind, so befinden sie sich im Feuer, in ihm seufzend und grunzend, als in ihm Ewigweilende, so lange die Himmel und die Erde währten, ausser das, was dein Herr anders will. Denn dein Herr tut, was Ihm beliebt. Und was die angeht, die glücklich sind, so befinden sie sich im Paradies, als in ihm Ewigweilende21, so lange die Himmel und die Erde währten, ausser das, was dein Herr anders will. Eine unzerbröckelte Gabe.22

Nach dem aktuellen wissenschaftlichen Stand ist das Universum in der Tat unvorstellbar alt, nämlich ca. 13,75 Milliarden Jahre.

Faszinierenderweise zieht der Koran das Universum als Vergleichsgröße nicht nur für zeitliche, sondern auch für räumliche Ausmaße des Paradieses heran:

Lauft zügig hin zu einer Verzeihung von eurem Herrn und einem Paradies, dessen Breite die Himmel und die Erde sind. Bereitgestellt ist es den Hütungsvollen.23
Lauft ums Zuvorkommen hin zu einer Verzeihung von eurem Herrn und einem Paradies, dessen Breite wie die Breite des Himmels und der Erde ist. Bereitgestellt ist es denen, die an Gott und Seine Gesandten glauben.24

Nun bräuchte man nur aus dem Koran oder authentischen Hadithen die Ausmaße des Paradieses in Erfahrung zu bringen, um auf die Größe des Universums zu schließen. Dazu machen diese Quellen zwar leider keine konkreten Angaben, jedoch lässt sich feststellen, dass für sie die Ausmaße des Universums weit über das hinausgehen, was man sich damals üblicherweise vorstellte. Aristoteles (gest. 322 v. Chr.), der für rund ein Jahrtausend maßgebliche Philosoph und Naturwissenschaftler hielt die Milchstraße für eine Ausdünstung, die der Erde näher sei als der Mond.25 Noch im 13. Jahrhundert n. Chr. ging der Mathematiker und Astronom Campanus von Novara von einem Durchmesser von nicht viel mehr als 117 Millionen Kilometern aus. Für damalige Verhältnisse war dies bereits eine fortschrittliche Rekordschätzung, und dennoch wäre dies nach heutigem Wissen gerade mal ein winziger Bruchteil der Größe unseres Sonnensystems, denn dieses erweist sich trotz seiner eigenen Winzigkeit als über 75 Mal größer als das Universum des Campanus von Novara…

Über das Paradies sagte jedoch der Gesandte Gottes : „Wirklich, es gibt im Paradies einen Baum, in dessen Schatten ein rasend schneller Reiter hundert Jahre reiten könnte, ohne ihn zu durchqueren.26 Legt man die Geschwindigkeit von 70 km/h zugrunde, die sehr schnelle Pferde durchaus sogar überschreiten können, ergäbe dies, dass allein dieser Baum einen Durchmesser besitzt, der in etwa dem Radius von Campanus’ Universum entspricht.

In einem Gedankenspiel, das annimmt, dass dieser Baum in der jeweiligen Paradiesstufe ähnlich häufig vorkommt wie die Bäume auf unserer Erde27 und im Verhältnis zur eigenen Größe auch in einer ähnlichen Durchschnittsdichte verteilt ist, würden allein die Bäume des Paradieses von der Größe her einen Bereich einnehmen, der dutzende bis hunderte Galaxien (in ihren heute bekannten Größen!) groß ist. Das Paradies insgesamt wäre um ein Vielfaches größer, besteht es doch aus Tausenden von Stufen28 und wurden in dem Gedankenspiel sonstige Bestandteile des Paradieses außer Acht gelassen (Gewässer, Gärten, Felder, andere Baum- und Pflanzenarten, Gebäude, unbekannte Arten von Objekten und Existenzformen etc.), und auch, dass die Güter des Paradieses und sicher auch seine Bäume weit zahlreicher als die der Erde sind.29

وَإِذَا رَأَيْتَ ثمَ َّرَأَيْتَ نَعيمًا وَمُلْكًا كَبِيرًا
Und wenn du dort siehst, wirst du Wohlsein und ein grosses Reich sehen.30

Die Weite dieses Reiches ist nach dem Koran auch dem Universum zueigen, wie die obigen Verse gezeigt haben (3:133 und 58:21). In der Hinsicht räumlicher und zeitlicher Ausmaße sind sich das koranische Universum und das moderne Universum so ähnlich, dass es keinen Grund gibt, die beiden nicht miteinander zu identifizieren.

Womit genau jedoch jeder einzelne der sieben Himmel zu identifizieren ist, ist eine weitere und etwas schwieriger zu beantwortende Frage. Es existieren zunächst mehrere Möglichkeiten, und die Beantwortung wird nicht zuletzt dadurch erschwert, dass die moderne Kosmologie selbst noch vor einigen Feinjustierungen hinsichtlich der Strukturierung des Weltalls steht, wiewohl sie darin schon sehr weit gekommen ist. Außerdem ist nicht einmal klar, ob nicht jeder einzelne der sieben koranischen Himmel aus mehreren untergeordneten Himmeln besteht, zumal „Himmel“ im Koran auch eine Sammelbezeichnung für mehrere Himmel sein kann (dies wird weiter unten besprochen).

Als erster Schritt zur Antwort können jedoch einige Vorschläge, die in der Vergangenheit von muslimischen Autoren gemacht wurden, ausgeschlossen werden.

Dazu gehört die Ansicht, die sieben Himmel seien mit den Schichten der Erdatmosphäre zu identifizieren. Aus den folgenden Gründen ist dies ausgeschlossen:

Ebenfalls lässt sich wohl ausschließen, das gesamte beobachtbare Universum befinde sich innerhalb des innersten Himmels, der es als riesige massive Kugel umschließe, und die sieben Himmel seien diese und sechs weitere Kugeln, die einander umschlössen:

Es bleibt somit nichts anders übrig, als die sieben Himmel oder wenigstens ihren Großteil über das sichtbare Universum verteilt zuzuordnen. Tatsächlich ist dies mit dem heutigen Wissen über die hierarchische Struktur des Universums und die Organisationsformen seiner Objekte möglich. Vom Objekttypus des Planeten ausgehend, lässt sich nämlich feststellen, dass dieser in der Regel eine Atmosphäre besitzt, welche von einem Trabantensystem umgeben wird, dieses wiederum von einem Planetensystem, dieses von einer Galaxie, diese von einem Galaxienhaufen, dieser von einem sogenannten Superhaufen, und dieses schließlich vom Gesamtuniversum umgeben wird. Warum sollte nicht jeder einzelne dieser einander umgebenden Schwerkraftssysteme ein Himmel sein? Man mag einwenden, dass sich Geschöpfe des ersten Himmels dann ja immer zugleich in allen höheren Himmeln befinden würden, doch das wäre auch in der naiven alten Vorstellung der einander umschließenden Kuppeln der Fall. Konkret käme mit dem zuvor Festgestellten jedenfalls die folgende Systematisierung in Frage:

1. Himmel:Erdatmosphäre (zumindest ein oberer Teil der Homosphäre und davon zumindest die Mesosphäre33).
2. Himmel:Lunarsystem (Mond & Mondumlaufbahn, evtl. incl. Van-Allen-Gürtel, irdische Heterosphäre und Kordylewskische Wolken).
3. Himmel:Heliosphäre und/oder Sonnensystem (incl. Kuipergürtel, interplanetarer Staub und Oortsche Wolke) abzüglich Erde-Mond-System
4. Himmel:Milchstraße (incl. Dunkle Materie und interstellare Materie) abzüglich Sonnensystem
5. Himmel:Lokale Gruppe (incl. intergalaktisches Medium) abzüglich Milchstraße
6. Himmel:Laniakea-Superhaufen34 abzüglich Lokale Gruppe
7. Himmel:Gesamtuniversum abzüglich Laniakea-Superhaufen

Kleine Verschiebungen sind möglich, z.B. falls das „Lunarsystem“ nichts als eigener Himmel gelten kann, wäre der Gesamtuniversum-Himmel eventuell nur der sechste Himmel, und wir lebten in einem noch nicht voll beobachtbaren Universum oder gar Multiversum.

