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Die Unverfälschtheit des Koran

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Die Behauptung, wir hätten heute einen wesentlich anderen Koran als der Prophet (s) zu seinen Lebzeiten ist auch in der westlichen Wissenschaft eine ziemliche Außenseitermeinung. Dennoch probieren einige aus, ob sich an der Unverfälschtheit des Koran ähnlich zweifeln lässt wie an der Authenzität biblischer Schriften. Ein Gastbeitrag eines anonymen Autors mit einem Vorwort von Ibn Maimûn.

Mittlerweile herrscht in der seriösen westlichen Wissenschaft praktisch ein Konsens darüber, dass viele Aussagen im Neuen Testament Jesus, Paulus oder anderen biblischen Persönlichkeiten lediglich lange nach ihnen von anderen Autoren nachträglich in den Mund gelegt wurden. Dem gegenüber gilt für den Koran, dass sich die vorherrschende Meinung der westlichen Wissenschaft mit den Worten des (nicht einmal als besonders islamfreundlich zu bezeichnenden) Philologen und Islamwissenschaftlers Prof. Dr. Rudi Paret (gest. 1983) wiedergeben lässt, der im Vorwort seiner Koranübersetzung klarstellt:

„... daß der Text im großen ganzen zuverlässig ist und den Wortlaut so wiedergibt, wie ihn die Zeitgenossen aus dem Munde des Propheten gehört haben. [...] Wir haben keinen Grund anzunehmen, daß auch nur ein einziger Vers im ganzen Koran nicht von Mohammed selber stammen würde.“1

In der Tat ist die Meinung, wir hätten heute einen wesentlich anderen Koran als der Prophet (s) zu seinen Lebzeiten, auch in der westlichen Wissenschaft, die froh wäre, dem Koran Verfälschung nachzuweisen, eine ziemliche Außenseitermeinung. Dies gilt auch für die Hoffnung einiger, der heutige Koran könnte unvollständig sein:

„Eine sorgfältige Überprüfung der Berichte über ausgelassene Verse – so wie sie von Schwally beschrieben wurde – ergibt, dass Zayd ibn-Thabit und seine Mitarbeiter beim ‚Sammeln’ des Koran nichts Wichtiges ausließen. [...] Die Sammler scheinen es sich zum festen Grundsatz gemacht zu haben, alles, was einmal als Teil des Korans akzeptiert worden war, beizubehalten.“2

Dennoch wird in jüngerer Zeit des Öfteren ausprobiert, ob sich an der Unverfälschtheit des Koran auf ähnliche Weise und in einem ähnlichem Maße zweifeln lässt wie an der Authenzität biblischer, insbesondere neutestamentarischer Schriften. Die Motive sind dabei unterschiedlicher Art und reichen von evangelikalem Missionseifer über Wut und Eifersucht gegen das im Vergleich zur Bibel nahezu erschreckend gut erhaltene Buch der Muslime bis hin zum (bisher vergeblichen) Bestreben des einen oder anderen Forschers, endlich als berühmter Pionier, welcher die strahlende Weltmacht Koran von ihrem berghohen Sockel der ewig unwiderlegbaren Authenzität abgesetzt haben würde, in die Geschichte einzugehen. Die seriöser wirkenden Versuche (z.B. von Puin) irren auch nach Jahrzehnten andauernder Forschung weiterhin im Niemandsland und vermögen selbst in ihren bloßen Mutmaßungen längst nicht so weit zu gehen wie die wissenschaftliche Bibelkritik bei der Aufdeckung falscher Autorenzuschreibungen weiter Teile der Bibel, sondern allenfalls z.B. spekulieren, ca. ein Fünftel des im Kern unveränderten Koran müsse „neu gelesen“ werden und dergleichen.

Währenddessen vermitteln Hobby-Islamkritiker dem noch weniger wissenden Publikum gerne den Anschein, es stehe fest, dass ein Großteil des heutigen koranischen Textes nicht auf den Propheten Mohammed (s) zurückgehe. Viele bedienen sich dabei gerne des Hinweises darauf, dass die Manuskripte, die zu Lebzeiten Mohammeds angefertigt wurden, heute nicht mehr existierten. Aufgrund eines Missverständnisses glauben sie desweiteren, der dritte Kalif Uthmân habe den Koran „neu gefasst“, und selbst dieser stehe als schriftliches Exemplar nicht mehr zur Verfügung. Die dem Kalifen Uthmân irrtümlicherweise zugeschriebenen Gesamtmanuskripte in Taschkent und Istanbul stammten nachweislich aus einer späteren Zeit.

Als Antwort auf derlei Einwände könnte man es sich nun einfach machen und - durchaus mit Recht - darauf hinweisen, dass man nicht einmal versuchen muss zu beschreiben, wie sich der Ehrwürdige Koran auf den Propheten Mohammed (s) historisch zurückführen lässt. Es geht bei diesem Buch ohnehin nicht in erster Linie darum, auf welchen Menschen er sich zurückführen lässt, sondern darum, dass er Buchstabe für Buchstabe rein göttlichen Ursprungs ist. Und dies zu erkennen, ist im Prinzip nun wirklich keine große Schwierigkeit:

Selbst wenn der Koran statt vor 1400 Jahren erst vor 1000 Jahren geschrieben worden wäre (und aus jener Zeit haben wir genug originale Gesamtmanuskripte), käme man noch immer nicht im Geringsten umhin, anzuerkennen, dass er vom Anfang bis zum Ende von Gott, dem Herrn der Welten, offenbart wurde. Denn es ist nicht nur festzustellen, dass er sich inhaltlich durch für ein angebliches Werk der Spätantike unerwartete vollkommene Konfliktfreiheit mit der naturwissenschaftlichen und sonstigen wissenschaftlichen Faktenlage auszeichnet, sondern die Sache geht so weit, dass er zahlreiche regelrechte Vorwegnahmen gesicherter Erkenntnisse der modernen Wissenschaft aufweist, die unmöglich auch nur vor 150 Jahren in diesem Detailreichtum bekannt gewesen sein können, geschweige denn vor 1000 Jahren - ganz zu schweigen von vielen weiteren Indikatoren, die an seinem göttlichen Ursprung keinen Zweifel lassen.3 Da nun dieser Koran selbst aussagt, dass er Mohammed (s) eingegeben wurde, wären wir damit am Ziel angelangt.

In diesem Lichte wirkt die Erforschung der Manuskripte wie eine bloße Nebensache. Dies bedeutet nicht, dass diese nicht auch aufschlussreich sein kann. Das Projekt „Islamic Awareness“ kann dabei mit einem reichen Schatz an Erkenntnissen aufwarten.4

Doch abgesehen davon ist der Koran mutawâtir, d.h. nicht nur mit einer oder zwei, sondern mit tausenden von lückenlosen Überlieferketten auswendig überliefert worden, Überlieferketten, die über die ganze Welt verteilt sind und bis zum den Propheten (s) höchstpersönlich zurückreichen, und das ist ein weit stärkerer Beweis, als es jedes Manuskript aus der Prophetenzeit (!) sein könnte. Es existiert weltweit keine einzige Überlieferkette für einen Koran mit einem Vers mehr oder einem Vers weniger als im heutigen Koran, noch nicht einmal bei den skurrilsten Sekten, von denen es ja hunderte gab und gibt.

Allein die Tatsache, dass Sunniten und Schiiten in vielen Punkten, u.a. in der Dogmatik, sehr stark auseinandergehen und heftige argumentative Auseinandersetzungen führen, aber trotzdem eins zu eins denselben Koran lesen, sagt ebenfalls genug aus.

Doch selbst wenn es eine Rolle spielte, ob es zeitnahe Quellen für den Korantext gibt: Das 1972 entdeckte Sanaa-Manuskript ist sehr zeitnah und den Untersuchungsergebnissen zufolge nur wenige Jahrzehnte nach dem Tod des Propheten (s) angefertigt worden. So etwas muss für so manch andere Weltreligion ein bloßer Wunschtraum bleiben.

Wer sagt uns, dass diese Überlieferungsketten mit dem Original stimmig sind? Heutzutage bekommt man an jeder der tausend islamischen Universitäten ein Zeugnis, wenn man seinem Lehrer den Koran auswendig und ohne eine einzige Silbe falsch ausgesprochen zu haben, vorgelesen hat. Die Kriterien sind sehr streng. Mit dem Zeugnis erhält man eine ijâza und wird mit seinem Namen Teil einer offiziellen Überlieferkette, in der der Name des Lehrers steht, und der Name des Lehrers, dem er wiederum auswendig vorgelesen hat, dann des Lehrers, dem der wiederum auswendig vorgelesen hat, und so weiter - bis zum Propheten (s).

Wenn es nur eine oder zwei solcher Namensketten gäbe, mögen leichte Zweifel nachvollziehbar sein, dann käme die Sache eher einer Vermutung gleich. Aber es gibt Zehntausende (!) dieser Ketten über die Universitäten und Koranschulen der ganzen Welt verstreut, und diese Ketten sind so unterschiedlich und somit die Masse der Zeugen so gewaltig, dass es schlicht und ergreifend Wahnsinn wäre, zu denken, dies sei das Produkt einer gewaltigen Verschwörung.

