Letzte Änderung: 26.03.2019 um 21:19:48 ● Erstveröffentlichung: 23.07.2012 ● Autor: Muħammad Ibn Maimoun
Erläuterungen: {erh.} = „Erhaben und herrlich gepriesen sei Gott“ / (s.) = „Segen und Friede sei mit dem Propheten“

Mohammed in der Bibel?

Ist die Entsendung des Propheten Mohammed bereits in der Bibel angekündigt worden? Ein näherer Blick auf zahlreiche Stellen der Schriftensammlung macht spürbar, dass das Thema ernster zu nehmen ist, als man im ersten Moment vielleicht geahnt hat.

Manch einer wird sich fragen, wie es denn möglich sein soll, dass Texte aus der Bibel als Authenzitätsbeweis für etwas gelten sollen, wo doch nach historisch-kritischen Analysen die Bibel zum großen Teil die Jahrtausende nicht unverändert überstanden hat. Dass Teile der Bibel Gotteswort sind, andere jedoch bewusste Hinzufügungen aus Menschenhand darstellen, scheint die Bibel sogar selbst zu bezeugen:

„Wie könnt ihr sagen: Wir sind weise, und das Gesetz des HERRN ist bei uns? In der Tat! Siehe, zur Lüge hat es der Lügengriffel der Schriftgelehrten gemacht. Die Weisen werden beschämt, sie sind schreckerfüllt und werden gefangen. Siehe, das Wort des HERRN haben sie verworfen. Und was für eine Weisheit haben sie [nun]?“ (Jeremia 8, 8-9)

In der Tat war weiten Teilen der Bibel (und vielen anderen religiösen Schriften des Altertums) eine einwandfreie und ununterbrochene Überlieferung auf gleichzeitig mündlichem und schriftlichem Wege, wie sie der Koran aufweist, nicht vergönnt. Dennoch existieren in der Bibel Textsorten, deren absichtliche Manipulation durch die klerikalen oder die politischen Institutionen der jüdisch-christlichen Religionsgeschichte unwahrscheinlicher ist als bei anderen Textsorten. Hierbei handelt es sich z.B. um diejenigen Texte, die Prophezeiungen zur Weltgeschichte zum Inhalt haben. Ihre höhere Sicherheit liegt darin begründet, dass Hinweise auf in ferner Zukunft liegende Geschehnisse als bewusste Manipulationen gesellschaftspolitisch weniger wert sind, da eine Textmanipulation als politisches Instrument eher auf die Gegenwart bzw. die nahe Zukunft bezogen einen Sinn hat.

Wohl aber ist es vorstellbar, dass eine gewisse Prophezeiung herrschende Strukturen, Teile der Gesellschaft oder die Gesellschaft selbst in ein negatives Licht stellt und ihnen z.B. ein entsprechendes Ende o.ä. voraussagt, so dass aus diesem Grunde Hand an diese Prophezeiung gelegt wird. In die gleiche Kategorie fällt die Vorstellung, dass jemand eine Prophezeiung erfindet, um seine Adressaten ob einer glorreichen, wenn auch fernen Zukunft zu motivieren.

Generell sollte jedoch davon ausgegangen werden, dass eine wichtige Prophezeiung immer nur erfunden, niemals jedoch stark gefälscht wird und so bleibt, nachdem sie ursprünglich eine echte Offenbarung dargestellt hatte – schließlich machte es keinen Sinn, wenn Gott  eine Prophezeiung offenbarte, die von ihrer Erfüllung als Offenbarung bestätigt werden soll, jedoch bis zur Unkenntlichkeit ihres Kerns gefälscht würde, bevor die Erfüllung eintritt.

Auch auf jemanden, der nicht daran glaubt, dass die Texte der Bibel ursprünglich das Wort Gottes darstellten, können Prophezeiungen, welche auf die koranische Offenbarung hinweisen, überzeugend wirken, da sich eine größere Anzahl von solchen Prophezeiungen oder auch nur eine einzige Prophezeiung von einigermaßen großer Detailliertheit nicht mehr ohne weiteres als Zufall bezeichnen lässt, solange es sich nicht um einfach zu realisierende, sogenannte „self-fullfilling-prophecies“ handelt.

Im Alten Testament

Ein gutes Beispiel für eine biblische Prophezeiung, deren Formulierung auf die Echtheit schließen lässt, sind die folgenden Worte:

„Einen Propheten wie dich1 will ich ihnen2 aus der Mitte ihrer Brüder erstehen lassen. Ich will meine Worte in seinen Mund legen, und er wird zu ihnen alles reden, was ich ihm befehlen werde. Und es wird geschehen, der Mann, der nicht auf meine Worte hört, die er in meinem Namen reden wird, von dem werde ich Rechenschaft fordern.“ (5. Buch Mose 18,18)

Was diese Prophezeiung von der Erweckung eines neuen großen Propheten nach Moses als authentisch einstufen lässt, ist, dass jener große Prophet offenbar nicht aus den Israeliten, sondern „aus der Mitte ihrer Brüder“ stammen werde. Bei dieser Offenbarung kann es sich kaum um eine israelitische Erfindung handeln, da sie dem Jahrtausende alten israelitischen Nationalstolz völlig zuwiderläuft. Sie wäre aber als Fälschung in Frage gekommen, wenn es sich bei dem angekündigten Propheten dennoch um einen Israeliten gehandelt hätte. Im Gegensatz zu anderen Stellen der Bibel ist 5. Mose 18,18 für eine Fälschung jedoch offenbar zu glaubwürdig.

