Sonntag, den 10. Februar 2013
Die Akte „Schavan“

Ein Kommentar von: Muhammad ibn Maimoun

Und was euch an Unglück trifft, so durch das, was eure eigenen Hände einbrachten. Und vieles vergibt Er. (Sure 42:30)

Der Fernsehmoderator und ehemalige Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Michel Friedman, ließ vor einigen Jahren nichts unversucht, Kritik an der repressiven israelischen Politik und den Massakern an der palästinensichen Bevölkerung als Antisemitismus zu diffamieren, so dass er nicht einmal vor Rufmord und politischer Vernichtung des ehemaligen Bundesministers Möllemann zurückschreckte und letzterer sein Ende in einem angeblichen Selbstmord (Fallschirmabsturz) nahm. Vielen ist die damalige verstörende Überheblichkeit Friedmans noch heute gut im Gedächtnis. Ausgerechnet im Monat des Fallschirmabsturzes, als der Ruf Möllemanns dank Friedman u.a. dahin war und er schon aus der FDP auszutreten gezwungen worden war, verlor Friedman auf spektakuläre Weise seinen eigenen Ruf, nämlich in einer in aller Öffentlichkeit breitgetretenen Affäre um Kokainkonsum, Zwangsprostitution und Menschenhandel, einschließlich Peinlichkeiten wie der von ihm laut damaliger Medienberichte benutzte Geheimname „Paul Pinkel“, der ihm zufolge in Wirklichkeit „Paolo Pinkas“ lautete. Immerhin ist der Mann mittlerweile etwas sympathischer geworden, wozu sein damaliger Sturz wahrscheinlich beigetragen hat. Ob er aber Zufall war?

Ein muslimisches Sprichwort sagt von Gott, voller Segen und Hoheit ist Er: „yumhil wa lâ yuhmil“, in etwa: „Er mag sich Zeit lassen, vernachlässigt aber nichts.“

Es gibt erstaunlich viele Beispiele in der Geschichte, in der das Unrecht einer prominenten Person oder gar eines Volkes irgendwann - teils erschreckend passend - quittiert worden zu sein scheint: Das größenwahnsinnige Japan, das glaubte, mit seiner Technologie quasi Allmacht zu erlangen, ja sogar bald einen künstlichen Menschen erschaffen zu können, erlitt 2011 mit der Atomkatastrophe in Fukushima eben durch Technologie das größte Desaster seit dem zweiten Weltkrieg. Der verstorbene russische Präsident Boris Jelzin, der den Krieg gegen das unschuldige muslimische Tschetschenien begann, ist den meisten als unzurechnungsfähiger Säufer in Erinnerung geblieben. Ariel Scharon, der unter den israelischen Premierministern für die schlimmsten Massaker gegen Palästinenser und größten Hass und Rassismus gegen sie bekannt ist und sich gerne als machtvollen Mann zeigte, fiel Ende 2005 in Ohnmacht (Koma), aus der er bis zum heutigen Tage, nach sieben Jahren, nicht erwacht ist (neuerdings angeblich winzige Reaktionen ausgenommen). George W. Bush, der Menschenschlächter und Bekämpfer der Religion Gottes, ging nach einem respektablen Anfang noch während seines Amtes als größter Lügner und „dümmster US-Präsident aller Zeiten“ in die Geschichte ein.

Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen. Nun hat es (jetzt Ex-) Bundesbildungsministerin Annette Schavan getroffen. Sie hat ihre höchste Würde verloren, nämlich ihre „Kopfbedeckung“. Besser gesagt: Ihren Doktorhut. Musste in Schande ihr Amt verlassen. Sich im Endeffekt einem unausgesprochenen Berufsverbot unterwerfen.

Ob sich einige erinnern werden, womit sich Gott Zeit gelassen haben könnte? Nun, vor einigen Jahren, vor ihrer Karriere auf Bundesebene, war es Schavan, welche in ihrer Funktion als Kultusministerin Baden-Württembergs anderen Frauen ihre Würde und Bedeckung vom Kopf zu reißen suchte und sie bei Widerstand mit einem faktischen Berufsverbot bestrafte: Am Beispiel „Kopftuch für Lehrerinnen“ entbrannte ein noch immer währender Rechtsstreit. Der Fall der Fereshta Ludin in Baden-Württemberg ist das bekannteste Beispiel; dagegen darf eine Lehrerin mit Kopftuch seit 2000 in Lüneburg in Niedersachen unterrichten. Die 1972 in Afghanistan geborene und 1995 eingebürgerte Fereshta Ludin, die gegen das Land durch die Instanzen gezogen war, beruft sich dagegen auf ihre Religionsfreiheit. [...] Im emotionsgeladenen Kopftuchstreit hat das Bundesverfassungsgericht (BVG) am 24.09.2003 in Karlsruhe ein Urteil verkündet. [...] Moslemischen Lehrerinnen in Deutschland darf das Tragen von Kopftüchern im Schulunterricht ohne eine klare gesetzliche Grundlage nicht verboten werden. [...] Die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan (CDU) kündigte an, die Gerichts-Entscheidung eingehend zu prüfen. «Danach wird der Landtag entscheiden, ob es in Baden-Württemberg zu einer solchen gesetzlichen Regelung kommen wird». [...] Nur einen Monat nach dem Karlsruher Kopftuch-Urteil hat Baden-Württemberg als erstes Bundesland den Entwurf für ein neues Gesetz vorgelegt: Lehrerinnen ist damit das Tragen eines Kopftuchs im Unterricht verboten. Im Schulgesetz des Landes soll künftig ein religiöses, politisches und weltanschauliches Neutralitätsgebot verankert werden. Doch christliche oder jüdische Symbole sollen nicht aus dem Klassenzimmer verbannt werden - auch Nonnen dürfen weiterhin in ihrer Ordenstracht unterrichten. «Das Kopftuch sei weniger ein religiöses Symbol als ein Zeichen für die politische Unterdrückung im Islam», sagte Kultusministerin Annette Schavan (CDU) bei der Vorstellung des Entwurfs. (Quelle: Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg)

Offensichtlich galt Schavans Verbot nur für das islamische Kopftuch, nicht jedoch für Symbole anderer Religionen, wie z.B. das christliche Kreuz: Das Kopftuch einer Lehrerin habe in der Schule auf Grund seiner Mehrdeutigkeit und der damit verbundenen politischen Bedeutung im Sinne des politischen Islamismus keinen Platz, begründete Kultusministerin Schavan das von der Landesregierung eingebrachte Gesetz. (Quelle: Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg)

Nun ist ihr im Prinzip genau dies selbst passiert: Ihr Haupt wurde entblößt, ihren größten Stolz hat sie verloren und eine Ausübung des ihr liebsten Berufs, den der hochrangigen Politikerin, wird ihr vermutlich für immer versagt bleiben.

Und die Pein im Jenseits ist grösser - wenn sie doch nur wüssten (Sure 39:26)