Eine einzelne Kette wird erst dann als authentisch eingestuft, wenn jeder Gewährsmann genau bekannt, seine Vertrauenswürdigkeit bestätigt ist und die Kette lückenlos ist. Kein Text der Weltgeschichte ist je auf diese Weise gesichert worden, außer dem Koran.

Allzu oft wird die islamische Überlieferungswissenschaft eklatant unterschätzt. Bei nur leichter ernsthafter Auseinandersetzung mit diesem Themenkomplex muss man anerkennen: Was hier an Akribie geleistet wird und wurde, übersteigt die menschliche Vorstellungskraft.

Das ganze geht nämlich soweit, dass sogar für die Rezitationsstile (!) so manchen, wenn nicht jedes einzelnen Koranverses (oft Versteile oder gar Einzelwörter) eine oder mehrere Überlieferketten existieren, und von jeder Aussage eines frühislamischen Hadithwissenschaftlers, in der er Gewährsmänner bewertet, wird erwartet, dass sie selbst eine verlässliche Überliefererkette besitzt.

Auch hier in Westeuropa lassen sich Rezitatoren finden, die den Koran auswendig gelernt haben und eine ijâza ausgestellt bekommen haben.

Der unumstößliche Beweis ist schlicht, dass sich diese Unzahl von Überlieferketten gegenseitig so stärkt, dass der geringste Zweifel an der Authenzität auch nur einer einzigen Silbe des Koran etwa dem Zweifel daran gleichkommt, dass die Erde rund ist.

Kein ernstzunehmender Wissenschaftler oder Orientalist wird der Behauptung zustimmen, dem Koran sei es ähnlich ergangen wie einem Großteil der biblischen Schriften.

„Zirrar“ hat sich die Mühe gemacht, in einem Kommentar die Grundlagen der Authentifizierung des Koran, wie sie sich mit den Mitteln der Hadithwissenschaft durchführen lässt, etwas detaillierter darzulegen. Das Fazit, das sich aus seinem Kommentar schließen lässt: Wenn bereits die Saħîħ-Hadithe ohne mutawâtir-Charakter derart verlässlich sind, dann muss dies in ungeich höherem Maße und erst recht für den mutawâtir überlieferten Korantext gelten.

Muhammad ibn Maimoun

Der Gast-Kommentar 5

Der Koran ist die mutawâtir-Überlieferung in der Ummah. - Innerhalb der Ummah gab es in so einigen Dingen keine Einigkeit, und mit den vom Islam abgefallenen Gruppen gab es noch viel mehr Uneinigkeit, aber keiner (außer einer völlig abwegigen schiitischen Gruppe) hat die Authentizität des Koran angezweifelt, und der Grund liegt deutlich auf der Hand.

Lesen und schreiben konnten in der Antike und auch in den Anfängen des Islam so gut wie keiner. Vielleicht 3% der damaligen Menschen konnten etwas mit einer Schrift anfangen. Der Koran war und ist zu aller erst eine vorgetragene Rezitation, und eine Rezitation braucht denjenigen, der rezitiert, und wenn das jemand von ihm erlernen will, dann braucht es noch den Zuhörer. Etliche Prophetengefährten haben den Koran etlichen anderen Menschen vorgetragen, zum einen im Gebet (denn der Koran ist auch der islamische Gebetstext, d.h.nur wenn man beten will, musste ein jeder Muslim etwas aus dem Koran auswendig können), und zum anderen, damit andere ihn komplett erlernen.

In etlichen Ketten mit den unterschiedlichsten Personen an den unterschiedlichsten Orten erlangte gerade der Koran die höchste Authentizität, denn es ist unmöglich, dass alle Menschen sich auf die gleichen Fehler oder Lügen einigen konnten.

Hinzu kommen noch folgende Dinge:

- Die sehr vielen starken Überlieferungsketten (in denen jede einzelne Person samt Biographie und Status, Fähigkeiten, Aufrichtigkeit innerhalb der islamischen Gemeinden bekannt ist) neben den zig hunderten schwachen Überlieferungsketten (in denen vielleicht nicht jede einzelne Person samt Biographie bekannt war, oder die in Aufrichtigkeit, Fähigkeit oder sonstigen Dingen die für eine Quellenkritik maßgebend sind, Mängel aufweisen), die aber dennoch die starken Überlieferungsketten noch mehr stärken.

- zuzüglich der gesamten überlieferten Sunnah in denen immer wieder Koranverse auftauchen.

- zuzüglich der gesamten überlieferten Erklärungen der Prophetengefährten, die einzelne Verse kommentierten

- zuzüglich jeder Schrift der unterschiedlichsten Gelehrten in denen einzelne Verse auftauchen

... machen den Koran zu der stärksten Überlieferung des Islam.

Dann noch ein Beispiel für die Aufrichtigkeit und enorme Skrupel der damaligen Muslime, auch die Personen, die sogar einen Vers anders gelesen haben, sei es mit einem anderen Vokal oder ähnlichem aber abweichenden Wort, sind bekannt und die Information überliefert worden, und zusätzlich dazu die Erklärung, weshalb sie sich darin irrten, worin ihr Fehler war, usw.. Genauigkeit, wissenschaftlich, ohne irgendetwas zu vertuschen oder dergleichen hat vor allem die ersten Muslime ausgezeichnet, denn es ging für sie zur jeder Zeit um Feuer oder Paradies.

Wenn nun einer, mir nichts, dir nichts, daher kommt und sagt, Überlieferungsketten (isnâd, pl. asânîd) seien unbedeutend, dann sollte man ihm sagen, so wie es die islamischen Gelehrten sagten: „Gott gebührt das Lob, dass Er die Muslime mit dem isnâd gesegnet hat!“

Diese unterste minimal Anforderung zu wissen, von wem welche Information kommt - im deutschen heißt das „Quellenangabe“ - haben die nicht-muslimischen Kulturen bis heute in keiner historischen Angelegenheit wie die Muslime erbringen können, im Bezug auf den Islam sowieso nicht, und wir nehmen nichts an ohne isnâd, denn dann könnte ja jeder Einfaltspinsel alles behaupten und wie man sieht tun das reichlich viele Individuen in jenen Kulturen.

Wenn also für jemanden der Isnad nichts bedeutet, so bedeutet er für Muslime hingegen das unterste Mindestmaß um etwas überhaupt akzeptieren zu können. Die absolute fundamentale Bedingung ist für Muslime, die Quelle zu kennen, um sie dann auch überprüfen zu können, und wenn man sie nicht überprüfen kann, oder eine anerkannte, bekannte fähige Gruppe, die zeitnah lebte, nicht überprüft hat, dann wird es auch nicht angenommen, trotz einer Nennung des isnâds. Dies ist die Grundeinstellung der Muslime.

Diese isnâd-losen Islamkritiker gleichen aber einer Katze, die an der Decke ein fettes Stück Fleisch angebunden sieht, nachdem sie lange darunter saß, auf und ab, hin und her gegangen ist, und keine Möglichkeit fand, an das Fleisch zu kommen, worauf sie plötzlich abdrehte und im Weggehen sagte: „Stinkt sowieso…“

Genauso sind diese isnâd-losen Islamkritiker, die uns über kein einziges historisches Ereignis einen isnâd bringen können, und um so weiter es zurückliegt, umso so weniger können sie es. Isnâd? Braucht kein Mensch. Das ist doch so unbedeutend und überschätzt!

Die richtige Antwort muss dann lauten: Gott gebührt das Lob, dass Er diese Weltnation mit dem isnâd gesegnet hat wie keine Nation vor ihr oder nach ihr.

Alte koranische Manuskripte haben für uns Muslime diesbezüglich gar keine Bedeutung, und erst recht nicht die Bedeutung unserer asânîd, also genau umgekehrt zu denjenigen Entkennern, die unsere Überlieferungsketten verleugnen wollen, einfach deshalb weil sie niemals dazu imstande waren. Wen es dennoch interessiert, kann sich ja die Arbeit von Islamic Awareness anschauen.6

Um es nochmals zu verdeutlichen:

Was ist die bessere Überlieferung über ein historisches Ereignis?