Ein Widerspruch zu den Koranversen 67:3 und 71:16 ist nicht festzustellen, auch wenn die Vertreter des Schalenmodells sich von den gängigen Übersetzungen der beiden Verse zu ihrer Ansicht haben verleiten lassen. In 67:3 und 71:16 heißt es in den meisten Übersetzungen, Gott habe die Himmel als „Schichten“ und/oder „übereinander“ erschaffen, obwohl nach dem heutigen Wissenstand außerhalb der Atmosphäre keine weitere Schicht im Sinne einer Haut oder einer Schale o.ä. folgt. Die Übersetzungen richten sich nach klassischen, vormodernen Korankommentaren wie den des Tabariyy, des Qortobiyy oder des Ibn Kathîr. In der Vorstellung dieser Gelehrten wiederum herrschte ein Bild, das von schwachen, aber damals verbreiteten und als einzige Erklärung sich anbietenden Hadithen geprägt war, so dass sie das betreffende Wort Tibâqan (طباقا) diesem Bild entsprechend interpretierten. Dies taten vormoderne Koranexegeten, obwohl sie sich hinsichtlich der sprachlichen Einordnung des Ausdrucks Tibâqan sehr unsicher waren und sich der Uneindeutigkeit dieses Ausdrucks durchaus bewusst waren35, denn eine andere Erklärung bot sich damals nicht an.

Zu solchen besonderen Koranstellen existieren normalerweise viele Überlieferungen von Meinungen der Korankommentatoren aus den ersten 150 Jahren, und die Standardquelle für solche mit Überliefererketten ausgestatteten Überlieferungen ist der Korankommentar des Tabariyy. Doch ausgerechnet zu diesem Wort bietet sein Kommentar bezeichnenderweise keine einzige Überlieferung. Dies mag ein Indiz dafür sein, dass die Bedeutung dieser Stelle von Anfang an unklar war.

Dass sich dennoch die Meinung durchsetzte, der Vers spiele auf das Schalenmodell an, so dass wegen seiner Popularität in klassischen Exegesewerken noch heute einige muslimische Autoren sich nichts anderes vorstellen können, hat verschiedene Gründe:

Die ersten beiden Punkte haben sich durch den wissenschaftlichen Fortschritt sozusagen von selbst erledigt, während dagegen die beiden letzten Punkte der Beleuchtung hinsichtlich ihrer Fehlerhaftigkeit bedürfen. So ist die Begnügung mit der erwähnten Definition des Wortes samâ° zweifellos auf die zwei anderen Punkte zurückzuführen, denn das Wort ist weit davon entfernt, auf die Dach-Bedeutung beschränkt.werden zu können. Die ursprüngliche Bedeutung ist nämlich nicht „Dach“, sondern „(große) Höhe“36. Darum lässt sich im Arabischen auch jeder in großer Entfernung zur Erdoberfläche befindliche Bereich samâ° nennen, sei er nun flächenhaft oder raumartig. Dies soll sich an einer späteren Stelle dieses Artikels noch einmal bestätigen, und zwar dadurch, dass der Koran die Wolken mal im Himmel und mal unterhalb des Himmels verortet, da sich aus den erwähnten sprachlichen Gründen beides sagen lässt.

Was die Hadithe anbetrifft, so handelt es sich um die folgenden - in den dazugehörigen Fußnoten zeigt sich die mangelnde Authenzität ihrer Überlieferungswege und somit, dass Mohammed diese Aussprüche so wohl nie getätigt hat:

a) Abû Dharr, ein Prophetengefährte, soll berichtet haben, der Gesandte Gottes habe gesagt: „Von der Erde bis zum Himmel ist eine Strecke von fünfhundert Jahren. Die Dicke jedes Himmels beträgt fünfhundert Jahre, und von jedem Himmel zum nächsten Himmel ist es eine Strecke von fünfhundert Jahren. Die Erden sind genau so. Zwischen dem siebten Himmel und dem Thron ist derweil das Gleiche wie all das zusammen.“37

b) 'Abbâs, ein Onkel des Propheten , soll gesagt haben: „Wir saßen zusammen mit dem Gesandten Gottes, Gott segne ihn fürsorglich und schenke ihm Heil, in Al-Batħâ. Da zog eine Wolke vorüber. Da sagte der Gesandte Gottes, Gott segne ihn fürsorglich und schenke ihm Heil: ‚Wisst ihr, was das ist?’ Wir sagten: ‚Wolken.’ Er sagte: ‚Und Nimbusse?’ Wir sagten: ‚Und Nimbusse.’ Er sagte: ‚Und 'anân38.’ Da schwiegen wir, und er sagte: ‚Wisst ihr wie viel (Abstand) zwischen Himmel und Erde ist?’ Wir sagten: ‚Gott und Sein Gesandter wissen es am besten.’ Er sagte: ‚Zwischen ihnen ist eine Strecke von fünfhundert Jahren. Von jedem Himmel zu einem Himmel ist es eine Strecke von fünfhundert Jahren. Die Dicke jedes Himmels ist eine Strecke von fünfhundert Jahren. Und über dem siebten Himmel ist ein Meer, zwischen dessen Unteren und Oberen eine Strecke von fünfhundert Jahren liegt. Sodann sind darüber acht Steinböcke, zwischen deren Knien und Hufen eine Strecke wie zwischen Himmel und Erde ist. Sodann ist darüber der Thron, zwischen dessen Unterem und Oberen eine Strecke wie zwischen Himmel und Erde ist. Und Gott, segensreich und voller Höhe ist er, ist darüber, ohne dass ihm etwas von euren Werken verborgen bleibt.’“39

c) In einer weiteren Version mit der selben Basisüberliefererkette werden anstelle der fünfhundert Jahre 71 bis 73 Jahre erwähnt.40

d) Abû Hurayrah soll berichtet haben: „Während der Prophet, Gott segne ihn fürsorglich und schenke ihm Heil, mit seinen Gefährten saß, kam eine Wolke, worauf der Prophet Gottes, Gott segne ihn fürsorglich und schenke ihm Heil, sagte: ‚Wisst ihr, was das ist?’ Sie sagten: ‚Gott und sein Gesandter wissen es am besten.’ Er sagte: ‚Dies sind 'anân. Die sind die Bewässerer der Erde, die Gott, segensreich und voller Höhe ist Er, zu einem Volk hinführt, die ihm weder danken noch ihn anrufen. Wisst ihr, was sich über euch befindet?’ Sie sagten: ‚Gott und Sein Gesandter wissen es am besten.’ Er sagte: ‚Ein beschütztes Dach und zurückgehaltene Wellen. Wisst ihr, wieviel zwischen euch und ihm ist?’ Sie sagten: ‚Gott und Sein Gesandter wissen es am besten.’ Er sagte: ‚Zwischen euch und ihm ist eine Strecke von fünfhundert Jahren. Wisst ihr, was darüber ist?’ Sie sagten: ‚Gott und Sein Gesandter wissen es am besten.’ Er sagte: ‚Darüber befinden sich zwei Himmel, zwischen denen ein Abstand von fünfhundert Jahren ist.’ … bis er sieben Himmel aufgezählt hatte, zwischen allen zwei Himmeln ein Abstand wie zwischen Himmel und Erde. Sodann sagte er: ‚Wisst ihr, was darüber ist?’ Sie sagten: ‚Gott und Sein Gesandter wissen es am besten.’ Er sagte: ‚Darüber ist der Thron, und zwischen ihm und dem Himmel ist ein Abstand wie zwischen zwei Himmeln. Wisst ihr, was unter euch ist?’ Sie sagten: ‚Gott und Sein Gesandter wissen es am besten.’ Er sagte: ‚Es ist die Erde. Wisst ihr, was darunter ist?’ Sie sagten: ‚Gott und Sein Gesandter wissen es am besten.’ Er sagte: ‚Unter ihr ist die andere Erde. Zwischen den beiden ist eine Strecke von fünfhundert Jahren. Bei dem in dessen Hand die Seele Mohammeds ist: Würdet ihr einen Mann mit einem Seil zur untersten Erde hinablassen, würde er auf Gott treffen.’“41