Christen sahen in dem angekündigten Propheten den Messias Jesus  – dieser aber stammte bekanntlich selbst aus dem Hause Israel. Um dennoch Jesus in Frage kommen zu lassen, behaupteten manche Bibelkommentatoren, es handele sich bei den „Brüdern“ um die ungeborenen Nachkommen der damals angesprochenen Generation. Dies ist die einzige zumindest näherungsweise plausibel klingende Alternative, die jedoch ausscheiden muss, weil der Prophet „ihnen aus der Mitte ihrer Brüder“ bestimmt ist. Wäre mit „ihnen“ nur die erste Generation gemeint, so wäre der Prophet verstorbenen Vorfahren bestimmt. Der logische Widerspruch löst sich auf, wenn mit „ihnen“ die Israeliten ohne nähere Bestimmung gemeint sind. Somit sind die „Brüder“ nicht speziell die Brüder nur der damaligen Generation, sondern die Brüder des israelitischen Volkes allgemein und generationenunabhängig. Ohnehin wäre sonst eher zu erwarten gewesen, dass von „Söhnen“, „Enkeln“ oder „Nachfahren“ die Rede ist, nicht jedoch von „Brüdern“.

Wer aber sind die „Brüder“ der Kinder Israels, aus deren Mitte der Prophet erstehen wird? Ein erster Schritt zur Beantwortung dieser Frage ist, zu schauen, welchem Kriterium das 5. Buch Mose („Deuteronomium“) folgt, wenn es Menschen als Brüder eines Volkes bezeichnet. Aufschlussreich ist dabei die folgende Stelle: Und gebiete dem Volk und sage: Ihr werdet nun das Gebiet eurer Brüder, der Söhne Esau, durchziehen, die in Seïr wohnen.3 Die erläuternde Hfa-Übersetzung stellt es noch deutlicher heraus: „Und durchquert das Gebirge Seïr, das Gebiet der Edomiter! Sie sind euer Brudervolk, weil sie von Esau abstammen.“ Wenn man nun weiß, dass Esau in der Bibel der Bruder Jakobs war, dessen Zweitname Israel lautet und von dem das Volk der „Kinder Israels“ abstammt, liegt die vom Deuteronomium benutzte Grundlage der sprachlichen Verbrüderung auf der Hand, nämlich die Verwandtschaftsbeziehungen der Patriarchen untereinander. So sehen auch andere Stellen der Bibel das Volk der Edomiter als Brüder der Israeliten: Den Edomiter sollst du nicht verabscheuen, denn er ist dein Bruder.4  In einem um Jahrhunderte späteren Zeitalter prophezeit der Prophet Obadja den Edomitern: Wegen der Gewalttat an Jakob, deinem Bruder, bedeckt dich die Schande, wirst du ausgerottet für immer.5 

Allerdings sind die Edomiter als profiliertes Volk längst verschwunden, ohne dass es bekannt wäre, dass aus ihrer Mitte ein Prophet wie Moses erweckt wurde. Zwar sprach immerhin der Prophet Obadja zu den Edomitern und vermuten jüdische Gelehrte, dass er edomitischer Abstammung war, doch passt die Beschreibung des erwarteten Propheten nicht zu ihm, zumal er als Palastvorsteher des israelitischen Königs Ahab seinen Hauptaufenthalt bei den Israeliten hatte und somit eben nicht aus der Mitte des Brudervolks erweckt wurde, sowie offenbar auch nicht „ihnen“, d.h. den Israeliten, bestimmt war, sondern hauptsächlich die Edomiter adressierte. Und als jemand, der als „kleiner Prophet“, dessen Prophetie bisweilen gar als „Miniaturprophetie“  bezeichnet wird,6 passt er auch nicht zu der Aussage: „einen Propheten wie dich“, d.h. wie Moses, der zu den größten Gesandten und Propheten überhaupt gehört, wie auch die Bibel selbst dafürhält: Und es trat in Israel kein Prophet mehr auf wie Mose, den der HERR gekannt hätte von Angesicht zu Angesicht. (5. Mose 43,10)

Da die Edomiter nun vorerst ausgeschieden sind und Jakob anscheinend keinen anderen Bruder außer Esau hatte, ist die nächstliegende Möglichkeit, die Verwandtschaftsbeziehungen des Vaters von Jakob, nämlich des Patriarchen, Propheten und Sohnes Abrahams Isaak in den Fokus zu rücken. Von seinem einzigen Bruder Ismael stammen die Araber ab. Dies ist eine Ansicht, die Juden und Muslime bis heute teilen. Somit wären die Araber das genealogische Brudervolk der Israeliten. Tatsächlich ist heute zwischen Arabern und Israeliten ohne Zweifel genetisch und sprachlich eine größere Verwandtschaft festzustellen als zu anderen Völkern.

Wie es zu Beginn bereits besprochen wurde, kann eine authentische Prophezeiung nicht willkürlich erfüllt werden, da sie dann sinnlos wäre. Daraus folgt, dass die erste Erfüllung, welche die Prophezeiung erfährt, gleichzeitig die wahre Erfüllung sein muss. Darum wirkt die folgende simple Tatsache so elektrisierend: Der einzige praktisch jedem Israeliten bekannte Araber, der jemals als Prophet Gottes auftrat, war Mohammed von Mekka, der Sohn des Abdullâh, aus dem westarabischen Stamm der Quraisch.

Wer sich schon immer gefragt hat, welche eigentliche Motivation der waghalsige wie aussichtslose Versuch einiger Orientalisten mit christlich-evangelikalem Hintergrund wohl haben könnte, die pure historische Existenz Mohammeds in Zweifel zu ziehen, hat in diesem Lichte eine sehr passable Erklärung dafür.