1) Wir haben zum einen Hunderte Zeitzeugen eines für die damaligen Menschen ungemein wichtigen Finalspiels in einem Stadion. Dazu noch etliche Experten dieser Sportart die es live gesehen, sowie live und danach kommentiert haben. Alle diese Leute und vor allem die Experten erzählen ihren Bericht weiter an Menschen, die dieses Sport Ereignis nicht miterlebt haben. Oftmals an ihre eigenen Verwandten, Söhne usw. Da es sich um eine derartig bedeutende Sache in der Gesellschaft handelt, die bis in die Gesetzgebung der Gesellschaft wirkt, und von dem die Menschen ihre Verheißungen und Warnungen nach ihrem Tod fest machen, lernen sie die Berichte mit höchstem Skrupel auswendig, um die Lehren für ihr eigenes Lebens daraus zu ziehen, und um sie wiederum der nächsten Generation weiterreichen zu können. Unzählige Menschen machen das, und unter ihnen gibt es Menschen, die den anderen Menschen in Fähigkeiten und Aufrichtigkeit überlegen sind, und sich als führende Gelehrte in ihren Gemeinden herausbilden.7 Diese wiederum werden von vielen anderen aufgesucht, um ihre Berichte zu erlernen, und diese wiederum werden von ihren Zeitzeugen begutachtet und bewertet. All diese Information erreicht eine weitere Generation, die wiederum all diese Vorgänger ein weiteres Mal begutachtet, indem sie die Überlieferungen einer einzelnen Person mit all den anderen vergleicht, um Abweichungen festzustellen. Wenn einer dieser Personen heraussticht mit Aussagen die allen anderen widerspricht wird sie als unfähig oder Lügner gebrandmarkt, vor allem wenn es noch Berichte der Zeitzeigen gab, dass es so war. All diese Berichte, die es mündlich und in schriftlicher Form gab, werden nochmals aufgeschrieben und kategorisiert, mit einer ganzen Wissenschaft die einem es ermöglicht, wirklich aussagen zu können, was auf jeden Fall richtig sein muss, was richtig sein könnte, und was auf jeden Fall falsch sein muss. Das alles spielt sich innerhalb von drei Generationen ab. Die erste Generation der Zeitzeugen, dann die Generation die diese Zeitzeugen lebend erlebt hat, und dann die nächste Generation die sie nicht mehr erlebt hat. Bei allen herrscht, was z.B. den Spielausgang angeht, absolute Einigkeit, sowie über viele weitere Dinge, z.B. die Aufstellung, die entscheidenden Spieler, die Trikot-Farben, die Zuschauerzahl, usw. usf. Die aufgeschriebenen Berichte der zweiten und dritten Generation sind wieder in unzähligen Ketten bis heute vorhanden. Mit Biographien, Einschätzungen und Bewertungen dieser Menschen, von ihren Zeitzeugen und von jeder danach kommenden Generation. Alles ist bis heute erhalten, und man kann jeden einzelnen Bericht samt Quellenangabe und Quellenkritik zurückverfolgen bis zum Ereignis selbst durch die Augen eines Zeitzeugen, und das auch noch mit den unterschiedlichsten Ketten die sich in ihren Aussagen gleichen.

2) Jetzt die andere Variante einer Überlieferung. Nach 1400 Jahren graben einige Leute eine Ruine aus, finden hier und da eine Getränkedose, den Fetzen einer Einkaufsliste, und weitere Dinge. Könnte jemals so ein Archäologe behaupten, er könne die Ereignisse viel besser anhand seiner Funde rekonstruieren, ob es ein Spiel gab, welches Spiel es gab, wann es das gab, wie die Regel waren, wie es verlaufen ist, wer gewonnen oder verloren hat, wer teilgenommen hat, usw. usf.? Wer das glaubt, ist zweifellos ohne Verstand, und ein seriöser Archäologe würde es nicht wagen, seine Deutungen über die zwingend authentischen überlieferten Berichte von Zeitzeugen zu stellen. Vielmehr wird er seine Funde und ihre Deutung den Augenzeugenberichten anpassen.

Anders ist es, wenn es sich um Berichte handelt, die nicht von Augenzeugen stammen, sondern Jahrhunderte später verfasst wurden, von Leuten, die man nicht mal genau kennt, die auch nicht von anderen Zeitzeugen bewertet wurden, und deren Schriften nach Jahrhunderten kopiert wurden, wiederum von Leuten die keiner kennt und somit nicht einzuordnen sind. So sieht zumeist die antike oder christliche Quellenlage aus, und Archäologen hätten durchaus ein Recht, diese anzuzweifeln, denn auch nach islamischen Kriterien sind die alle alleine schon aufgrund der fehlenden isnâd-Kette (von einer zeitnahen, wissenschaftlichen isnâd-Überprüfung vieler Gelehrter brauchen wir erst gar nicht reden) - kaputt und komplett nichts aussagend.

3) Wir drehen das Rad aber um einige Verrücktheiten weiter, damit wir das Niveau mancher missionarischer Zeitgenossen erahnen können. Jetzt haben wir jemanden, aber keinen Archäologen der die Dinge eigenhändig ausgegraben hat, oder der selbst ein Archäologe ist, der die Arbeit anderer Archäologen überhaupt bewerten könnte. Diese Person kann nicht mal die Sprache, die dem zu untersuchenden Bereich zugrundeliegt, meint aber alles besser zu wissen, näher an die tatsächlichen Ereignisse dieses Sportspektakels herankommen zu können, bzw. er behauptet sogar, das Finalspiel habe es gar nicht gegeben, alles Phantasie und Unfug, denn darauf deuteten ja eindeutig die Funde hin, die andere ausgegraben haben. Das ist Herr Ohlig von der manch Forenuser sein Wissen nimmt, d.h. der Forenuser kann selbst kein Arabisch, hat null Zugang zu irgendetwas, was diese ganzen Thematiken betrifft, denkt aber, er müsse im Internetforum die große Aufklärungsshow abziehen, da er ja eine aufgeklärte Person sei, die sich alleine von Vernunft und Wissenschaften leiten lässt, nicht so wie diese verirrten und verblendeten Religiösen. Den falschen Urteilen Ohligs hat er wiederum in Wahrheit nur eins daraufgesetzt. Wenn das nun jemand von dem Forenuser annimmt, dann ist nichts weiter geschehen, als der Dummheit noch eine Schicht draufzusetzen.

Man schaue sich Aussagen des katholischen Theologen Ohlig an, den manche islamkritische Laien als in dieser Thematik kompetenten, ernstzunehmenden Wissenschaftler präsentieren: Der Islam sei als christliche, antitrinitarische arabische Bewegung entstanden, „Mohammedun“ (etwa: „der Gepriesene, der Auserwählte“) sei ursprünglich nur ein Titel für Jesus Christus gewesen und bezeichne diesen auch im Koran, und die (Um-)Deutung als Name eines arabischen Propheten sei erst um das Jahr 800, also 150 oder 200 Jahre nach der traditionell angenommenen Lebenszeit Mohammeds erfolgt. Darüber hinaus vertritt Ohlig die These, dass die bereits im 7. Jahrhundert zweifelsfrei belegte islamische Zeitrechnung nicht auf der Hidschra beruhe – denn einen Propheten Mohammed habe es ja nie gegeben, und also auch keinen Auszug desselben aus Mekka; vielmehr beziehe sie sich auf einen Sieg des oströmischen Kaisers Herakleios über die Sassaniden im Jahr 622. Bei diesem Kampf hätten arabische Hilfstruppen auf der Seite des Herakleios eine wichtige Rolle gespielt und als Dank in diesem Jahr ein eigenes Reich als Foederati im Ostiran (Gegend um Marw) gründen können. Die Zeitrechnung beziehe sich also auf den Beginn der Selbstherrschaft der Araber in diesen Gebieten.8

Wer sich das durchliest, vor allem seinen Glauben über Christen auf der arabischen Halbinsel, Herakleios und seine Schlachten etc., mit der gleichzeitigen kompletten Verleugnung der islamischen Überlieferungen obwohl diese in ihrer Überlieferungsqualität stärker sind als alles was man über Christen oder Herakleios weiß, und seinen völlig an den Haaren herbeigezogenen Behauptungen, die ersten Muslime seien syrische Christen gewesen, Mohammed (s) habe es nicht gegeben und sei Jesus gewesen,... zeigt jedem Menschen mit gesundem Verstand, dass diejenigen, die ihn zitieren, rein gar nichts über die Wissenschaften wissen und aussagen dürfen. Eher sind sie so wissenschaftlich wie ein Kaffeesatz- oder Horoskopleser. Wer auch nur diese Ansicht als eine gleich normale Ansicht unter den verschiedenen Ansichten darstellt, ist kaum jemand mit einwandfrei funktionierendem Urteilsvermögen. Wenn er nur eine Ahnung hätte, welch unwissenschaftliche und abenteuerliche Deuterei das ist, würde er sich nicht nur vor Lachen kringeln, sondern zugleich voller Selbstmitleid einen See an Tränen vergießen.