Dass diese Schilderungen wissenschaftlich falsch sind, lässt sich leicht feststellen. Zu der damaligen Zeit maß man Strecken in Zeiteinheiten, je nach dem, wie lange man mit einem Kamel, das nicht rennt, aber auch nicht schleicht, für die Strecke brauchen würde. Setzt man eine Schrittgeschwindigkeit von 10 km/h an, ergibt sich, dass es bis zur Mesosphäre (ca. 85 km Höhe) nicht fünfhundert Mondjahre sind, sondern nur acht bis neun Stunden. Selbst bis zum äußersten Rand der Atmosphäre (ca. 500 km) sind es nur ungefähr zwei bis drei Tage, wenn man ein pausenloses Reisen zugrunde legt, ansonsten vielleicht vier Tage. – Derweil sind es nach dem zweiten Hadith 8.000 Jahre bis zum Thron, also ungefähr 683,5 Millionen Kilometer. Dies würde bedeuten, dass schon der Nachbarstern unseres Sonnensystems höher ist als der Thron. Der erdnächste Stern ist nämlich Proxima Centauri, der ca. 40 Billionen Kilometer entfernt ist. Schlimmer noch: Der Thron würde in unser Sonnensystem hineinragen, denn der äußerste Planet ist über 4,3 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. Jene 8.000 Jahre wären eindeutig zu wenig, denn der genannte Kilometerwert entspricht mehr als 50.300 Jahren. Auch hätte die NASA-Sonde Voyager 1 den Thron dann längst durchstoßen, da sich die Sonde ungefähr bereits am Rand des Sonnensystems befindet.42

Wie sich jedoch an den Fußnoten gezeigt hat, sind all diese Hadithe schon nach klassischen hadithwissenschaftlichen Kriterien nicht authentisch und weisen unvollständige Überliefererketten auf. Sie widersprechen auch anderen Überlieferungen höheren Authenzitätsgrades.43 Da sie jedoch in berühmten Werken wie denen des Aħmad b. Ħanbal, des Tirmidhiyy und des Abû Dâwûd standen, konnte sich das in ihnen enthaltene Weltbild fast ungehindert verbreiten. Hinzu kam, dass die Lehren dieser Hadithe im Großen und Ganzen mit etwas besseren Überliefererketten als private Meinung - nicht als Prophetenzitat - des hoch geachteten Prophetengefährten Abdullâh b. Mas'ûd überliefert wurden. Ein Teil der Gelehrten glaubte daraufhin, diese seine Aussage komme einem authentischen Prophetenzitat gleich, da ihr Inhalt nicht zur Art der Inhalte gehöre, auf die ein Prophetengefährte durch bloße denkerische Eigenbemühung (ijtihâd) kommen könne. Die Ungültigkeit dieses Arguments wird aber schnell klar, wenn man betrachtet, wie viele andere Quellen dieser Meinung in Frage kommen. Beispielsweise kam es nachweislich vor, dass Prophetengefährten Überlieferungen von Juden und Christen (isrâ°îliyyât), soweit sie islamischen Lehren ihrer Meinung nach nicht widersprachen, übernahmen. Auch, wenn ein erfundener Hadith bereits zu Lebzeiten eines Prophetengefährten eine gewisse Verbreitung gefunden hatte, konnte es vorkommen, dass er seinen Inhalt - solange er nicht im Widerspruch zu Koran und Sunnah stand - in seine private Meinung übernahm, ohne ihn als Prophetenwort auszugeben. Die Übernahme von harmlos, aber nützlich scheinenden unbestätigten Überlieferungen von Muslimen wird für ihn sogar sinnvoller gewesen sein als die Übernahme von isrâ°îliyyât. Somit ist der Nachweis, der von Hadithwissenschaftlern oft gefordert wird, um einen derartigen mawqûf-Hadith als irrelevant einstufen zu können, nämlich dass der betreffende Prophetengefährte auch wirklich schon einmal isrâ°îliyyât übernommen und weitergegeben hat, nicht nötig. Nichtsdestotrotz lässt sich dieser Nachweis bei Abdullâh b. Mas'ûd durchaus erbringen.44

Nach all dem Vorgenannten ist nun nicht nur verständlich geworden, warum sich die naive Deutung der Verse 67:3 und 71:16 so lange halten konnte, sondern auch, auf welch schwacher Grundlage diese Deutung steht. Es kommen tatsächlich viele andere Übersetzungen in Frage. So können die Verse meinen, Gott habe sieben Himmel erschaffen, und zwar

„Der niederste Himmel“

An drei Stellen des Ehrwürdigen Koran taucht der Ausdruck „der niederste Himmel“ (as-samâ°u d-dunyâ) auf. Ebenso wörtlich kann er übersetzt werden mit: „der nächstliegende Himmel“.54 Bei ihm dürfte es sich um die Erdatmosphäre bzw. eine relevante Schicht von ihr handeln.55 Dies wird dadurch unterstützt, dass an allen Stellen, an denen der Ausdruck as-samâ°u d-dunyâ vorkommt, das Thema des Schutzes der höheren Bereiche vor den „Lauschangriffen“ der Satane durch Meteore angesprochen wird und aus den koranischen Aussagen klar wird, dass es der „niedere Himmel“ ist, der mit Meteoren „bewehrt“ ist. Meteore sind Leuchterscheinungen in der Erdatmosphäre, genauer gesagt in ihrer mittleren Schicht, der sogenannten Mesosphäre.56

Zunächst könnte man wegen mancher Übersetzungen dieser Stellen irrtümlich denken, der Koran verorte die in Wirklichkeit unvorstellbar weit entfernten Sterne in die Erdatmosphäre und gehe davon aus, dass es jene Sonnen seien, die als Sternschnuppen vom Himmel herabfielen. In der Übersetzung von Rudi Paret ist nämlich zu lesen: „Wir haben ja doch den unteren Himmel mit dem Schmuck von Lampen versehen und diese zu Wurfgeschossen für die Satane gemacht.“ (Sure 67:5) - „Und den unteren Himmel versahen Wir mit dem Schmuck von Lampen und (bestimmten diese auch) zum Schutz (vor neugierigen Satanen).“ (Sure 41:12) - „Wir haben den unteren Himmel mit dem Schmuck der Sterne versehen.“ (Sure 37:6) - Darum könnten entsprechende Fragen lauten: Geht aus diesen Stellen nicht hervor, dass der Koran Meteoroiden für Sterne hält, obwohl heute bekannt ist, dass „Sternschnuppen“ keine herabfallenden Sterne sind? Die Stellen 41:12 und 67:5 benutzen zwar nicht das Nomen „Sterne“, jedoch scheinen damit angesichts von 37:6 dennoch „Sterne“ gemeint zu sein. Würde aus all dem nicht zusätzlich folgen, dass der Koran der veralteten Vorstellung anhängt, die Sterne seien in der Erdatmosphäre an einem Dach aufgehängt? – Dazu lässt sich sagen:

Hier sei noch einmal wiederholt, dass es sich wohl ausschließen lässt, das gesamte beobachtbare Universum befinde sich innerhalb des innersten Himmels, der es als riesige massive Kugel umschließe, und die sieben Himmel seien diese und sechs weitere Kugeln, die einander umschlössen. Dies würde bedeuten, dass sich der unterste Himmel im schwarzen Dunkeln befindet und unsichtbar ist, so dass der folgende Vers teilweise keinen Sinn ergäbe: Haben sie nicht den Himmel über sich angeschaut, wie wir ihn erbaut und geschmückt haben und er keine Breschen hat? 71 Die Makellosigkeit eines unsichtbaren Himmels als Beweis für irgendetwas anzuführen, wäre in der Tat merkwürdig, besonders, wenn darauf hingewiesen wird, er habe keine Löcher und Spalten („Breschen“). Auch lässt sich nachweisen, dass die sieben Himmel laut Koran prinzipiell beobachtbar sind – wenigstens vom damaligen Zeitpunkt aus gesehen für spätere Generationen. In einem solchen Kugelmodell wäre das jedoch nicht zu erwarten. Den Nachweis erbringen die Verse:

Und zu Seinen Zeichen gehört die Schöpfung der Himmel und der Erde.72
Sag: Schaut, was in den Himmeln und auf Erden ist. Doch nichts helfen Zeichen und Warnungen einem Volk, das nicht zu glauben pflegt.73
Gott ist derjenige, der die Himmel ohne Stützen erhob. Ihr seht sie.74
Habt ihr nicht gesehen, wie Gott sieben Himmel hierarchisch erschaffen hat?75

Da nun ausgeschlossen ist, dass ein dach- bzw. schalenförmiger Himmel um das Universum herum existiert und auch sonst kein schalenförmiges Schwerkraftsystem bekannt ist, bleibt aufgrund des folgenden Verses kaum etwas anderes übrig, als in der Erdatmosphäre oder eines Teils von ihr den innersten Himmel zu sehen, da dies der Bedeutung der Dachförmigkeit am nächsten kommt.:

Und Wir machten den Himmel zu einem beschützten76 Dach.77

Hier wird offenbar auf den oben besprochenen Schutz vor den Satanen angespielt. Die Erdatmosphäre hat tatsächlich die Funktion eines Daches, zumal sie eine effektive Schutzhülle darstellt - vor schädlicher Strahlung und vor Meteoriten, die ja in ihr zum größten Teil verglühen, bevor sie auf der Erdoberfläche Schaden anrichten können.