Bemerkenswert ist übrigens, um auf die Edomiter zurückzukommen, ein Eintrag im „Wörterbuch der Mythologie“ zum altarabischen Götzen „Quzaħ“: „Ein altarabischer Gewittergott [...] Sein Heiligtum war in al-Muzdalifa in der Nähe von Mekka. [...] Auch bei den Edomitern wurde Quzaħ verehrt.“7 - Nun waren Mekka und Umgebung schon in vorislamischer Zeit das Ziel von Wallfahrten und wurden von unterschiedlichen Stämmen von weither besucht. Sollte die Angabe des Wörterbuchs stimmen, käme in Frage, ob nicht auch die Edomiter, deren Verbreitungsgebiet sich immerhin auch auf einen Teil der Arabischen Halbinsel erstreckte, die Umgebung zu Zwecken der Wallfahrt und der Anbetung ihres Götzen besuchten. Da solches besonders damals häufig mit einem mehrwöchigen bis mehrmonatigen Aufenthalt verbunden war, ist es nicht ausgeschlossen, dass eine Vermischung mit den ansässigern Mekkanern erfolgte und der Stamm der Quraisch in doppelter Hinsicht das Brudervolk der Israeliten ist, nämlich aufgrund einer Abstammung vom Bruder des Isaak und vom Bruder des Jakob.

Wie natürlich die Wahrnehmung der Araber von außen als Brudervolk der Israeliten ist, und dass dies keine nachträgliche, spezifisch muslimische Interpretation ist, könnte sich zu guter Letzt durch ihre bewusste oder unbewusste Einordnung als solche in Worten solcher Bibelkenner erahnen lassen, denen kaum ein Liebäugeln mit dem Bekenntnis zur letzten Botschaft Gottes unterstellt werden kann. So schreibt einer der geistigen Väter der altkatholischen Kirche, der deutsche Theologe und Kirchenhistoriker Ignaz von Döllinger (gest. 1890) in eigentlich missionarischer bis apologetischer Absicht, dazu noch in tendenziösem und doch von der Unleugbarkeit des mohammedanischen Historienwunders geprägtem Duktus:

Seit Anbeginn der Welt hat kein anderer Sterblicher jemals einen so unermeßlichen Einfluß auf das menschliche Geschlecht in religiöser, sittlicher und politischer Beziehung ausgeübt als der Araber Muhammed. Seit zwölf Jahrhunderten hat dieser Mann [...] das [...] unzerreißbare Netz seiner Lehre um hundert Millionen Seelen geschlungen; tief in das Innerste der Menschen sind die Wurzeln seiner Lehre eingedrungen [...].


Wie alles Große und Erschütternde ist auch der Prophet von Hedschas aus einer geistigen Atmosphäre hervorgegangen [...]. Die Araber, vorzüglich der Koreichitische Stamm, welchem Muhammed angehörte, fühlten sich als die Abkömmlinge des vor andern Menschen hoch begnadigten Abraham durch Ismael, auch auf diesen Sohn und dessen Geschlecht war nach dem Volksglauben das wenn gleich zuletzt verdunkelte Licht der göttlichen Offenbarung übergegangen; die Ismaeliten wollten nicht hinter ihren Brüdern, den Israeliten, zurückstehen, auch sie sollten ihren Propheten haben, der den Glauben Abrahams in seiner ursprünglichen Reinheit wiederherstellte und zur Weltreligion erhöbe. Durch die häufigen Berührungen mit den damals in Arabien sehr zahlreichen Juden und Christen, den natürlichen und den Adoptivsöhnen Abrahams, mußte das religiöse Stamm- und Nationalgefühl der Ismaeliten geweckt werden. Die Juden hatten den letzten großen Propheten, den ihnen Gott gesandt, verschmäht und verläugnet; die Christen aber hatten, wie die Heiden wähnten, in entgegengesetzten Irrthum ihm göttliche Würde beigelegt; sie hatten auch, schien es, ihre Einheit verloren und waren in eine bunte Menge sich bekämpfender Sekten zerfallen, so schien da der eine Zweig der Abrahamiden sich der Gnade Träger und Organ der göttlichen Offenbarung zu seyn unwürdig gemacht oder seinen Beruf verfehlt hatte, die Reihe der Berufung an den andern Zweig, an die Enkel des Patriarchen vom Sohne der Hagar gekommen zu seyn.8


Die Paradoxie der Jesaja-Prophezeiung

Eine der bemerkenswertesten Prophezeiungen des Alten Testaments vom Kommen eines Gesandten Gottes, findet sich im Buch Jesaja 42,1-4:

Siehe, Mein Knecht, den ich halte, Mein Auserwählter, an dem Meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe Meinen Geist auf ihn gelegt, er wird das Recht zu den Nationen (Lutherbibel: „zu den Heiden“) hinausbringen. Er wird nicht schreien und die Stimme nicht erheben und seine Stimme nicht hören lassen auf der Straße. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue bringt er das Recht hinaus. Er wird nicht verzagen noch zusammenbrechen, bis er das Recht auf Erden aufgerichtet hat. Und die Länder (auch: „die Inseln“) warten auf seine Weisung.

Bisweilen wird in diesem Knecht Gottes eine rhetorische Personifizierung des Volks der Kinder Israels gesehen. Angesichts Jesaja 49,3 scheint dies auch plausibel. Andererseits ist die überwiegende Erfahrung, dass Israeliten das ihnen offenbarte Rechtssystem eben nicht besonders aktiv zu den Nationen hinausbringen. Und selbst wenn man klischeehaften Verschwörungstheorien über Juden anhängt, bliebe es auch aus dieser Sicht maßlos übertrieben, über das Volk der Kinder Israels als Ganzes zu behaupten: Und die Länder warten auf seine Weisung.