Was jeder wissen sollte, der sich zum Islam bekennt. Die größte Leistung der ersten Generationen des Islam, war es nicht, die Alhambra oder den Taj Mahal zu bauen, irgendein Medizin-, Chemie- oder Biologiebuch zu verfassen, die indischen Zahlen oder die Mathematik weiter auszubauen, also Dinge die westliche Nichtmuslime so beeindrucken… Sondern die größte aller Leistungen die je von Muslimen erbracht wurde ist es, den Islam wissenschaftlich fundiert wie keine andere Gruppe der Welt so authentisch wie es Menschen nur möglich ist festzuhalten und weiter zu überliefern. Das, was die Muslime da vollbracht haben, ist so grandios und einmalig, wie es das nirgendwo bis heute gibt. Wenn da jetzt dahergelaufene Individuen kommen und meinen, das ebenso mit einem Handwisch wegwischen zu können, ist das ein Beweis ihrer grandiosen Unwissenheit, Falschheit oder Verrücktheit, von der sie nicht mal wissen, wie groß sie in Wahrheit ist. Da sind bei ihnen, wie im Koran beschrieben, Schichten über Schichten der Dunkelheit übereinander auf sie gelegt worden, und sie können alleine daher schon nichts mehr begreifen oder ein Licht der Wahrheit sehen. Mit ihrem Gerede können sie deshalb auch nur Menschen ansprechen, die ihnen darin gleich sind. Gott {erh.} hat im Koran versprochen, seine Religion zu bewahren. Stimmt, das ist ein Beweis, den nur Muslime als Beweis verstehen und akzeptieren, aber Gott {erh.} hat ihn sogar so wissenschaftlich bewahrt durch aufrichtige und mit Weisheit und Wissen gesegnete Menschen, dass sogar die ärgsten Atheisten und Islamfeinde nicht darum herumkommen zu bestätigen, dass die islamischen Überlieferungen in der besprochenen Hinsicht ziemlich das beste sind, was die Welt aus diesen Zeitepochen bis in die jüngste Vergangenheit hat. Das ist zweifelsohne so und sie müssen es genauso herunterschlucken, so sehr sie sich auch dagegen wehren möchten, weil sie ansonsten jegliche wissenschaftliche Seriosität abgesprochen bekommen. Die westliche Orientalistik, die doch sehr dürftig ist, widerspricht dem auch nicht und sieht in Ohlig und Luxenberg eher unwissenschaftlich vorgehende Exoten, und Ohlig beklagt ja auch, dass die westliche Orientalistik sich einfach so den islamischen Überlieferungswissenschaften „unterworfen“ hat. In Wirklichkeit hat er einfach nicht verstanden, dass dies einen unheimlich starken wissenschaftlichen Grund hat und keineswegs aus reiner Liebe geschehen ist. Die westlichen Orientalisten und Islamwissenschaftler nehmen die Sunnah und den Koran im Großen und Ganzen als authentisch an. Sie kritisieren lediglich Details und einzelne Passagen in diesen Überlieferungen, wobei sie uns Muslimen bis heute keine Methode vorlegen konnten, die für uns annehmbar ist, sondern hantieren in ihrer Kritik lediglich mit Spekulationen, Meinungen und Neigungen. Zumeist versuchen sie anhand von Geschichtsbüchern wie dem târîkh-Werk des Ibn Jarîr at-Tabariyy, das islamisch gesehen bei weitem eine viel schlechtere Überlieferungsqualität aufweist als die zwei islamischen Hauptquellen, irgendwie an einem Hadith herumzumäkeln. Das ist aber keine Methode, die von Muslimen akzeptiert werden kann, da Ereignisse im târîkh viel schlechter überliefert sind, zum Teil ohne isnâd oder überprüften Leuten im isnâd, so dass man damit niemals starke Hadithe aushebeln kann.

Was man uns aber weismachen wollte, liegt weit außerhalb jeglicher ernstzunehmenden Wissenschaft. Die Personen, die man als wissenschaftliche Referenz heranziehen wollte, sind hochtendenziöse und inkompetente christliche Missionare. Luxenberg z.B. versucht, mithilfe das Alt-Aramäisch, das viel weniger gesichert ist als das Arabisch zur Zeiten des Gesandten (s) den Koran zu deuten, obwohl jeder seriöse Philologe, wenn er heute noch einen alt-aramäischen Text findet, in welchem er ein Wort nicht kennt, zum Arabischen geht, um es zu deuten, da die arabische Sprache zeitnah von vielen Sprachgelehrten erforscht wurde durch altarabische Gedichte und Berichte der Prophetengefährten über ihre Sprache. Es handelt sich geradezu um fanatische Tatsachenverdreher, und so etwas will man uns als Wissenschaftler verkaufen. Derartiges ist extrem dreist und sehr verlogen, wenn man sich gleichzeitig als aufgeklärte vernunftgeleitete moderne Person darstellt, während man zugleich denkt, Muslime seien unwissende Neanderthaler.

Ich denke eine Sache sollte noch mal erwähnt und deutlich gemacht werden. Ist es möglich, dass heute irgendjemand oder eine Gruppe von Menschen den Koran verfälschen kann? Wenn man zu dem richtigen Schluss kommt, dass dies völlig unmöglich ist, sollte man sich die nächste Frage stellen: Warum ist das unmöglich?

Jemand hat mal die Frage geäußert, weshalb wir Muslime es nicht in Betracht ziehen können, bzw. weshalb wir es nicht für möglich halten können, dass es in den islamischen Überlieferungen zu Fehlern, Irrtümern oder Lügen kommen konnte, da es sich dabei ja um Menschen handelt, und die Menschen sind von ihrer Natur aus fehlerhaft.

Was der Fragesteller jedoch nicht verstanden hat, ist, dass genau aus diesem Grund die Muslime die Überlieferungswissenschaften aufgebaut und zur Spitze getrieben haben wie keine Menschengruppe zuvor, um genau das herauszufinden, nämlich wer hat Fehler, Irrtümer oder Lügen hineingebracht, und wo sind diese zu finden. Das heißt, gerade die Muslime waren es, die das nicht nur in Betracht gezogen haben, sondern diesen Umstand bezeugten und darüber hinaus es erforscht haben. Und wegen der unzweifelhaften Tatsache, dass Menschen fehlerhaft sind, Irrtümer begehen oder auch mutwillig Lügen erzählen, haben die Gelehrten nach Methoden der Untersuchung gesucht, die nicht etwa aufzeigen was alles für sie möglich sein kann, denn für einen persönlich kann fast alles möglich sein, man muss nur fest daran glauben, sondern sie haben mit den Methoden versucht, das exakte Gegenteil aufzuzeigen, nämlich was absolut unmöglich ist.

Ich wiederhole es, damit es für jeden Leser tief ins Gedächtnis dringt:

Die Methoden der islamischen Überlieferungswissenschaften sagen nicht aus, was den Menschen möglich ist, sondern sie sagen aus, was den Menschen vollkommen unmöglich ist. Und unmöglich ist es, dass viele unterschiedliche Menschen, die sich nicht kannten oder sich je gesehen haben, sich alle auf dieselben Fehler, Irrtümer oder Lügen einigen konnten. Ein verlogener Lügner kann lügen erzählen, eine aufrichtige Person kann Fehler begehen, aber dass viele Menschen, die weder gleich sind, noch sich kannten, die selben Lügen erfinden und die selben Fehler machen, das ist nicht möglich.

Das ist der Grund, weshalb der Koran heute und in seiner Anfangszeit nicht manipulierbar war. Heute braucht man das anhand von Überlieferungsketten auch gar nicht mehr nachweisen, die damaligen Muslime haben es aber für ihre Zeit getan, und diese Arbeit braucht auch nur einmalig und zeitnah verrichtet werden, um den Beweis für alle Zeiten festzuhalten, dass der Koran authentisch ist.

Das heißt auch, dass es innerhalb der Überlieferungen einen Bereich gibt, bei dem es alleine schon rein wissenschaftlich gesehen absolut zwingend sein muss, dass dies vom Propheten (s) ist. Der Koran gehört dazu, und so auch der Teilbereich der authentischen Hadithe. Dann gibt es einen viel größeren Teilbereich als den der authentischen Hadithe, nämlich denjenigen der Hadithe, die innerhalb der Kette Mängel aufweisen, so dass man nicht eindeutig aussagen kann, dass sie 100% vom Propheten stammen, die aber, falls unterschiedliche Überlieferungsketten vorliegen sich gegenseitig so stärken können, dass man deshalb nicht kategorisch sagen kann, dass da nicht doch etwas vom Propheten (s) sein kann. Man legt also nicht eindeutig seine Hand dafür ins Feuer, dass der Hadith oder der ganze Inhalt 100% vom Propheten ist, aber auch nicht, dass der Hadith oder Teile des Inhaltes nicht 100% vom Propheten sind. Solche Hadithe gibt es in unterschiedlichster Form, und solche Hadithe werden dann nochmals untersucht, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Wortlaut werden mit jedem anderen Hadith über die gleiche Sache verglichen, usw. bis dann eine Einstufung herauskommt mit der man dann weiter arbeiten kann, z.B. in der Rechtswissenschaft, in der Exegese, usw. Es kann dann in solchen Hadithen Bewertungen auch zu unterschiedlichen Meinungen der Gelehrten kommen. Auch das ist völlig natürlich. All diese Tatsachen kann man aber nicht dazu verwenden, um auszusagen, dass man gar nichts authentisch überliefern kann, und dass es völlig unmöglich sei, wissenschaftlich herauszufinden, was ganz sicher authentisch sein muss, bzw. was unbedingt vom Propheten (s) sein muss, da es den Menschen unmöglich ist, hier etwas zu verändern, genauso wie es den Menschen heute unmöglich ist, den Koran zu verfälschen, denn er ist weltweit eine mutawâtir-Überlieferung ersten Ranges. Millionen Menschen kennen ihn auswendig, in Millionen Büchern liegt er ganz oder in Zitaten vor, vom heutigen Internet ganz zu schweigen. Der Koran wird weltweit von den Muslimen und allen Nichtmuslimen, also von der gesamten Menschheit mutawâtir bewahrt, ob sie es wollen oder nicht, oder ob unter ihnen es welche gibt, die den Koran verfälschen wollen oder nicht, es ist einfach nicht möglich. Und genau das haben die Muslime der ersten Generationen mit den isnâd-Ketten nachgewiesen und aufgezeigt, nämlich was unmöglich sein kann, und somit was absolut zwingend vom Propheten (s) stammen muss.