Die nicht mit völliger Sicherheit nachgewiesene Oortsche Wolke, von welcher das Sonnensystem umgeben wird, ist zwar wohl einigermaßen schalenförmig, doch hat sie nach derzeitigem Wissensstand nicht die Funktion einer Schutzhülle. Somit macht ihre Bezeichnung als „Dach“ weniger Sinn, es sei denn als Dach im Sinne einer Grenze, welche von den Daimonien nicht überschritten werden kann. Dafür passt zu dieser Wolke die Rede von der „Schmückung“ umso weniger.

„Der Himmel“ im Singular und unspezifiziert

Weniger eindeutig ist es, wenn der Koran schlicht von „dem Himmel“ spricht, im Singular und ohne direkte Spezifikation.

Dann nämlich kann „der Himmel“ ein Sammelausdruck für alle sieben Himmel sein und somit näherungsweise für das Universum abzüglich der Erde. Dies zeigt sich beispielsweise an der Parallelität der beiden folgenden Verse:

Lauft zügig hin zu einer Verzeihung von eurem Herrn, und einem Paradies, dessen Breite die Himmel und die Erde sind. Bereitgestellt ist es den Hütungsvollen.78
Lauft ums Zuvorkommen hin zu einer Verzeihung von eurem Herrn und einem Paradies, dessen Breite wie die Breite des Himmels und der Erde ist. Bereitgestellt ist es denen, die an Gott und Seine Gesandten glauben.79

In anderen Versen bestätigt die Grammatik, dass hinter „dem Himmel“ mehrere Himmel stehen können, denn in den folgenden Versen steht in den hervorgehobenen Stellen wider Erwarten der Plural:

Zudem wandte Er sich zum Himmel, worauf Er sie (hunna) zu sieben Himmeln ausformte80
Zudem wandte Er sich zum Himmel, als er noch Rauch war, worauf er zu ihm und zur Erde sagte: Kommt, freiwillig oder widerwillig. Sie sagten81: Als Freiwillige 82 sind wir gekommen. Da schloss er sie (hunna) zu sieben Himmeln in zwei Tagen ab und inspirierte in jeden Himmel dessen Befehl83

„Der Himmel“ kann aber auch schlicht den nächstliegenden, also den atmosphärischen Himmel meinen:

Haben sie nicht den Himmel über sich angeschaut, wie wir ihn erbaut und geschmückt haben und er keine Breschen hat?84

Besonders in der Wendung vom Himmel her kann er aber auch schlicht „weit oben“ und diese Wendung „von weit oben her“ bedeuten, da samâ° (arab. „Himmel“) ursprünglich wörtlich übersetzt „(große) Höhe“ bedeutet und nichts mit der alten naiven Vorstellung einer „Himmelsschale“ zu tun haben muss. Die Erde wird dabei oft stillschweigend als Bezugspunkt vorausgesetzt. So beschreibt der Koran Wolken an einer Stelle (2:164) als zwischen Himmel und Erde befindlich, als befänden sie sich in keinem Himmel, sondern unterhalb des untersten Himmels (in der Tat sind sie nur selten oberhalb der Troposphäre - in der Stratosphäre - zu finden, und niemals in der Mesosphäre), an einer anderen Stelle (30:48) werden Wolken doch noch im Himmel verortet, was ebenfalls korrekt ist, da sie sich ja vergleichsweise in großer Höhe befinden.

So bleibt nichts anderes übrig, als den Kontext, in dem das Wort „Himmel“ jeweils benutzt wird, oder auffällige Parallelen zu anderen Versen zur Deutung zu Hilfe zu nehmen. Dort, wo dies nicht möglich ist, bleibt sein Inhalt diffus (was keineswegs unbeabsichtigt sein muss).