Der Erzähler des Matthäus-Evangeliums (Mt 12,15-21) war stattdessen der Meinung, hier werde das Kommen des Messias Jesus angekündigt. Bis heute vermeiden es die christlichen Kirchen daher, die angekündigte Person mit dem Überbringer des Ehrwürdigen Koran zu identifizieren, während Muslime in ihr auf Anhieb ihren Propheten Mohammed  wiedererkennen:

Demgegenüber scheint die Prophezeiung so gut wie überhaupt nicht zum Jesus des Evangeliums des Matthäus - ausgerechnet des Matthäus -  zu passen: Seine Zielgruppe waren zu seinen Lebzeiten auf Erden demnach nicht die Heiden, sondern allein die Israeliten: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. (Mt 15,24). Das Matthäus-Evangelium präsentiert das Bild eines Jesus, der weit entfernt vom nicht schreien und die Stimme nicht erheben sowie vom nicht verzagen und nicht zusammenbrechen war: Vielmehr habe er sich noch bevor er das Recht auf Erden aufgerichtet hatte, überliefern lassen, sei ans Kreuz geschlagen worden und habe währenddessen schreiend Verzweifelung zum Ausdruck kommen lassen: Um die neunte Stunde aber schrie Jesus mit lauter Stimme auf und sagte: Elí, Elí, lemá sabachtháni? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? [...] Jesus aber schrie wieder mit lauter Stimme und gab den Geist auf. (Mt 27,46-50). Vor seinem Weggang hatte er nie einen politischen Oberbefehl inne - nicht das kleinste Land wartete auf seine Weisung.

Das Paradoxe ist nun: Wenn man anstatt des Jesusbildes der neutestamentarischen Evangelien das Jesusbild des Ehrwürdigen Koran zugrunde legt, lässt sich die Jesaja-Prophezeiung - einige interpretative Toleranz vorausgesetzt - durchaus als auf Jesus bezogen ansehen. Denn der Jesus der Darstellung des Ehrwürdigen Koran verzagte tatsächlich weder, noch brach er zusammen, zumal er ihr zufolge nie wirklich gekreuzigt worden ist. Da Jesus  außerdem nach den Aussagen Mohammeds zurückkehren werde, gibt es immer noch die Möglichkeit, dass er die göttliche Gesetzgebung von Recht und Gerechtigkeit auf der Erde etabliert. Bestehen Christen darauf, dass die Jesaja-Stelle das Kommen Jesu statt Mohammeds prophezeit, müssen sie daher dennoch den Bericht des Ehrwürdigen Koran als den authentischeren anerkennen. Damit ist die Stelle unabhängig von der gemeinten Person ein nicht zu unterschätzendes Argument für die Authenzität der Gottgesandtheit Mohammeds .

Im Neuen Testament

Es gibt noch weitere Prophezeiungen im Alten Testament – jedoch nicht nur dort, sondern auch im Neuen Testament der Bibel wird die Gesandtschaft Mohammeds  vorausgesagt, indem sich der Prophet Jesus gegenüber seinen Jüngern in der letzten großen Ansprache seines Lebens über ihn äußert. Diese Ansprache ist offenbar nicht nur an die Anhänger Jesu zu seinen Lebzeiten gerichtet, sondern an seine Anhänger zu allen Zeiten danach:

„Und ich werde den [erbarmungsvollen Herrn]9 bitten, und Er wird euch einen anderen Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt.“ (Joh 14,16-17)

Der merkwürdige, wie ein Fremdkörper wirkende Ausdruck, der auch im Folgenden für die prophezeite Person10 verwendet wird, „der Tröster“, hat schon Generationen von Gelehrten und Bibelübersetzern irritiert und taucht je nach Bibelausgabe unterschiedlich übersetzt auf, z.B. als „der Beistand“, „der Fürsprecher“ oder „der Sachwalter“, und keines will richtig in den Kontext passen. Im griechischen Original - soweit man von Original sprechen kann - lautet es parakletos.

Es gibt (noch der Untermauerung bedürfende) Anhaltspunkte dafür, dass parakletos ein Übertragungsfehler des ursprünglichen Wortes peryklytos ( = „renommiert“, „gerühmt“, „rühmlich“) ist.11 Sollte dies stimmen und in der Übersetzung auf den Begriff des Lobens im Sinne des Rühmens - nicht zu verwechseln mit dem Loben eines Schülers o.ä. zu Motivationszwecken - zurückgegriffen werden können, würde die Passage möglicherweise lauten: „... er wird euch einen anderen geben, der gelobt ist.“ Auch würde es heißen, dass Jesus die prophezeite Person in den darauffolgenden Passagen den „Gelobten“ nennt. Das arabische Wort Mohammed (muħammad) heißt übersetzt „(sehr) Gelobter“.12

Das Irritierende an parakletos ist nicht nur die Tatsache, dass es nicht in den Textzusammenhang zu passen scheint, sondern auch, dass Jesus sich dem Anschein nach selbst als einen „Tröster“ bzw. parakletos bezeichnet. Immerhin tröstet er seine Anhänger damit, dass Gott ihnen „einen anderen Tröster“ senden würde. Dies würde im Übrigen besonders sinnvoll klingen, wenn parakletos ein anderes Wort für „Prophet“ sein sollte, denn dann wäre die Übersetzung: „Und er wird euch einen anderen Propheten geben.“ Tatsächlich wird von Rudolf Schnackenburg, dem wohl angesehensten katholischen Theologen und Experten für die Auslegung des Neuen Testaments, bestätigt:

„Der semitische Sprachraum hat dieses Lehnwort aufgenommen (parklit bzw. parklita) und bezeichnet damit auch Engel, Erzväter, Propheten etc. als Fürsprecher vor Gott. [...] Eine Vermischung mit einer aktiven Bedeutung wie παρακλητωρ bzw. παρακαλων (Tröster) erfolgt erst sekundär bei späten Griechisch-Übersetzungen von Hi 16,2 und Aufnahmen des johanneischen Parakleten bei den Kirchenvätern. Somit ist es also nicht eindeutig, daß der Verfasser von Joh bzw. 1.Joh den Parakleten aktivisch als Tröster der Gemeinde verstanden.“13

Mit den Worten Schnackenburgs liegt eine einwandfreie akademische Bestätigung von christlicher Seite vor, dass parakletos ohne Weiteres als Synonym für „Prophet“ dienlich ist bzw., ein von Gott auserwähltes Geschöpf zu bezeichnen.

Es bleibt allerdings die Frage, was es bedeuten mag, dass jene Person bei ihnen „in Ewigkeit“ sein solle. Zumindest ist dies einer der Beweise, dass Jesus nicht nur seine Jünger anspricht, die ja nicht ewig gelebt haben, sondern eine Vielzahl von Generationen seiner (mindestens der nominellen) Anhänger, wenn es sich nicht um eine nachträglich eingefügte Hyperbel handelt.14 Allerdings ist es auch möglich, dass es sich bei der ewigen Anwesenheit jener Person nur um einen Wunsch Jesu handelt, der nicht zwingend erfüllt werden muss - der Satzbau lässt darauf schließen, da Jesus laut Text von einer Bitte gesprochen hat. (Das Kommen des Trösters ist in dem Zitat zwar zunächst auch nur eine Bitte – in den später folgenden Zitaten jedoch nicht mehr.)

Sehr interessant ist, dass die Person „Geist der Wahrheit“ genannt wird. Denn von einem Geist scheint hier nicht wirklich die Rede zu sein, da im Griechischen vom „Geist“ (pneuma) im Neutrum geredet wird, das Wort im griechischen Text des Johannes-Evangeliums jedoch maskulin behandelt wird, wie es in der Regel mit Bezeichnern sterblicher Menschen gehandhabt wird. Ein Blick auf den ersten Johannes-Brief legt nahe, dass es zu den Gewohnheiten des Überlieferers Johannes zählt (der die Rede anscheinend nur mit eigenen Worten wiedergibt), das Wort „Geist“ anstelle von „Prophet“ quasi als Synonym zu verwenden, wobei die Auffassung dahinter steht, dass Prophetentum untrennbar mit der Beseeltheit durch den Geist verbunden ist:

„Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind, denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen.“ (1. Joh-Brief 4,1)15

Jesus  verkündet im Johannesevangelium also ohne Zweifel die Ankunft eines Propheten, nämlich des Propheten der Wahrheit.

Kurze Zeit später greift Jesus  das Thema der Prophezeiung wieder auf (Joh 14,25-26; 15,26-15,27):

„Das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des [barmherzigen Herrn], Der mich gesandt hat. Dies habe ich zu euch geredet, während ich bei euch weile. Der Tröster aber, der heilige Geist, den der [barmherzige Herr] senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

[...] Wenn der Tröster gekommen ist, den ich euch von dem [barmherzigen Herrn] senden werde16, der Geist der Wahrheit, der von dem [barmherzigen Herrn] ausgeht, so wird der von mir zeugen. Aber auch ihr zeugt, weil ihr von Anfang an bei mir seid.“

Beim Lesen dieser und späterer Passagen über den von Jesus  verkündeten Propheten mag bei dem einen oder anderen ein Verdacht aufkommen, weil der Erwähnung des „Trösters“ in einem überflüssig und übertrieben anmutenden Maße die Apposition „der Geist der Wahrheit“, oder - wie besonders hier - „der heilige Geist“ angefügt wird – als ob jemand überaus fürchtete, dass „der Tröster“ eine Interpretation erfährt, die einem der Überlieferer zuwider gewesen wäre. In der Tat existieren von den Evangelien schier unzählige Versionen und Abschriften, die sich bzgl. der Grammatik, der Formulierung und späteren Einfügungen unterscheiden. Dass es sich bei der Apposition „der heilige Geist“ um eine Einfügung handelt, ist nicht unwahrscheinlich. Es wäre in der Tat seltsam, wenn Jesus die ganze Zeit über eine normale, sterbliche Person und dazu einen Propheten prophezeit, und Johannes dann die Gefahr eingeht, dass sie mit dem Heiligen Geist verwechselt wird – auch wenn es sich hier um eine seiner typischen Redewendungen handeln mag (d.h. „der heilige Geist“ im Sinne von „der heilige Prophet“).