Der himmelschreiende Hochmut völlig unwissender und ignoranter Einzelpersonen, die die größte Leistung der Muslime so abtun, als wäre unsere Überlieferungstradition auf einer Stufe mit den Märchen der Gebrüder Grimm, ist eine einzige Schamlosigkeit. Dies vor allem, wenn es sich um westliche Hobby-Islamkritiker handelt, die meinen, die Wissenschaften und Weisheiten mit dem Löffel gefressen zu haben, als existierte gar kein Wissen und keine Wissenschaft, bis die Atheisten kamen. Solche Ignoranz ist kaum in Worte zu fassen, insbesondere, wenn dann noch Leute sich hervortun die nicht einmal das arabische Alphabet beherrschen und daher beim Islamwissen vor verschlossenen Türen stehen. Selbst wenn man keinerlei Ahnung oder Einblicke hat, würde ein aufrichtiger Mensch die Tatsache seines Unwissens anerkennen und deshalb vorsichtig bleiben und deshalb niemals die ultimativen Abrissthesen verbreiten, bevor man nicht ein Experte in diesen Thematiken geworden ist. Und unter den Experten und sogar vielen, die sich auch nur für Experten halten, herrscht ein weltweiter Konsens, ganz gleich welcher Religion sie angehören, dass die islamische Überlieferungstradition in ihrer Allgemeinheit angenommen werden muss, denn ansonsten treten sie aus dem Kreis der Wissenschaften heraus und könnten gleich die gesamte Geschichtsschreibung ihrer eigenen Völker in den Müll werfen, denn anstatt die Lüge inkompetenter Menschen zu verbreiten, man könne mit den islamischen Überlieferungen komplett nichts anfangen, ist es nichts als die reinste Wahrheit, dass es die weltweite Geschichtsschreibung ist, die nicht einmal die absolut untersten, minimalen islamischen Kriterien erfüllen, um sich überhaupt mit ihrem Inhalt auseinanderzusetzen. Die weltweite Geschichtsschreibung, ganz gleich vom welchen Volk, ist nach den hohen islamischen Kriterien, die man bei seiner eigenen Religion angelegt hat, um das unzweifelhaft Authentische herauszufinden, die niedrigste Qualitätsstufe und die unterste Kategorie, die man einer Überlieferung überhaupt geben kann.

Noch eine Sache sollte erwähnt werden damit man noch etwas Einblick bekommt. Es geht über den allgemeinen Zustand von Leuten, die Abneigungen oder sogar einen Hass gegen den Islam hatten/haben und deshalb mit mutwilligen Lügen versuchten, dem Islam zu schaden. Man muss wissen, dass es im Großen und Ganzen ganz leicht war für die Gelehrten, die schlimmsten Lügner schnell ausfindig zu machen und sofort vollkommen aus den Überlieferungen heraus zu sondieren, denn solche Islamhasser hatten damals schon eine Eigenschaft wie die heutigen Islamhasser: Sie waren häufig bequemliche Subjekte, die nicht einmal ein Tausendstel der Anstrengungen der aufrichtigen Gelehrten im Wissenserwerb aufbringen konnten. Die aufrichtigen wahren Glaubenden, die quasi ihr weltliches Leben Gott zuliebe wegwarfen und sich mit nichts anderem mehr beschäftigten außer mit Wissenserwerb und Gottesdienst, bis sie unter den Muslimen als wissenschaftliche Führer anerkannt wurden (in einer Zeit in der es auch keine Ablenkungen wie Internetforen, Fernsehen oder Kino gab), waren all den Islamhassern und Lügnern derart im Wissen überlegen, dass sie von ihnen nicht irregeführt werden konnten.

Die Lügen waren bei den allermeisten so plump und voller Unwissen, und ihr Status innerhalb der Muslime so niedrig mit ihrer „Anstrengung“, so wenig wie möglich für Gott zu tun, dass ihr Ruf ziemlich schnell, falls vorhanden, wegschmolz, was es ihnen unmöglich machte, den Islam zu infiltrieren wie es z.B. ein Paulus bei den Christen schaffte. Diese Leute hatten überhaupt kein oder sehr wenig Wissen über die isnâd-Ketten, denn dafür hätten sie alle islamischen Zentren bereisen müssen, was damals eine große Mühsal bedeudete und sich ein Wissen dort aneignen über viele Wissensbereiche um nicht sofort als Lügner enttarnt zu werden, sobald man nur den Mund aufmacht. So gab es Lügner, die isnâd-ketten fabrizierten, in denen Namen auftauchten die kein Mensch kannte, oder die jemanden zum Prophetengefährten oder einem ihrer Sukzessoren (tâbi€iyy) machten, der gar keiner war, oder Leute in der Kette aufeinander treffen ließen, die einander weder begegnet waren noch in der gleichen Zeit gelebt haben und weitere zweifelhafte Dinge. Was auch vorgekommen ist, dass sie die dümmsten grammatikalischen Fehler gemacht haben, die ein kleines arabische Kind nicht gemacht hätte, oder nicht-arabische Wörter benutzt haben, ohne zu wissen dass kein Araber es kennt. Der allergrößte Teil der mutwilligen Lügner war in solch einem niederen Zustand und hatte keine Chance, gegen eine ganze Armee an aufrichtigen Menschen, die ihr Leben für diese Religion geopfert haben, weil es für sie im Gegensatz zu den Lügnern um Paradies oder Feuer ging, von denen sie zutiefst überzeugt waren.

Für uns Muslime kommen für das Projekt, unsere Religion zu beschützen, nur die besten Methoden in Frage, ganz gleich welche Anstrengungen es gekostet hat und weiter kosten wird. Wir lassen nur das beste und effektivste an den Islam ran, da nur uns es wichtig war und ist, ihn so richtig und authentisch wie möglich zu besitzen. Die Diamanten unter den Methodiken und die undurchdringlichste Festung, die überhaupt möglich ist, werden für das liebste, das wir haben, eingesetzt.

Jeder objektive Mensch soll selbst fragen, welche Methode wohl zum besseren für den Islam führten und weiterhin führen werden.

Und Gott gebührt das Lob.

Zum Fall Ohlig

Noch ein paar Worte zu Karl-Heinz Ohlig, auf dessen Theorien im Zusammenhang mit der Universität des Saarlandes gerne hingewiesen wird.

Karl-Heinz Ohlig ist christlicher Theologe und kann kein Wort Arabisch, damit ist seine Absicht und Unfähigkeit eigentlich schon für einen jeden Menschen sichtbar. Das gerade er meint, die richtigsten aller Aussagen über den Koran zu treffen wäre in etwa so, wie wenn ein Aborigine, der weder Deutsch noch Germanistik beherrscht, den Deutschen endlich mal erzählt, was wirklich in der Nibelungensage stehe und welche Herkunft sie habe, und dabei Aussagen trifft, die komplett dem entgegengesetzt sind, worin sich alle Germanisten, Philologen, Archäologen und Historiker in Deutschland einig sind. Was würden man in Deutschland von so einem Aborigine halten, oder von einem anderen Aborigine, der ihn für den größten Wissenschaftler in diesem Bereich hält? Das, was aber Ohlig macht, ist noch viel gigantischer als das, was ich diesem Aborigine unterstellt habe. Ohlig belässt es im Unterschied zu dem Aborigine nicht dabei, dass es nur eine Person nicht gab (Mohammed), sondern er behauptet doch tatsächlich, dass es die vier Kalifen nicht gab, Tausende von namentlich bekannten Prophetengefährten, ihren Sukzessoren und Postsukzessoren, also alle Personen, die in den isnâd-Ketten vorkommen, all ihre Biographien, ihre persönlichen Aussagen. Alles falsch und von irgendeiner mysteriösen Gruppe in einem gigantischen Projekt, wie es die Menschheitsgeschichte niemals zuvor oder danach erlebt hat, ausgeheckt; eine Gruppe, die sich alle historischen Personen einfach so ausdachte, ihre Sterbedaten, ihre Namen, ihre ganzen Biographien, und dazu noch die Inhalte ihrer überlieferten Aussagen von Mohammed (s). Jede Bewegung in unserem Gebet, jede Gebetswaschung, jedes bekannte Detail, das jedem Muslim weltweit bekannt ist, alles wurde von dieser Gruppe ausgedacht und dann mit fiktiven Leuten in den Isnad-Ketten bereichert bei denen man sich nochmals die Mühe machte sie mit einem fiktiven Leben auszuschmücken, ihre Beziehungen zueinander oder auch ihre islamischen Rechtsurteile, alles erlogen und reine Phantasie einer ominösen Gruppe.