1 Sure 3:29
2 Sure 2:106-107
3 Sure 2:284
4 Sure 2:216
5 Sure 6:164, 27:91
6 Sure 5:17 , 5:18, 15:85 u.v.m.
7 Sure 42:29
8 Sure 5:120
9 Sure 17:44
10jahannam. Hier in der hebraisierenden Version („Gehenna“), um die etymologisch falsche und kommunikativ nachteilhafte Vokabel „Hölle“ zu vermeiden.
11 Siehe Sure 3:133
12 Sure 71:16
13 Sure 30:22
14 Sure 10:101
15 Sure 13:2. Andere Lesart: „… der die Himmel ohne Stützen, die ihr seht, erhob.“
16 D.h. für die wahrhaft Glaubenden.
17 Sure 32:17
18 Sure 79:34-36
19 Siehe Sure 53:26
20 Zwar wurden dem Gesandte Gottes laut seinen eigenen authentisch überlieferten Aussagen lebende Geschöpfe im Paradies gezeigt, doch war dies ein Blick in die Zukunft, zumal er dort auch die Schritte seines Gefährten Bilâl hörte, wiewohl dieser erst nach dem Propheten verstarb (Saħîħ al-Bukhâriyy, kitâb at-tahajjud, Hadith Nr. 1098).
21 Die Verse benutzen für „ewig“ das Wort khâlid, das grenzenlose Ewigkeit bedeuten kann, jedoch nicht muss. Es kann auch einfach einen unüberschaubar langen Zeitraum meinen, also auch nur eine quasi-grenzenlose Ewigkeit. Die endliche „Ewigkeit“ des Universums steht somit der Unsterblichkeit im Jenseits nicht entgegen, sondern kann als eine Art „Mindestangabe“ angesehen werden.
22 Sure 11:106-107
23 Sure 3:133
24 Sure 58:21
25 Stanford Encyclopedia of Philosophy, Eintrag „Ibn Bâjja” (http://plato.stanford.edu/entries/ibn-bajja)
26 Saħîħ al-Bukhâriyy, Hadithe Nr. 3079, Nr. 3080, Nr. 6181 u.a.
27 Nach einer wissenschaftlichen Hochrechnung existieren auf der Erde über 3 Billionen Bäume:
28 Auf über 6000 Stufen schließen Gelehrte aufgrund eines u.a. von Tirmidhiyy überlieferten und von ihm als authentisch eingestuften Hadiths: „Zum Gefährten des Koran wird gesagt werden: ‚Lies, steige auf und rezitiere, wie du im Diesseits zu rezitieren pflegtest. Denn deine Rangstufe befindet sich beim letzten Vers, den du liest.’“ (Sunan at-Tirmidhiyy, kitâbu faĐâ°il al-qur°ân, Hadith Nr. 2914). Da der Koran aus mehr als 6000 Versen besteht, wird aufgrund dieses Hadiths von mehr als 6000 Paradiesstufen ausgegangen. Klar ist, dass das Paradies aus mehr als 100 Stufen besteht, da es aufgrund eines authentischen Bukhâriyy-Hadiths allein für die Ankämpfer für den Weg Gottes (mujâhidîn fî sabîlillâh) „im Paradies 100 Stufen gibt, zwischen je zwei Stufen ist ein Abstand wie zwischen Himmel und Erde.“ (Sahih al-Bukhâriyy, kitâbu l-jihâdi wa s-sayr, Hadith Nr. 2637)
29 Siehe Sure 9:38
30 Sure 76:20
31 Sure 71:16
32 Sure 50:6
33 Die Begründung für die Hervorhebung der Mesosphäre wird im Abschnitt „Der niederste Himmel“ deutlich.
34 Der vormalige Virgo-Superhaufen hat sich im September 2014 als bloßes Anhängsel des neu entdeckten Laniakea-Superhaufens herausgestellt. Siehe: http://www.spektrum.de/news/gestatten-der-superhaufen-laniakea/1307020
35 Tibâq طباق heißt wörtlich und ursprünglich nämlich nicht „übereinander“, dies wäre ba'Dohunna fawqa ba'D بعضهن فوق بعض. Hinsichtlich der sprachlichen Einordnung von Tibâqan طباقا war man sich sehr unsicher. Es war und ist noch heute nicht klar, ob es hier ein Verbalsubstantiv und somit ein Singular ist oder aber ein Plural von Tabaq oder von Tabaqah. Letztere würden eigentlich die Plurale aTbâq أطباق und Tabaqât طبقات erwarten lassen, wie in den Worten von ’Amr b. ’Aâs im Saħîħ-Werk Muslims: إني قد كنت على أطباق ثلاث. Siehe auch die zwar schwach überlieferte, aber evtl. als Sprachzeugnis dienliche Erzählung von Ibn Abbâs: قال: حدثنا عن سفينة نوح؟ قال: كان طولها ألف ذراع ومائتي ذراع وعرضها ستمائة ذراع وكانت ثلاث طبقات، فطبقة فيها الدواب والوحش، وطبقة فيها الإنس، وطبقة فيها الطير (überliefert im Korankommentar des Tabariyy zu Sure 11:38). Als der Sprachgelehrte Zajjâj die Tabaq-Erwähnung in Sure 84:19 erklärte, benutzte er als Plural automatisch aTbâq أطباق, nicht Tibâq طباق: ومن قرأَ لتركَبَنَّ أراد لتركَبَنَّ يا محمد طَبَقاً عن طَبَق من أطبْاق السماء (zitiert in lisân al-'arab im Eintrag zur طبق-Wurzel). Darum konnten die Exegeten nur vermuten, dass sich die Pluralbildung in diesem Vers an dem seltenen Paarmuster in jabal-jibâl جبل جبال u.ä. orientiert, oder an dem ebenfalls seltenen Paarmuster in raqabah-riqâb رقبة رقاب. Die Übersetzung „Schichten“ ist somit fragwürdig. Auch gehen die Meinungen bezüglich des Akkusativs, in welchem Tibâqan طباقا offensichtlich steht, auseinander.
36 Man beachte die vollkommene Parallelität sowohl hinsichtlich der Bedeutung als auch der Flexionsmuster zwischen 'alâ ya''uluwwan wa 'alâ°an („hoch sein“) und samâ yasmû sumuwwan wa samâ°an (ebenfalls „hoch sein“).
37 Überliefert von Bazzâr in seinem musnad, von Ibn Abî Shaybah in al-'arshu wa mâ ruwiya fîhi und von Bayhaqiyy in al-asmâ°u wa s-Sifât. Der Hadith hat deutliche Schwachpunkte: 1.) In all seinen Überliefererketten befindet sich al-A’mash, der für das Verschweigen von Überlieferern bekannt ist (tadlîs) und hier nicht klar sagt, dass er den Hadith selbst von dem von ihm genannten Überliefer gehört hat. 2.) Der Gewährsmann, der laut allen Überliefererketten den Hadith von dem Prophetengefährten Abû Dharr empfangen zu haben scheint, ist ein gewisser Abû Nasr, welcher entweder unbekannt oder mit Ħumayd b. Hilâl zu identifizieren ist, von dem man weiß, dass er nie Ohrenzeuge eines Wortes von Abû Dharr gewesen ist. Siehe dazu die Aussage von Bazzâr in seinem musnad: وَأَبُو نَصْرٍ هَذَا أَحْسِبُهُ حُمَيْدُ بْنُ هِلالٍ وَلَمْ يَسْمَعْ مِنْ أَبِي ذَرّ, und von Dhahabiyy in at-tadhkirah: أبو نصر لا يعرف والخبر منكر.
38 Ein anderer Name für Wolken.
39 Überliefert im Musnad Aħmad, im Sunan-Werk des Abû Dâwûd und im Sunan-Werk des Tirmidhiyy u.a. Auch diese Überlieferung ist schwach, denn: 1.) Der Hadith wurde von Simâk b. Ħarb überliefert, der für sein schwaches Gedächtnis bekannt ist. 2.) Er hat ihn von einem gewissen Abdullâh b. 'Umayrah empfangen, der laut Dhahabiyy unbekannt ist. 3.) Abdullâh b. 'Umayrah soll ihn von Al-Aħnaf b. Qays empfangen haben, jedoch ist laut Bukhâriyy nicht bekannt, dass er je ein Ohrenzeuge von ihm gewesen ist (so Mizziyy in tahdhîb al-kamâl: عبد الله بن عميرة قال البخاري لا يعلم له سماع من الأحنف). 4.) Al-Aħnaf b. Qays soll den Bericht - wie in der Version von Abû Dâwûd sichtbar wird - von dem Onkel des Propheten empfangen haben. Von Al-Aħnaf ist jedoch nicht bekannt, dass er jemals Ohrenzeuge eines Wortes von 'Abbâs gewesen ist ('Abdulħaqq al-Ishbîliyy in al-Aħkâm ash-Shar'iyyatu l-kubrâ: لا يعلم للأحنف سماع من العباس), so dass die Überliefererkette als unvollständig angesehen werden muss. – Tirmidhiyy selbst stufte den Hadith zwar als ħasan gharîb ein, doch gerade dies -abgesehen von dem Zusatz gharîb - ist eher als Eingeständnis der Schwäche des Hadiths zu werten, da die meisten seiner ħasan-Einstufungen sich auf schwache Hadithe beziehen, wie Dhahabiyy bemerkt.
40 Überliefert von Tirmidhiyy und Abû Dâwûd.
41 Überliefert im Sunan-Werk des Tirmidhiyy. Der Hadith ist schwach, da ihn Ħasan al-Basriyy, der für das Verschweigen von Mittelsmännern bekannt ist (tadlîs), direkt von Abû Hurayrah berichtet, ohne zu behaupten, er habe ihn von ihm gehört. Ohnehin ist bekannt, dass er nie direkter Ohrenzeuge von Hadithen von Abû Hurayrah war, wie Tirmidhiyy selbst im Anschluss des Hadiths erwähnt: قَالَ أَبُو عِيسَى : هَذَا حَدِيثٌ غَرِيبٌ مِنْ هَذَا الْوَجْهِ ، قَالَ : وَيُرْوَى عَنْ أَيُّوبَ ، وَيُونُسَ بْنِ عُبَيْدٍ ، وَعَلِيِّ بْنِ زَيْدٍ ، قَالُوا : لَمْ يَسْمَعِ الْحَسَنُ مِنْ أَبِي هُرَيْرَةَ.
42 Selbst wenn man abwegigerweise davon ausginge, dass in den Hadithen Jahre in den Maßstäben des Jenseits gemeint sind (ein Tag = Tausend Jahre) wäre mit ca. 25,6 Lichtjahren noch immer nur ein winziger Teil der Milchstraße abgedeckt. In den Hadithen deutet allerdings ohnehin nichts daraufhin, dass sie Maßstäbe des Jenseits zugrundelegen.