Dem zweiten Abschnitt des Lukas-Evangeliums zufolge hatte der mutmaßliche Priesterprophet Simeon die Ankunft des großen Propheten Israels schon lange ersehnt, als er diesen im Säugling Jesus erkannte. Interessanterweise benutzt die Stelle für den erwarteten Propheten, den sie implizit mit Jesus  identifiziert, anscheinend das Verbalsubstantiv „Trost“ (paraklēsin)  und macht es relativ unwahrscheinlich, dass sich „Trost“ und „Tröster“ als Bezeichnungen für den „Heiligen Geist“ eignen, da seine offensichtliche Anwesenheit in keinen diekten Zusammenhang mit einer Trösterfunktion gestellt wird: Und siehe, es war in Jerusalem ein Mensch, mit Namen Simeon; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels; und der Heilige Geist war auf ihm. Und ihm war von dem Heiligen Geist eine göttliche Zusage zuteilgeworden, dass er den Tod nicht sehen solle, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe. Und er kam durch den Geist in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm nach der Gewohnheit des Gesetzes zu tun, da nahm auch er es in seine Arme und lobte Gott und sprach: Nun, Herr, entlässt du deinen Knecht nach deinem Wort in Frieden; denn meine Augen haben dein Heil [wrtl. „Rettung“] gesehen, das du bereitet hast im Angesicht aller Völker: ein Licht zur Offenbarung für die Nationen und zur Herrlichkeit deines Volkes Israel.

Eine große Anzahl christlicher Gelehrter und Theologen gesteht denn auch, dass es sich bei dem Parakleten nicht um den heiligen Geist im heutigen christlichen Sinne handelt. Wichtig ist an dem letzten Zitat, dass der kommende Prophet von Jesus zeugen, d.h. seine Prophetenschaft bestätigen würde. Da der „Heilige Geist“ dem Neuen Testament zufolge speziell für die Jünger bestimmt war, machte es keinen Sinn, dass dieser ihnen von Jesus zeugt, wenn sie selbst bereits von Jesus zeugen.

„Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, wird der Tröster nicht zu euch kommen; indem ich aber hingehe, sende ich ihn zu euch. Und wenn er gekommen ist, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht.“ (Joh 16,7-8)

Hier ist wichtig festzuhalten, dass der nach Jesus kommende Prophet die Welt wegen ihrer Sünden und ihrer mangelnden Gerechtigkeit, auf den Tag des Gerichts hinweisend, anklagen („überführen“) werde. Und das Erstaunliche: Der nach Jesus folgende Prophet ist wichtiger als Jesus. Warum sonst wäre es nützlich, dass Jesus geht und der „Tröster“ kommt?

„Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen.“ (Joh 16,12-14)

Offenbar gehört zu den Aufgaben des von Jesus verkündeten Gesandten, die Vermittlung der göttlichen Botschaft zu vollenden, was durch Jesus noch nicht geschehen war. Desweiteren gehört es dem Text zufolge zu dessen markanten Eigenschaften, dass er bzgl. der Botschaft nicht von sich aus reden werde, sondern ausschließlich aufgrund dessen, was ihm offenbart werde, und: die Prophezeiung der Zukunft.

Nun wollen wir alle Informationen über den von Jesus vorausgesagten, großen „Parakleten“ sammeln, um ihn zu identifizieren. Unter allen Persönlichkeiten der Weltgeschichte nach Jesu Gesandtschaft gibt, wie gleich zu sehen ist, es nur eine einzige Person, auf welche all diese zutreffen: Mohammed von Mekka.

  1. Er ist ein Gesandter wie Jesus (...einen anderen Tröster...): Wir offenbarten dir17 wie Wir Noah und den Propheten nach ihm offenbarten. Und wir offenbarten Abraham und Ismael und Isaak und Jakob und den Enkelstämmen und Jesus.18    Wir sandten dich19 mit der Wahrheit als Verkünder froher Botschaft und als einen Warner20
  2. Er ist nicht nur für die Jünger, sondern für alle folgenden Generationen bestimmt (...dass er bei euch sei in Ewigkeit...)  Und nicht sandten Wir dich ausser für die Menschen insgesamt 21.
  3. Seine Botschaft ist auch die Botschaft Jesu, nämlich die aufrichtige und alleinige Anbetung Gottes in Liebe und Gottesfurcht, sowie der Glaube an das Paradiesreich (...der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.) 22
  4. Er bestätigt die Prophetenschaft Jesu, und dass Jesus der Messias ist (... so wird der von mir zeugen.):  Einst, als die Engel sprachen: O Maria - Gott verkündet dir frohe Botschaft von einem Wort von Ihm, dessen Name der Messias Jesus ist. 23
  5. Seine Botschaft wird ihm diktiert und ist somit eine Verbalinspiration: (... er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden.): Und er24 redet nicht aufgrund der Neigung. Es ist nichts als eine offenbarte Offenbarung.25
  6. Er klagt die Welt wegen ihrer Sünden und ihrer mangelnden Gerechtigkeit, auf den Tag des Gerichts hinweisend, an (wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht). In der Tat gehörte es zum von ihm ausgeführten Auftrag Mohammeds, den Götzenkult, die Verfälschung der Weltreligionen, die Unzucht, das Begraben von Kindern bei lebendigem Leibe und vieles andere mehr anzuprangern – der Heilige Koran zeugt davon gar mehr als jedes andere Buch einer Weltreligion.

Die sechs Eigenschaften, die nun bisher aufgezählt worden sind, treffen zwar allesamt auf Mohammed zu – jedoch noch eine zweite Person außer Mohammed  könnte von entsprechenden Unterstützern als Träger eines Teils dieser Eigenschaften dargestellt werden: Saulus von Tarsus („Paulus“).