Und was ist der große Beweis für solch eine gigantische Verschwörungstheorie? Irgendwelche Münzfunde (?!), die dann ein fanatischer Forenuser, der weder Archäologe ist, noch Arabisch kann, so deuten möchte, wie es sein Missionar mit den wirren Theorien ihm einflüstert. „Mâshâ allâh“ und ein dreifaches Hoch auf dieses Wissenschaftsverständnis, kann man dazu nur sagen.

Lassen wir mal einen hier in Deutschland anerkannten Orientalisten sprechen, und zwar ausgerechnet einen solchen, den Leute in Foren und anderswo mit all ihrem Unwissen über den Islam in den höchsten Tönen loben und für ihren größten westlichen Islamgelehrten halten, der zudem noch ein großer Islamhasser ist und Mohammed (s) für einen Lügner und Märchenerzähler hält (ansonsten hätte er ja nicht dieses Ansehen unter ihnen), und auch die meisten Gelehrten der Muslime neben seiner grandiosen Größe für kleine Kinder hält. Er ist zweifellos genau so ein antiislamischer Aktivist, aber dennoch will ich mal seine Aussage über Ohlig und dieser ganzen Gedankenschule bringen, denn selbst er kann soviel Unfug nicht verkraften und sieht seine ganze Richtung in Misskredit gebracht durch solche Außenseiter. Sein Name ist Tilman Nagel, und der sagt über Ohlig:9

„Es handelt sich jedoch um den Saarbrücker Theologen und Religionswissenschaftler Karl-Heinz Ohlig. Er ist durch Arbeiten zur Geschichte der Christologie ausgewiesen sowie durch eine 2000 veröffentlichte Darstellung des Islam, in deren Einleitung er den des Arabischen mächtigen Forschern unterstellt, ihre Quellenkenntnis mache sie gegenüber ihrem Gegenstand befangen, was bei ihm, da er nicht arabisch lese, nicht zu befürchten sei. [...] und so finden Ohlig und Luxenberg zueinander: Die von Letzterem konstruierte „syro-aramäische Lesart“ ist das Zeugnis dafür, dass das ursprüngliche, das nichttrinitarische Christentum in Arabien überlebt hat, und Luxenberg bekommt endlich so etwas wie einen historischen Ort für seine Imaginationen zugespielt. [...] Damit diese Behauptung an Plausibilität gewinnt, muss man den Koran von allen Hinweisen auf einen arabischen Propheten namens Mohammed befreien. Den ersten und wichtigsten Schritt hierzu geht Ohlig, indem er die gesamte, viele tausend Seiten umfassende arabisch-islamische Überlieferung zum frühen Islam ignoriert. Sie ist in seinen Augen eine gigantische Fälschung. Ohlig hat naturgemäß keinen Einblick in die Vielschichtigkeit dieser Überlieferung [...] Die „neue, kritische Islamwissenschaft“ bemüht sich um eine Antwort auf Fragen, die der Historiker an die Quellen über das Leben Mohammeds zu richten hat; aber ihre Antwort besteht darin, dass sie den Forschungsgegenstand eliminiert. Dies geschieht, wie skizziert, mit fragwürdigen Methoden. [...] Die Islamwissenschaft muss sich, das ist unbestritten, vom muslimischen Mohammedverständnis emanzipieren, wenn sie der geschichtlichen Wirklichkeit nahekommen will.10 Schon seit über einem Jahrhundert haben manche ihrer Vertreter dies versucht, indem sie nach einem Passepartout fahndeten, das ihnen den Wirklichkeitsgehalt der Aussagen der Quellen in ihrer Gesamtheit mittels einer gleichsam mechanisch anwendbaren Methode erschließen und sie der Mühsal der Einzelanalyse überheben sollte, und bei diesen Versuchen sind ihnen die Quellen selber Schritt für Schritt abhandengekommen. Sie nicht ernst zu nehmen wurde zum Inbegriff „historisch-kritischer Methodik“. Das Ergebnis ist ein willkürlicher Umgang mit der Überlieferung im Ganzen wie mit Einzelzitaten. Schließlich erfährt bei Luxenberg und Ohlig selbst das Problem der hochreligiösen Einflüsse auf den entstehenden Islam, dessen Beachtung beispielsweise Lüling mit Recht anmahnte, keine angemessene Behandlung mehr. Eine Emanzipation vom muslimischen Vorverständnis, die zu solchen Ergebnissen führt, muss man als misslungen bezeichnen.“

Ich lasse mal weitere deutsche Orientalisten und sogenannte Islamwissenschaftler zu Wort kommen. Das sind alles keine Muslime, hegen sogar richtige Abneigungen gegen den Islam und meinen auch, dass sie mit ihrer „historisch-kritischen Methode“ besser dran wären als die Muslime, aber dennoch lassen wir sie mal zu Wort kommen was sie von diesem Ohlig und dieser geradezu verrückten Glaubensrichtung denken:

Michael Marx im Spiegel über Ohlig:

„Sie klingen so, als habe er sich den Thesen von Professor Karl-Heinz Ohlig angeschlossen, die dieser in seinem Buch “Die dunklen Anfänge” vor drei Jahren veröffentlicht hat – und denen zufolge der Koran ein christlicher Text ist und Mohammed wahrscheinlich nie gelebt hat. Aber diese Gruppe, zu der noch der Numismatiker Volker Popp und andere zählen, ist sehr klein. Ich würde sagen, deren Positionen steht sogar außerhalb der Wissenschaft.“

Dominik Reinle:

„Schöller schätzt, dass rund 80 Prozent der deutschen Islamwissenschaftler der Auffassung sind, dass Mohammed existiert hat. Die Geschichte von Mohammed lasse sich zwar nicht eindeutig rekonstruieren, da die Schriftquellen im Detail möglicherweise nicht zuverlässig seien, weil sie sich zum Teil widersprächen. “Aber dass es irgend eine Geschichte des Propheten gegeben hat, wird nicht bestritten.” Das sei der große Konsens der Islamwissenschaft, den auch er vertrete. Auch für Mohammed-Biograf Tilman Nagel ist klar: “Natürlich hat Mohammed gelebt.” Es sei unsinnig, das Gegenteil zu behaupten. “Genauso könnten Sie auch behaupten, Platon habe nicht gelebt, weil Sie aus seinen Lebzeiten keine Aufzeichnungen von ihm haben”, sagt der emeritierte Professor für Arabistik und Islamwissenschaft an der Universität Göttingen.

Ganz anders sehen das Vertreter der Mehrheitsmeinung unter den Islamwissenschaftlern. “Es hat schon häufiger Versuche gegeben, eine Fortsetzung des Juden- und Christentums im Islam zu behaupten. Aber die Quellen geben das einfach nicht her”, sagt Nagel. Auch für Schöller gibt es eine solche Verbindung nicht: “Ich sehe kaum Ansatzpunkte zum Christentum.” Denkbar für ihn sei allenfalls eine Nähe des Islam zum Judentum. “Diese Hypothese macht mehr Sinn”, sagt Schöller. Denn die Figur eines Propheten finde sich auch in der jüdischen, jedoch nicht entsprechend in der christlichen Tradition.

Für Schöller klingt die Hypothese, Mohammed habe nicht gelebt, eher wie “eine Verschwörungstheorie”. Unter den damaligen Bedingungen sei es aber nicht vorstellbar, dass jemand eine solche Verschwörung habe durchsetzen können, ohne Spuren zu hinterlassen. “Solche Hinweise haben wir aber nicht”, sagte Schöller. Nagel gibt zu bedenken, dass nur ein “Superhirn” zu einer solchen Inszenierung in der Lage gewesen wäre: “Wenn man das verficht, muss man auch belegen, wann wie und warum das erfunden worden ist.”

Die Islamwissenschaftlerin Angelika Neuwirth

KNA: Mit dem Pathos der Entzauberung betreiben Ihre Kollegen Karl-Heinz Ohlig oder Christoph Luxenberg ihre aufsehenerregenden Studien über die Einflussgeschichte des Koran. Sie stellen sogar die historische Existenz von Mohammed infrage.

Neuwirth: Ich halte nichts von der Wiederbelebung historischer Textkriege. Mit ihrer Islam-polemisch motivierten Koranforschung verbaut diese Gruppe die Möglichkeit zu einem Dialog mit der islamischen Gelehrtenwelt. Diese Forscher sind nicht an einem Wissensaustausch mit arabischen Gelehrten interessiert. Sie haben zum Teil nicht einmal arabische Sprachkenntnisse. Es ist zwar das Verdienst von Christoph Luxenberg, die Aufmerksamkeit wieder auf die syrischen Traditionen in der Umwelt des Koran gelenkt zu haben. Für den Koran selbst ist der Zugang der Gruppe aber wenig relevant: Der Koran dient ihnen als Steinbruch für ihre bereits vorgefassten Ideen über die Entstehung des Islam. Die Textkomposition, die diese Konstruktionen widerlegt, ignorieren sie vollständig. Um die These, dass Mohammed nicht existiert habe, zu untermauern, werden abenteuerliche Konstruktionen errichtet, die die wissenschaftliche Kompetenz der Gruppe weit überschreiten.