43 Wenn man die folgenden beiden Hadithe zusammennimmt, ergibt sich, dass zumindest der Abstand zwischen dem untersten Himmel und dem Erdboden nicht fünfhundert, sondern lediglich einhundert Jahre beträgt: „Im Paradies gibt es hundert Stufen, die Gott den Ankämpfern für seinen Weg bereitet hat, (und) zwischen zwei Stufen ist jeweils (ein Abstand) wie zwischen dem Himmel und der Erde.“ (Saħîħ al-Bukhâriyy, kitâb at-tawħîd, Hadith Nr. 6987) „Im Paradies gibt es hundert Stufen, (und) zwischen zwei Stufen ist jeweils ein Abstand von hundert Jahren.“ (Musnad Ahmad & Sunan at-Tirmidhiyy, kitâbu Sifati l-jannah, Hadith Nr. 2528). Der zweite Hadith ist von Tirmidhiyy mindestens als ħasan gharîb, von Aħmad Shâkir und Nâsiruddîn al-Albâniyy als Saħîħ eingestuft worden. Die Authentifizierung ist allerdings mit Vorbehalt zu sehen, da sich in der Überliefererkette der Überlieferer Sharîk Nakha'iyy befindet, der für die hohe Anzahl seiner Überlieferungsfehler bekannt ist. Überdies stehen die hundert Jahre zwischen Erdboden und unterstem Himmel zwar weniger in Konflikt mit astronomischen Fakten als die 8.000 Jahre bis zum Thron im anderen Hadith, können von dem Konflikt aber dennoch nicht freigesprochen werden.
44 So ist sicher überliefert, dass Ibn Mas'ûd den Propheten Isaak statt Ismael für das gerettete Schlachtopfer Abrahams hielt, womit er die jüdische Ansicht übernommen hatte, obwohl die Reihenfolge der Koranverse in Sure 37:99-112 das Gegenteil nahelegt. Siehe dazu die authentische Überlieferung von Tabâriyy in seinem târîkh, und in ähnlicher Form bei Tabarâniyy in seinem al-mu'jam al-kabîr: حَدَّثَنَا ابْنُ الْمُثَنَّى ، قَالَ : حَدَّثَنَا مُحَمَّدُ بْنُ جَعْفَرٍ ، قَالَ : حَدَّثَنَا شُعْبَةُ ، عَنْ أَبِي إِسْحَاقَ ، عَنْ أَبِي الأَحْوَصِ ، قَالَ : " افْتَخَرَ رَجُلٌ عِنْدَ ابْنِ مَسْعُودٍ ، فَقَالَ : أَنَا فُلانُ ابْنُ فُلانِ ابْنِ الأَشْيَاخِ الْكِرَامِ ، فَقَالَ عَبْدُ اللَّهِ : ذَاكَ يُوسُفُ بْنُ يَعْقُوبَ بْنِ إِسْحَاقَ ذَبِيحُ اللَّهِ ابْنُ إِبْرَاهِيمَ خَلِيلِ اللَّهِ. Bei Ibn 'Abd al-Barr in seinem jâmi' bayân al-'ilm ist sogar überliefert, dass Abdullâh b. Mas'ûd zwar vor der Befragung von Juden und Christen zu religiösen Dingen warnte, jedoch dennoch empfahl, zur Not von ihnen das anzunehmen, was mit dem Koran übereinstimmt und ihm nicht widerspricht: وَذَكَرَ عَبْدُ الرَّزَّاقِ ، وَأنا الثَّوْرِيُّ ، عَنِ الأَعْمَشِ ، عَنْ عُمَارَةَ ، عَنْ حُرَيْثِ بْنِ ظُهَيْرٍ ، قَالَ : قَالَ عَبْدُ اللَّهِ : لا تَسْأَلُوا أَهْلَ الْكِتَابِ ؛ فَإِنَّهُمْ لَنْ يَهْدُوكُمْ وَقَدْ أَضَلُّوا أَنْفُسَهُمْ ، فَتُكَذِّبُونَ بِحَقٍّ أَوْ تُصَدِّقُونَ بِبَاطِلٍ , قَالَ : وَزَادَ مَعْنٌ ، عَنِ الْقَاسِمِ بْنِ عَبْدِ الرَّحْمَنِ ، عَنْ عَبْدِ اللَّهِ فِي هَذَا الْحَدِيثِ أَنَّهُ قَالَ : إِنْ كُنْتُمْ سَائِلِيهِمْ لا مَحَالَةَ فَانْظُرُوا مَا وَاطَأَ كِتَابَ اللَّهِ فَخُذُوهُ ، وَمَا خَالَفَ كِتَابَ اللَّهِ فَدَعُوهُ. – Ein weiteres Beispiel die höchst merkwürdige und dennoch authentisch u.a. auf Ibn Mas'ûd zurückführbare Aussage, die Frauen (der Israeliten?) seien mit der Monatsblutung bestraft worden, weil die Frauen der Israeliten in den Gebetshäusern die Männer durch künstliche Vergrößerung der Körperhöhe auf sich aufmerksam zu machen und damit in Versuchung zu führen gepflegt hätten. Schon der berühmte Hadithwissenschaftler und Bukhâriyy-Kommentator Ibn Ħajar al-'Asqalâniyy bezweifelte in seinem Kommentar zu dieser auch von Aishah getätigten Überlieferung, dass sie auf den Lehren des Propheten beruhte. Stattdessen sah er es als wahrscheinlicher an, dass hier schlicht eine der zahlreichen Geschichten, die damals über die Israeliten (u.a. auch von ihnen) im Umlauf waren, verarbeitet wurde. Er hat guten Grund zu dieser Ansicht. Ibn Ħajar sagt dazu: „Doch die Monatsblutung gibt es heute bei den Israeliten, und es gab sie schon vor den Kindern Israels. Es ist authentisch über den Propheten überliefert worden, dass er zu Aishah, als sie ihre Monatsblutung in der Abschiedpilgerfahrt bekam, sagte: ‚Dies ist etwas, das Gott den Töchtern Adams bestimmt hat.’“ - Zu guter Letzt (mit Dank an @DerMenschensohn) lässt sich die Himmelsvorstellung mit den vermeintlich 500 Reisejahre großen Abständen tatsächlich noch heute in israelitischem Schriftgut, genauer gesagt im Talmud, wiederfinden (Pesachim 94b)
45 Plausibel angesichts der Tabaq-Semantik von Sure 84:19 und der Syntax von Sure 71:14, vorausgesetzt, dass Tibâq طباق ein Plural von Tabaq طبق ist.
46 Plausibel angesichts der Tabaq-Semantik von Sure 84:19, vorausgesetzt, dass Tibâq طباق ein Plural von Tabaq طبق oder Tabaqah طبقة ist. Siehe auch den als authentisch eingestuften Tirmidhiyy-Hadith: ألا إن بني آدم خلقوا على طبقات شتى فمنهم من يولد مؤمنا ويحيا مؤمنا ويموت مؤمنا ومنهم من يولد كافرا ويحيا كافرا ويموت كافرا ومنهم من يولد مؤمنا ويحيا مؤمنا ويموت كافرا ومنهم من يولد كافرا ويحيا كافرا ويموت مؤمنا. Oder die im Saħiħ-Werk Bukhâriyys überlieferte Aussage des Ibn Abbâs: لَتَرْكَبُنَّ طَبَقًا عَنْ طَبَقٍ ، حَالًا بَعْدَ حَالٍ ، قَالَ: هَذَا نَبِيُّكُمْ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ. Oder wie in den Worten von ’Amr b. al-’Âs im Saħîħ-Werk Muslims: إني قد كنت على أطباق ثلاث [...] فلو مت على تلك الحال لكنت من أهل النار
47 Ähnlich im Korankommentar von Ibn 'Âshûr zu 67:3. Ibn Manzôr in lisân al-'arab: طَبَقُ كلِّ شيء ما ساواه، والجمع أَطْباقٌ؛ وقوله: ولَيْلة ذات جَهامٍ أَطْباق معناه أَن بعضَه طَبَقٌ لبعض أَي مُساوٍ له، وجَمَع لأَنه عنى الجنس، وقد يجوز أَن يكون من نعت الليلة أَي بعضُ ظُلَمِها مُساوٍ لبعض فيكون كجُبَّةٍ أَخْلاق ونحوها. وقد طابَقَهُ مطابَقةً وطِباقاً. وتَطابَقَ الشيئَان: تساوَيا. والمُطابَقةُ: المُوافَقة [...] وهذا الشيء وَفْقُ هذا ووِفاقُه وطِباقُه وطابَقُهُ وطِبْقُه وطَبِيقُه ومُطْبِقُه وقالَبُه وقالِبُه بمعنى واحد.. Tatsächlich gibt es zwischen der Erdatmosphäre, dem Lunarsystem, dem Sonnensystem und der Galaxis die auffällige Übereinstimmung der Angeordnetheit und/oder des Kreisens um ein Zentrum herum. Erst kürzlich, im Januar 2013, veröffentlichte die wissenschaftliche Fachzeitschrift „nature“ die unerwartete Entdeckung, dass die Satellitengalaxien der Nachbargalaxie unserer Milchstraße, Andromeda, um Letztere herum nicht zufällig angeordnet kreisen, sondern auf einer flachen Ebene, ähnlich wie Planeten um ihr Zentralgestirn. (Siehe: http://www.nature.com/nature/journal/v493/n7430/full/nature11717.html)
48 Siehe lisân al-'arab: جاءنا طَبَقٌ من الناس وطِبْقٌ أَي كثير. وأَتى طَبَقٌ من الجراد أَي جماعة. وفي الحديث: أَن مريم جاعَتْ فجاءَها طَبَقٌ من جَرادٍ فصادَتْ منه، أَي قَطيعٌ من الجراد [...] والطِّبْقُ الخلق الكثير. Und al-qâmûs al-muħîT: وطبقت النُّجومُ: كَثرَتْ وظَهَرَتْ (vorausgesetzt, dass Tibâq طباق ein Plural von Tabaq طبق ist)
49 Ähnlich der vorangegangenen Fußnote. Siehe außerdem den Tafsîr des Qortobiyy: وقال أبان بن تغلب : سمعت بعض الأعراب يذم رجلا فقال : شره طباق ، وخيره غير باق
50 Siehe lisân al-'arab: وطِباقُ الأَرض وطِلاعُها سواء: بمعنى مِلْئها [...] وطَبَّقَ الغيثُ الأَرضَ: ملأَها وعمّها. وغيثٌ طَبَقٌ: عامٌّ يُطَبِّقُ الأَرض. Siehe auch den Hadith im Saħîħ-Werk Muslims: قَالَ رَسُولُ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ إِنَّ اللَّهَ خَلَقَ يَوْمَ خَلَقَ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضَ مِائَةَ رَحْمَةٍ كُلُّ رَحْمَةٍ طِبَاقُ مَا بَيْنَ السَّمَاءِ وَالْأَرْضِ. An diesem Hadith sieht man auch, dass sich das Wort auch auf dreidimensionale Räume beziehen kann, nicht nur Flächen.
51 Siehe lisân al-'arab: وأَتانا بعد طَبَقٍ من الليل وطَبيقٍ: أَراه يعني بعد حين، وكذلك من النهار [...] الحُمَّى المُطْبِقةُ: هي الدائمة لا تفارق ليلاً ولا نهاراً. Und al-qâmûs al-muħîT:: وطِبْقاً وطَبيقاً: مَلِيّاً.
52 Plausibel, da „hängen, haften“ (neben „bedecken“) zu den Grundbedeutungen der Wurzel T-b-q gehört (vgl. in lisân al-'arab phonetisch benachbarte Wurzeln d-b-q und T-f-q und beachte die Synonymität zwischen dibq دِبْق und Tibq طِبْق, sowie zwischen Tafiqa طفِقَ und Tabiqa طَبِقَ). Außerdem bezeichnet Tabaq[-ah] mit dem Plural Tibâq auch ein Gelenk oder eine Wirbel in der Wirbelsäule, was die Assoziation der Eingebundenheit verstärkt. Siehe al-qâmûs al-muħîT: وطبقت يَدُهُ طَبْقاً، ويُحَرَّكُ، فهي طَبِقَةٌ: لَزِقَتْ بالجَنْبِ. In diesem Fall wäre Tibâq طباق der nachvollziehbare Plural von Tabîq طبيق und ein Adjektiv-Attribut, gebildet aus dem Verb Tabaqa طبق. - Dies gehört zu den wahrscheinlichsten Bedeutungen des Wortes, nicht zuletzt da es zu dem Rest des Verses am besten passt und die Vorwegnahme der darauffolgenden Verneinung des tafâwut (arab. „voneinander abweichen, einander entrinnen“ (siehe fawt فوت in Sure 34:51) darstellen würde. Auch Shawkâniyy sieht in seinem Korankommentar jene Verneinung als mögliche Ausformulierung des ersten Satzes des Verses an.