Die Beantwortung der Frage, wer von beiden nun der von Jesus verkündete „Paraklet“ ist, liefert uns der obige Punkt ‚e’, da Paulus nicht für Verbalinspirationen bekannt ist, und zwei weitere Eigenschaften, die ebenfalls nicht auf Paulus zutreffen, da er sich nur als Jünger Jesu posthum bezeichnete:

  1. a
  2. b
  3. c
  4. d
  5. e
  6. f
  7. Die Prophetenschaft des „Parakleten“ hat ein größeres Gewicht als die Prophetenschaft Jesu (Es ist euch nützlich, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, wird der Tröster nicht zu euch kommen.):  Nicht ist Mohammed der Vater irgendeines eurer Männer, sondern der Gesandte Gottes und das Siegel der Propheten26 
  8. Paulus ist im Gegensatz zu Mohammed nicht besonders für Prophezeiungen bekannt (...das Kommende wird er euch verkündigen.). Dagegen sind die Prophezeiungen Mohammeds  sehr zahlreich und wurden und werden von der Realität bestätigt.27

Der Paraklet ist offenbar tatsächlich Mohammed von Mekka .


Und einst, als Jesus, der Sohn der Maria, sprach: Ihr Kinder Israels, ich bin der Gesandte Gottes zu euch [...] und Verkünder froher Botschaft von einem Gesandten, der nach mir kommt,
dessen Name Löblicher ist


(Der Ehrwürdige Koran,
Sura 61, Vers 6)