KNA: Die Debatte um den wissenschaftlichen Ansatz des Münsteraner Islamwissenschaftlers Mohammed Kalisch bringt dieses Thema nun aber verstärkt auf die Tagesordnung.

Neuwirth: Bedauerlicherweise hat Herr Kalisch seine persönlichen Zweifel an der Historizität Mohammeds öffentlich gemacht. Solche Zweifel hätten sich durch gründliche Lektüre zur Forschungslage leicht zerstreuen lassen. Zu dieser Lektüre wäre Herr Kalisch wie jeder Lehrstuhlinhaber, gleichgültig in welchem Fach er tätig ist, sich und seinen Fachkollegen gegenüber verpflichtet gewesen, um seine eigene Sicht auf die Auseinandersetzung mit der bisherigen Forschung gründen zu können. Seine Veröffentlichung der Zweifel ohne differenzierte Begründung und ohne eine überzeugende Gegenhypothese kann nur als Provokation verstanden werden. Hier ist eine möglichst ebenfalls öffentliche Diskussion gefordert, nicht einfach Berufung auf die akademische Freiheit. An diese Freiheit würde in Disziplinen mit stärkerem Kritikpotenzial kaum appelliert werden können. Islamische Studien sollten da keine Sonderstellung beanspruchen.

Die historisch-kritische Methode

Da ich die westlichen Orientalisten und „Islamwissenschaftler“ zitiert habe, will ich ganz kurz auf sie und ihre einzige Methode eingehen auf die sie so stolz sind. Ihre Methode nennen sie die „historisch-kritische Methode“.

Ich erkläre mal kurz und knapp den Kernpunkt dieser Methode, die sie den Muslimen gerne vor die Nase halten, aber die kein Muslim jemals ernst genommen hat. In der historisch-kritischen Methode versuchen die Orientalisten, Ereignisse mal aus der Archäologie, aber zumeist aus den (Geschichts-)Büchern herauszunehmen um dann zumeist einzelne Hadithe irgendwie abzuschwächen oder als gefälscht zu brandmarken. Um mal ein Beispiel zu nennen: Da findet ein Orientalist in den Geschichtsbüchern irgendeinen Konflikt unter den damaligen muslimischen Herrschern oder Stämmen und meint damit irgendwelche Hadithe für verfälscht zu erklären, oder dass sie in dieser Zeit erst entstanden sein müssen, weil es irgendeiner Gruppe einen weltlichen Vorteil oder Nachteil beschert haben soll, wenn man diese Worte dem Prophet (s) in den Mund legen kann. So eine Vorgehensweise oder Ergebnis ist ein Standard-Klassiker unter den westlichen Orientalisten. Welche Einzelereignisse sie sich dabei herausnehmen, und welche Hadithe oder Hadithgruppen sie damit kritisieren wollen, ist von Orientalist zu Orientalist verschieden, dies hängt wirklich alleine von ihren Neigungen und persönlichen Vorstellungskraft ab, und wird es auch wohl immer bleiben, da ja ein jeder mit irgendeiner alleine von ihm entdeckten sensationellen Neuheit das Rampenlicht sucht. Wenn man nur ein einfacher Anhänger eines Orientalisten und seiner Eindeckungen bleibt, wird man sich auch nie einen Namen innerhalb dieser fast sektenartigen Gruppe machen. So kann man sagen, dass sie damit zumeist bei ihren Einzelansichten bleiben, die sie sich gegenseitig loben oder wiederum kritisch widerlegen und sich dabei wie Hamster im Rad drehen.

Das Problem dabei ist, und dieses plagt auch einen Ohlig mit seinem Gerede über Herakleios, und weshalb es niemals von den Muslimen ernst genommen werden kann, ist die schlichte Tatsache, dass die Überlieferungsqualität der herangezogenen Geschichtsbücher bei weitem schlechter ist als die des Koran oder der authentischen Sunnah, ja selbst die schwach überlieferte Sunnah ist besser. Das allermeiste, was auch in den islamischen Geschichtsbüchern steht, ist zweifelsohne, wenn man die islamischen Überlieferungskriterien daran ansetzt, enorm schwach, und nicht wenig ist einfach nur falsch und auch erlogen. Der Grund ist ganz einfach, die Muslime haben, weil sie nun mal Muslime sind und keine Historiker, alle Anstrengungen darauf gelegt, das für sie wichtigste in höchster Authentizität zu bewahren, nämlich ihre Religion und nicht den Kommentar irgendeiner Person über die derzeitigen politischen oder gesellschaftlichen Umstände. Es war schon eine enorme Anstrengung, den Islam so gut es geht abzusichern und jetzt auch noch alles Weitere (wo soll man da anfangen und wo soll man da enden) war einfach nicht mehr drin, selbst wenn man gewollt hätte.

Konkret gesagt, haben die Überlieferungen über die islamische Geschichte oftmals keinen sanad, und wenn sie einen haben, dann mit überaus vielen Makeln behaftet. Die vorhandenen Berichte, die in den Geschichtsbüchern gelandet sind, beinhalten alles Mögliche, gerade da ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Irrtümern, Fehlern, Lügen, Propaganda, subjektiven Sichtweisen und Halbwahrheiten astronomisch höher als in der Sunnah, geschweige denn im Koran. Es wurden Aussagen der verschiedensten Parteien, von Muslimen und Nichtmuslimen, von Augenzeugen und Nicht-Augenzeugen, alles was so ein târîkh-Schreiber zum Teil überhaupt finden konnte, hat er da mitverarbeitet, und eine so knallharte Überprüfung der Überlieferer und somit Quellenkritik wie bei den zwei Hauptquellen des Islams wurde im târîkh nicht vorgenommen. Was die westlichen Orientalisten also tun, und worauf sie auch noch stolz sind (!), und mit dem sie sich darüber hinaus für modern halten, ist der Versuch, hartes Material mit weichem Schleifkopf abzuschleifen. Sie verdrehen also vollkommen die Realität. Das, was es zu kritisieren gilt, und wofür es viele kritische Anhaltspunkte gibt, halten sie für historische, einwandfrei belegte Tatsachen, um dann damit gegen etwas anzugehen, was ein viel stärkeres Fundament besitzt, und das auch noch, um überhaupt eine Verbindung zwischen diesen verschiedenen Dingen herzustellen, mit den wildesten spekulativen Thesen und abwegigsten Annahmen, bei denen man sich wirklich fragen muss, ob das noch unter Wissenschaft laufen soll, oder doch unter Fantasy-Roman? Während wir Muslime ziemlich sicher aussagen können, und zwar tatsächlich wissenschaftlich, weshalb eine bestimmte Überlieferung zwingend authentisch sein muss, oder weshalb es bei der Überlieferung welche Vorbehalte gibt usw. kommen die Orientalisten mit Dingen, die sie faktisch für eindeutig authentisch halten, obwohl sie uns das niemals wirklich beweisen können, fügen dann, so als wäre das nicht schon schlimm genug, noch ihre reinsten Neigungen und Meinungen hinzu mit den wildesten Spekulationen und Phantasien und denken dann, damit könnten sie irgendetwas aus der Sunnah (an den Koran wagen sie sich zumeist nicht heran) in Zweifel ziehen, wobei wir Muslime vielleicht ziemlich sicher sind, dass dieser Teilbereich der Sunnah sicherlich nicht gefälscht sein kann.

Wenn man ihnen dann mitteilt, dass man einen Diamanten nur mit einem anderen Diamanten schleifen kann, niemals aber mit einem weicheren Schleifstein, ohne dass der Schleifstein dadurch beschädigt wird, dann kommt bei ihnen der gleiche Hochmut zum Vorschein wie bei den oben erwähnten Hobby-Forschern. Das eine, was ihm aus den Geschichtsbüchern nicht passt, lehnt er ab, und das, was ihm darin gelegen kommt um seine Phantasien weiter zu spinnen, nimmt er als eindeutige Tatsache, ohne jemals eine für alle nachvollziehbare Methode vorlegen zu können, wie man zu gleichen Ergebnissen kommen kann, was man aus dem tarîkh annehmen muss und was nicht, und so beten sie alle ihre eigene niedere Neigung (hawâ) an, wie man es nicht anders von den Leuten der niederen Neigung erwarten kann. Alle Sunnah-Verleugner - auch unter solchen, die sich den Muslimen zurechnen - gehen im Übrigen genau so vor, und ein jeder von ihnen hat seine ganz eigenen Schlüsse und Ergebnisse gewonnen, seine ganz eigenen angeblich sicheren geschichtlichen Ereignisse, die sie für unumstößliche Fakten halten, um dann gegen die ganze oder bestimmte Teile der Sunnah vorzugehen. Wir Muslime können da nur mit viel Mitleid den Kopf schütteln. Wäre das so eine ultimative sichere Methode, müssten doch eigentlich alle die gleichen Ergebnisse erzielen, schaut man aber ihre Ergebnisse an, so unterscheiden sie sich quasi nicht nur von Richtung zu Richtung, oder Schule zu Schule, sondern wie schon erwähnt von Person zu Person innerhalb ein und derselben Richtung. Nun gut, sollen diese Entkenner damit glücklich werden, so etwas werden die Muslime niemals von ihnen als weiter bringende Methode annehmen können, denn einen Diamanten schleift man ausschließlich mit einem Diamanten und niemals mit einem porösen weichen Stein. Die Orientalisten werden vermutlich die nächsten Jahrhunderte weiter so machen und Gott {erh.} wird sie niemals aus ihrem Hamsterrad herauskommen lassen, selbst wenn sie sich einreden, damit enorme Strecken nach vorne gemacht zu haben, wobei die Wahrheit bleiben wird, dass sie weiterhin nur auf der Stelle treten, so sehr sie sich auch anstrengen, bis sie ins Feuer fallen werden.