53 Semantische Herleitung wie in der vorangegangenen Fußnote, mit Tibâq طباق als Verbalsubstantiv von Tâbaqa طابق, und zwar als das zweite Akkusativ-Objekt des Satzes, nicht mehr als Adjektiv-Attribut.
54 Unachtsame Übersetzer geben den Ausdruck mit „der Himmel der Welt“ oder „der Himmel des Diesseits“. o.ä. wieder Diese Übersetzung ist falsch, da ad-dunyâ hier eindeutig ein Adjektiv-Attribut und kein Genitiv-Attribut ist, für Arabischkundige erkennbar an dem Artikel in as-samâ°.
55 Auch angedacht von Ibn 'Âshûr in seinem Kommentarwerk at-taħrîr wa t-tanwîr (dort in seinem Kommentar zu Sure 37:7).
56 Siehe dazu die am Observatorium MIT Haystack im US-amerikanischen Westford erzielten Ergebnisse: http://www.haystack.mit.edu/~pje/meteors
57 Die Plausibilität dieser Schlussfolgerung ist offensichtlich sehr hoch und kann höchstens durch die Frage getrübt werden, wie denn von einer regelrechten Geschmücktheit des Himmels durch lediglich sporadische Meteorerscheinungen die Rede sein kann. Diese lässt sich aber folgendermaßen beantworten: 1.) Meteore sind trotz der phasenweisen frequentiellen Ausdünnung letztlich ein durchgehendes und ununterbrochenes Phänomen, dessen Frequenz seiner Einzelerscheinungen sich regelmäßig mehrmals im Jahr für mehrere Tage bis Wochen massiv erhöht, so dass von regelrechten Meteorschauern bis hin zu Meteorstürmen die Rede ist. 2.) Sure 72:8 lässt sich entnehmen, dass die unsichtbare Spezies, für die der Koran ja ebenfalls herabgesendet wurde und möglicherweise durch solche Verse mehr angesprochen werden soll als die Menschen, Höhen erreicht, welche ihr die Sichtung einer weit größeren Anzahl von Leuchtereignissen erlauben. 3.) Ihr Wahrnehmungsspektrum ist breiter angelegt als dasjenige der Menschen, so dass sie wohl zusätzlich viel kurzzeitigere und/oder kleinere dieser Ereignisse und über diese hinausgehende Leuchterscheinungen wahrnehmen kann. Evtl. kann man sogar den weiter unten besprochenen Plasmaregen hinzuzählen. - Gegen die letzten beiden Punkte wiederum mag man einwenden, dass Sure 15:16 allgemein von einer Schmückung des Himmels für die Schauenden spricht und sich nicht auf eine Spezies mit speziellen Wahrnehmungsfähigkeiten beschränkt. Allerdings sind in 15:16 diesmal weder der Himmel noch die Schmückung spezifiziert, so dass dort der Gesamthimmel als Gemeintes in Frage kommt und sich zusätzlich zu den Leuchtkörpern bzw. -ereignissen die Himmelsfarbe, Wolken und andere Faktoren als Schmückungsmittel denken lassen.
58 Die mittlerweile in mehreren Koranübersetzungen zu findende Übersetzung „Wurfgeschosse“ geht wohl auf Rudi Paret zurück. Auch im lisân al-'arab von Ibn Manzôr wird als Sekundäralternative eine ähnliche Bedeutung erwähnt, wird dort jedoch eben mit 67:5 begründet, wodurch sich dies wohl weniger als Beleg eignet. Max Henning übersetzt: „... und bestimmten sie zu Steinen“. Murad Hofmann: „... bestimmt zum Vertreiben der Satane“. Ibn Rassoul: „... und Wir haben sie zu einem Mittel zur Vernichtung der Satane gemacht“. Lazarus Goldschmidt und sogar Friedrich Rückert jedoch korrekter, wenn auch im Singular: „... machten sie zur Steinigung“ (richtig wäre Plural). Amir Zaidan schließlich vollständig korrekt: „... bereits schmückten Wir den untersten Himmel mit Leuchten und machten sie zu Steinigungen“.
59 ... es sei denn mit dem modernen Wissen über die hochdynamische Natur und Struktur von Sternen, was den Vers zu einer der naturwissenschaftlichen Erstaunlichkeiten des Koran machen würde. - Übrigens ist die Anwendung der Perfektform bei den Verben z.B. in 67:5 nicht unbedingt ein Beweis für Einmaligkeit und Statik, da ihre Anwendung ein Bestandteil der Rhetorischen Vorgehensweise des Koran schon in Bezug auf andere Naturphänomene ist, siehe z.B. die Suren 13:17 oder 17:12.
60 So ist in vielen Hadithen und frühen Überlieferungen vom Mond „und den restlichen kawâkib“ die Rede (kawâkib ist der Plural von kawkab). Siehe: Sunan Abî Dâwûd, kitâb al-'ilm, Hadith Nr. 3641; Sunan at-Tirmidhiyy, kitâb al-'ilm, Hadith Nr. 2682.
61 Belege für diese Verwandtschaft: 1.) Quasi-identische Wurzel trotz ihrer Länge (Die Konsonanten w und b sind linguistisch miteinander verwandt, vergl. sirwâl und sirbâl, oder sha'wadhah und sha'badhah); 2.) Gemeinsame Bedeutung der kabkab-Wurzelvarianten kabbah, kubbah und kawkab: „der Großteil von etwas“, s. lisân al-'arab von Ibn Manzôr zu kabba und kawkab. 3.) Gemeinsame Bedeutung der kabkab-Wurzelvariante kabbah und kawkab: „die Intensität von etwas“ shiddah, s. lisân al-'arab von Ibn Manzôr zu kabba und kawkab. 4.) Gemeinsame Bedeutung von kabkabah und kawkabah: „Gruppe“ (in mehreren Hadithen und frühen Überlieferungen nachweisbar, z.B. Musnad Ahmad, Hadith Nr. 3977: „Bis Moses in einer kabkabah von den Kindern Israels an mir vorüber kam. Als ich sie sah, bewunderte ich sie, und ich sagte: ‚Mein Herr, wer sind diese (Leute)?’ “). Ibn Hajar von Askalon in fatħ al-bârî: وَالْكَبْكَبَةُ بِفَتْحِ الْكَافِ وَيَجُوزُ ضَمُّهَا بَعْدَهَا مُوَحَّدَةٌ هِيَ الْجَمَاعَةُ مِنَ النَّاسِ إِذَا انْضَمَّ بَعْضُهُمْ إِلَى بَعْضٍ. S. lisân al-'arab von Ibn Manzôr zu kawkab. 5.) Parallele in lawlab, das Fayrûzâbâdiyy in seinem qâmûs im Eintrag zu labba und lablab aufnahm, und schon vor ihm auch der berühmte Sprachgelehrte Abû Mansûr al-Azhariyy (geb. 282 n.H., gest. 370 n.H.) in seinem tahdhîb al-lughah. 6.) In verschiedenen älteren semitischen und daher mit dem Arabischen verwandten Sprachen lautete das Wort für „Stern“ kabkab, so z.B. im Akkadischen und im Ugaritischen.
62 Interessanterweise beschreibt ein Überlieferer ein Meteorereignis in seinen eigenen Worten als Wurf mit einem najm, was zeigt, wie es der Koran formuliert hätte, wenn er von einem Menschen statt von Gott stammte. (Saħîħ Muslim, kitâb as-salâm, Hadith Nr. 2229)
63 Sure 15:16. Vgl. dazu die Syntax in Sure 5:50.
64 Beispielsweise lässt sich mit zayyana beim Eintritt in ein Zimmer sagen: „Wie schön unsere Fenster mit den Bäumen und den Bergen dort draußen geschmückt sind!.“ Koranverse, die in Frage dafür kommen, dass sie diese Eigenschaft von zayyana ausnutzen: 3:14, 16:8, 40:37. Vgl. auch Râziyy und Ibn 'Âshûr zu 37:7 in ihren Kommentarwerken mafâtîħu l-ğayb und at-taħrîr wa t-tanwîr.
65 Siehe Sure 35:8.
66 Siehe Suren 15:16, 25:61, 71:16, 78:13
67 Freilich könnte man noch fragen, wozu dann überhaupt die Erwähnung der Atmosphäre dienen soll, wenn man bei solch weit entfernten Sternen auch allgemein von einer Verschönerung des Weltalls sprechen kann. – Hierzu lässt sich sagen:
  • Erstens wird das atmosphärische Gewölbe durch die Sterne tatsächlich in größerem Maß als das Weltall verschönert, zumal ohne die Lufteigenschaften der Atmosphäre der für die Ästhetik nicht unwesentliche optische Effekt der Sternprojektionen ausbliebe, der als Glitzern oder Funkeln wahrgenommen wird. Dies verleiht dem Nachthimmel einen subjektiven Glanz, als bestünde dieser aus Glas. Dies wird wohl mit dazu beigetragen haben, dass sich frühe Astronomen und Philosophen die Himmelskörper als von gigantischen Kristallkugeln getragene Objekte dachten.
  • Zweitens legt die Hervorhebung des niedersten Himmels nahe, dass sich die Abwehr der Satane an den Grenzen dieser Atmosphäre abspielt bzw. dem Schutz dieser Grenzen dient.
  • Drittens wird dadurch spürbar, welche große Rolle in der Weltbestimmung Gottes der Mensch trotz der Winzigkeit und Abgeschiedenheit seines Lebensraums spielt, wenn seine unmittelbare Umgebung eine derartige Aufmerksamkeit im Vergleich zum ungleich größeren Rest des Universums erhält.
  • Viertens kann es der Aufrechterhaltung einer intendierten Ambiguität des Verses dienen, d.h. um die Deutung der maSâbîħ als in die Atmosphäre eintretende Kleinobjekte weiterhin zu ermöglichen, weil die Aussage zusätzlich unter diesem Aspekt mit der Realität übereinstimmt.
  • Fünftens besteht das mit bloßem Auge sichtbare Weltall, das ja nicht als von Schalen umgeben angesehen werden kann, aus nichts außer den „Verschönerungsmitteln“, so dass außer den schimmernden Hochschichten der Atmosphäre und der Erde nichts bleibt, was sich für das menschliche Auge verschönert zu werden anböte.