1 Gott spricht hier zu Moses.
2 D.h. den Israeliten.
3 5. Buch Mose 2,4
4 5. Buch Mose 23,8
5 Obadja 10
7 Wörterbuch der Mythologie. Götter und Mythen im Vorderen Orient (Band 1), herausgegeben von Hans Wilhelm Haussig, Ernst-Klett-Verlag, Stuttgart 1965
8 Johann Joseph Ignaz Döllinger, in: Muhammed’s Religion, München 1838. Hervorhebungen nachträglich.
9 In den heute verfügbaren Versionen steht hier „Vater“ statt „Herr“ oder „barmherziger Herr“. Gott jedoch durchgehend „Vater“ zu nennen, kann als eine theologisch motivierte nachträgliche Modifikation angesehen werden, da diese Sitte der Bezeichnung des über Geschlechterkategorien erhabenen Schöpfers als Vater in diesem Ausmaß in den früheren Schriften der Bibel unbekannt ist und z.B. die folgende Bibelstelle nur einen Sinn ergibt, wenn zuvor „Herr“ statt „Vater“ dort stand: „Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel.“ (Mt 23,9) Es ist nicht denkbar, dass Jesus jemandem verbietet, den eigenen Vater „Vater“ zu nennen. Weit sinnvoller und zweifellos dem Original näher ist hingegen die Aussage: „Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Herrn nennen; denn nur einer ist euer Herr, der im Himmel.“ - Den Gottesnamen mit etwas von Menschen Ausgewähltem zu ersetzen, ist eine typische Bibeltradition, die bereits vom Umgang mit dem Alten Testament bekannt ist; der Gottesname in der hebräischen Bibel, yahweh bzw. yehovah (vermutl. „Ich bin, der ich bin“ oder „O du Er“), wird schon in der Septuaginta teilweise mit kyrios („Herr“) ersetzt, in den heutigen deutschen Bibeln steht dort durchgehend „der HERR“, wobei Juden den Namen nicht einmal aussprechen, sondern im mündlichen Gebrauch mit adonai („mein Herr“) ersetzen. -  Wenn die griechischen Evangelien nun das aramäische Wort für „Herr“ mit „Vater“ ersetzt haben, kann man sich leicht denken, dass dann auch dasjenige für „Knecht“ durchgängig ersetzt worden sein wird, und zwar mit „Sohn“. Auch dies bleibt nicht indizienlos. So berichten die synoptischen Evangelien übereinstimmend von einer Art Initiationsereignis: „... da tat sich der Himmel auf, und der Heilige Geist fuhr hernieder auf ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube, und eine Stimme kam aus dem Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“ (Lk 3,21-22) Es ist nicht schwierig, hierin eine bewusste Reminiszenz an Jesaja 42,1 zu sehen, jenen alttestamentarischen Vers, den die Autoren und die übrigen Christen bis heute als auf Jesus bezogen interpretieren, und der nicht nur ebenfalls vom Ablegen des Geistes auf die gemeinte Person redet - „Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt“ - sondern auch ihm auf ebenso auffallend ähnliche Weise einen besonderen Status zuweist, jedoch unter Verwendung von „Knecht“ statt „Sohn“: „Siehe, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm habe ich Wohlgefallen.“
10 Dass es eine Person und kein Geist ist, wird im späteren Verlauf des Artikels nachgewiesen.
11 Das Wort parakletos fand Eingang in das Semitische (noch heute kennt das Hebräische das Lehnwort parklit mit der gleichen Bedeutung), womit auch für peryklytos nicht ausgeschlossen ist, dass es in das aramäische oder hebräische Vokabular aufgenommen wurde. Wenn sich der Johannes-Evangelist aramäischer oder hebräischer Textvorlagen bediente, ist es ein durchaus realistisches Szenario, dass er aufgrund der Konsonantenschrift des Aramäischen nur das aramäische Gebilde PRKLT vorfand und gezwungen war zu spekulieren, welche der beiden Vokalisierungen die richtige war.
12 Aufgrund der Bedeutung des Namens muħammad, der sich gemäß einer Eigenheit westsemitischer Sprachen genauso gut als Adjektiv übersetzen lässt („gelobt“), lässt sich eine andere Stelle als Ankündigung Mohammeds  auffassen: Ich (d.h. Jesus) sage euch: Ihr werdet mich nicht mehr sehen, bis die Zeit kommt, da ihr sagen werdet: Gelobt ist, der da kommt im Namen des Herrn! (Lk 13,35; ähnlich Mt 23,39 und schon Psalm 118,26) Freilich scheinen die Worte mit dieser Deutung in ihrer Sinnhaftigkeit reduziert zu werden, denn sie würden sich in dieser Form so anhören, als kündige Jesus an, noch zu Lebzeiten Mohammeds zurückzukommen - was offenbar nicht geschehen ist. Das dem Psalm nach zu urteilen für „kommen“ benutzte aramäische oder hebräische Wort scheint sich aber auch auf die Vergangenheit beziehen bzw. zeitunabhängig verwenden zu lassen, so dass der Satz auch lauten kann: ‚Gelobt’ ist der Gekommene im Namen des Herrn!. So ließe sich die Gesamtaussage als Ankündigung verstehen, dass Jesus erst zurückkommen werde, wenn sich die Juden allgemein oder die Einwohner Jerusalems zur Anerkennung Mohammeds durchgerungen haben (was mit Sure 4:159 mindestens harmonieren würde). Im Übrigen ist jemand, der im Namen Gottes zu den Menschen kommt, kaum etwas anderes als jemand, der in Seinem Auftrag zu ihnen kommt, anders ausgedrückt: der von Ihm gesendet wurde und somit ein von Ihm Gesandter ist. In diesem Licht wirkt der Satz wie eine nicht wirklich erheblich andere Formulierung für die koranische Formel: Mohammed ist der Gesandte Gottes (Sure 48:29). - Der denkbare Einwand, wo es denn ein Hinweis dafür gebe, dass die Bibel Eigennamen im Voraus „übersetzt“, lässt sich, insbesondere, wenn von christlicher Seite kommend, leicht mit Verweis auf Jes 7,14 entkräften. Dort wird nach der christlich-traditionellen Lesart Jesus  angekündigt: Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die junge Frau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen. In semitischen Sprachen (wie dem Klassischen Arabisch) bedeutet „X ist mit uns“ auch: „X hilft/unterstützt uns“. Nun spricht ja einiges dafür, dass „Jesus“ etymologisch „Jahwe rettet/hilft“ bedeutet, und so lässt sich „Immanuel“ als Metonomasie des Namens „Jesus“ auffassen.
13 Rudolf Schnackenburg, Das Johannesevangelium III, Exkurs 16, 156-173, „Der Paraklet und die Paraklet-Sprüche“ - Hervorhebung nachträglich.
14 Die Botschaft fast aller Propheten der Menschheit sowie ihr Lebenswandel ist uns nur noch in geringem und teils nicht unerheblich verfälschten Maße erhalten geblieben, und zum größten Teil sogar völlig verloren gegangen. Ähnlich ist es auch bei Jesus , dessen Leben nur zum winzigen Bruchteil vom Neuen Testament beschrieben wird, und dessen Lehre durch den Einfluss nachfolgender religiöser Autoritäten nur noch stark verschwommen erhalten geblieben ist. Völlig anders als bei dem Propheten Mohammed, dessen Leben, Charakter und Botschaft nicht nur im Koran, sondern auch in Tausenden von gut belegten Einzelüberlieferungen (Hadithe) in überaus beeindruckender Detailliertheit beschrieben ist, wie es bei keiner Persönlichkeit des Altertums der Fall ist. Indem es stets möglich ist, sich über seine Worte, seine Persönlichkeit, sein Verhalten und sogar sein Aussehen zu informieren, lebt Mohammed tatsächlich in den (überlieferungswissenschaftlich als authentisch einstufbaren unter den) Hadithen bei ihnen „in Ewigkeit“...
15 Auch nennt er in 4,3 den Antichristen einen falschen Geist, wobei aus dem Neuen Testament hervorgeht, dass der Antichrist ein Mensch ist, weshalb der „falsche Geist“ für den „falschen Propheten“ steht.
16  D.h. wohl: indem ich Gott um seine Sendung bitte. Oder, gemäß Joh 16,7: Indem ich den Platz für ihn frei mache.
17 Der Angesprochene ist Mohammed .
18 Der Ehrwürdige Koran: Sura 4, Vers 162
19 Der Angesprochene ist Mohammed .
20 Der Ehrwürdige Koran: Sura 2, Vers 119
21 Der Ehrwürdige Koran: Sura 34, Vers 28
22 Dem Einwand, Mohammed habe ja gar nicht die Sündenerlösung durch einen Kreuzestod Jesu gelehrt, muss damit begegnet werden, dass es in den Evangelien zusätzlich zu ihrer überlieferungsbedingten Schwäche kein Jesus-Zitat gibt, das diese Theorie eindeutig untermauert. Vielmehr ist sie die Lehre von Paulus. - Im Übrigen stellte Jesus das Kommen des „Beistandes“ als wichtiger dar, was jene Theorie natürlich in Frage stellt, denn was könnte nach einer solchen ultimativen (und rational fragwürdigen) Sündenerlösung durch Jesus noch wichtiger sein?
23 Der Ehrwürdige Koran: Sura 3, Vers 45
24 Mohammed
25 Der Ehrwürdige Koran: Sura 53, Vers 3-4
26 Der Ehrwürdige Koran: Sura 33, Vers 40
27 Siehe auch lichtwort.de/indikatoren. Zwar enthält der sogenannte Zweite Paulusbrief an Timotheus eine Aussage über den Charakter der Menschen der Endzeit („geizig, ruhmredig, hoffärtig, Lästerer“), doch ist erstens eine solche Prophezeiung nicht besonders schwer, da sie zu jeder Zeit erfüllt scheinen kann, zweitens sticht Paulus nicht mit Prophezeiungen des Kommenden hervor, und drittens ist Paulus in der Wissenschaft gar nicht der Verfasser des Zweiten Briefes an Timotheus.