Abschließend als Fazit lässt sich nur noch wiederholen:

Denken und für möglich halten kann man alles, daran glauben auch, und unter den westlichen Nichtmuslimen sind Kreativität oder abstrakte Kunst auch hohe Werte, und so sind auch ihre Methoden wenn es um den Islam geht. Unsere muslimische Gelehrsamkeit aber hat in ihren frühesten Anfängen eine wissenschaftliche Methode erstellt, die sich auch durch den Koran und die Sunnah ergeben hat, die uns aufzeigt, was unmöglich für Menschen ist, um daraus sichere Aussagen über den Islam treffen zu können. Dies bleibt weiterhin eine grandiose und bis heute unübertroffene Leistung, auch wenn es die Islamhasser vor Neid zur Weißglut treibt.

Das, was ich hier geschrieben habe ist wahrlich nichts Besonderes oder irgendeine Art von Geheimwissen, vielmehr ist das wohl jedem, der sich auch nur ein bisschen tiefer mit seiner Religion beschäftigt, bekannt. Ich denke, dass ein jeder aufrichtiger Student des Wissens schon in seinen Anfängen diese Sachen in vielen klassischen Standardwerken finden wird, bzw. schnell kapiert, wie die Quellenlage seiner Religion aussieht und worin sie sich von allen anderen unterscheidet. Eigentlich braucht man nur mal ein arabisches Hadithbuch aufzuschlagen und schon sieht man etwas, was man nirgendwo anders je sehen wird: Die Überlieferungskette. Selbst wenn man noch nicht genau weiß, was das sein soll oder was man damit anfangen soll, sticht es doch einem ins Auge, dass der Islam da ganz eigen ist. Wenn man dem nun nur etwas auf dem Grund geht, wird man sehr schnell sehen was für ein genial grandioses System dahinter steht, was damit ausgesagt werden kann und was unsere Vorfahren damit auch aussagen wollten.

Etwas, das bisher noch nicht erwähnt wurde: Diejenigen, die die Gesamtheit der Sunnah oder sogar die Koran verleugnen haben komischerweise eine Einigung, dass die Hadithsammlungen und der Koran aus ca. dem 2. Jhd. bis heute erhalten sind. Das heißt, sie sagen, das habe 1200 Jahre bis heute authentisch überlebt, und das, obwohl z.B. sagen wir mal bei den Hadithwerken auch nicht unbedingt ein vom Autor handschriftliches Exemplar heute vorhanden ist, sondern zumeist eine Kopie, bzw. viele Kopien in vielen Ländern. Da plötzlich leuchtet ihnen ein, dass sie mutawâtir Überliefert sind, also durch viele unzählige unterschiedliche Wege bis heute vorhanden sind und nicht manipuliert werden konnten.

Nehmen wir nur mal das Saħîħ-Werk Muslims. Sein Werk wurde in den verschiedensten Regionen der Welt kopiert und ist dort erhalten geblieben. Desweiteren tauchen seine überlieferten Hadithe in unzähligen, also wirklich kaum zählbaren Büchern der Gelehrten auf, sei es im Tafsîr, Fiqh, in Werken zur Dogmatik, sei es in Kommentaren oder andern Werken, jeweils mit dem Vermerk, das Zitat stamme aus dem aus Saħîħ-Werk Muslims. Hier verstehen diese Verleugner merkwürdigerweise sofort, dass das in Wirklichkeit niemals mehr manipuliert werden kann, denn es können sich nicht alle auf dieselben Fehler oder Lügen geeinigt haben.

Wir haben also hier den Umstand dass sie doch diese Tatsache begreifen können, und sie wenden es sogar über viel längere Zeiträume an, und das, obwohl nur Kopien erhalten sind, und auch, obwohl nicht immer eine Überlieferungskette bis heute bei jedem dafür existiert, oder falls sie doch existiert, sind sie islamisch gesehen ohnehin kaum brauchbar, denn um so länger eine Kette wird, und eine Kette die 1200 Jahre zurückreicht ist sehr lang, umso schwächer bis quasi unbrauchbar wird sie, weil mit jeder Person die Fehlerwahrscheinlichkeit wächst, bzw. man gar nicht mehr jede Person der harte Überliefererkritik unterziehen kann wie es in den Anfängen des Islam mit wenig Personen in der Kette noch gegangen ist.

Ein Paradox nennt man das. Es zeigt auch die ganze Unaufrichtigkeit oder zumindest eine unwissenschaftliche Unbekümmertheit dieser Leute. Über viel längere Zeiträume, mit keinen oder gar nichts aussagenden Ketten, und ohne Handschriften des eigentlichen Autors, verstehen sie dennoch sofort, wann etwas unmöglich ist zu manipulieren und stimmen zu, dass die heute vorliegenden Hadithe und der Koran spätestens im 2. Jhd. n. H. fixiert wurden und danach nicht mehr verfälscht werden konnten.

In Wahrheit waren die Hadithe und der Koran vorher fixiert, dass ist ja das, was die Gelehrten mit den Überlieferungsketten aufgezeigt haben. Es wurde nicht etwa im 2. Jhd. n. H. in einem gigantischen Projekt die größte Fälschung der Welt fabriziert, wie es uns die Leute erzählen wollen, wenn sie über „die dunklen Anfänge des Islam“ schwadronieren, sondern anhand der Überlieferungskette sieht man ja, von wem diese Überlieferung stammt, bis zum Propheten (s). Uns kann es völlig egal sein, ob sie glauben, dass sie existierten oder sie verleugnen möchten, wobei sie dann plötzlich die Existenz eines Bukhari aber bestätigen. Klarer Fall des Urteilens nach Lust und Laune.

Manchmal wundert man sich, wie sehr die Menschen den Verstand ausschalten können. Wenn jemand nach München reist und dort jemanden findet, der die 110. Sure hat, und diese aufschreibt, und dann alle weiteren Städte, Dörfer und Regionen bereist, bis er den kompletten Koran hat, und dies dann in einem einzigen Werk aufschreibt, hat man es dann noch nötig, die einzelnen kürzeren Abschriften der regionalen Menschen weiter zu überliefern, oder reicht es den darauf folgenden Generationen nicht einfach aus, das Sammelwerk zu nehmen, in welchem ohnehin steht, woher jede einzelne Überlieferung stammt?

(Ende des Gast-Kommentars)

1 Rudi Paret: „Der Koran“, Kohlhammer-Verlag, Stuttgart 1979, 10. Auflage, 2007. 2 William Montgomery Watt, Alford T. Welch: „Der Islam: Mohammed und die Frühzeit, islamisches Recht, religiöses Leben“, Kohlhammer-Verlag, Stuttgart 1980, S. 186. 3 Mehr dazu hier: http://www.lichtwort.de/indikatoren 4 http://www.islamic-awareness.org/Koran/Text/Mss 5 Mit freundlicher Genehmigung. Formulierungen und Rechtschreibung hier geringfügig für die Lichtwort-Veröffentlichung nachträglich angepasst. Dennoch sei angemerkt, dass die in diesem Kommentar dargelegte Meinung nicht unbedingt bzw. in jeder Einzelheit den Standpunkt von „Lichtwort“ oder Muhammad ibn Maimoun repräsentieren muss. 6 http://www.islamic-awareness.org/Quran/Text/Mss 7 Und eben nicht von einem Establishment eingesetzt wurden. (Anm. d. Hrgb.) 8 Aus Wikipedia, Eintrag „Ohlig“, April 2012 9 http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/befreit-den-propheten-aus-seiner-religioesen-umklammerung-1465058.html (Letzter Abruf am 05. August 2013) 10 Dies ist Tilman Nagels persönliche Meinung und zeigt, dass er selbst als anerkannter Orientalist so manche Außenseiterposition bezogen hat, mag er sie auch „Emanzipation“ nennen. (Anm. d. Hsgb.)

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