68 http://www.nasa.gov/mission_pages/GLAST/science/cosmic_rays.html (Abruf am 11. Oktober 2012)
69 Eine genaue Betrachtung der betreffenden Verse der Sure Nr. 37 in Verbindung mit anderen Stellen legt nahe, dass es zwei Stufen des „Beschusses“ gibt: Die erste ist permanent und massenhaft, jedoch im Einzelnen relativ schwach und aus weiter Entfernung nicht einmal für Daimonien sichtbar (37:8-9 in Verbindung mit 72:8 wg. وجدنا), weshalb sie zu der von Sternen ausgehenden kosmischen Strahlung passt, deren Aussendung somit eine gute Deutungsmöglichkeit für 37:7, 67:5, 41:12 und 15:17 bietet. Die zweite dagegen ist eine spezielle Maßnahme, non-permament und tritt als Einzelereignis auf, dafür jedoch in hoher Stärke und gut sichtbar (37:10 in Verbindung mit 15:18) und somit wohl mit dem Eintritt von Boliden und Meteoren in der auch uns Menschen bekannten Form zu indentifizieren.
70 Nach unserer Systematisierung der sieben Himmel wäre dann ja unpassenderweise die Mehrheit der Himmelsstufen zum niedersten Himmel zusammengefasst (vier von sieben). Auch angesichts anderer Ausführungen in diesem Artikel erweist sich eine derartige Zusammenfassung als nicht sehr naheliegend.
71 Sure 50:6
72 Sure 30:22
73 Sure 10:101
74 Sure 13:2. Andere Übersetzung: „Seht ihr ihn?“ Andere Lesart: „… der die Himmel ohne Stützen, die ihr seht, erhob.“ Diese Lesart hebt die Beweiskraft nicht auf, denn der Satz macht so gelesen nur dann vollen Sinn, wenn man die Himmel prinzipiell beobachten und feststellen kann, dass an ihnen keine Stützen zu sehen sind.
75 Sure 71:16
76 Oder: bewachten
77 Sure 21:32
78 Sure 3:133
79 Sure 57:21
80 Sure 2:29
81 Hier steht noch erwartungsgemäß der Dual (Zweizahl).
82 Hier steht unerwarteterweise nicht mehr der Dual, sondern der Plural, der eine Zahl größer oder gleich drei assoziiert.
83 Sure 42:11-12
84 Sure 50:6