Adam und die Evolution

Steht nicht durch die moderne Wissenschaft fest, dass der Mensch von affenähnlichen Tieren abstammt? Der Koran lehrt jedoch, Adam sei der erste Mensch gewesen und aus Lehm erschaffen worden. Ist dies nicht außerdem ein Widerspruch zu dem Faktum der Evolution?

Hiermit ist kein Fehler nachweisbar, denn:

  • Der Koran schließt nirgends aus, dass Tiere und andere Lebewesen - außer dem ersten Menschen - im Rahmen einer über Generationen hinweg ablaufenden, schrittweisen Entwicklung von Arten und Rassen erschaffen wurden. Die Paläoanthropolgie wiederum hat - entgegen immer wieder auftauchender Sensationsberichte - bis heute keine Knochenfunde vorzuweisen, die einen abbruchfreien Übergang von den mutmaßlichen Vorläufern der Menschen (den Australopithecinen) zur ersten weitgehend zweifelsfrei menschlichen Gattung (Homo erectus) eindeutig belegen.1
  • Es ist sehr gut vorstellbar, dass Adam, ohne biologisch aus den Tieren hervorgegangen zu sein, von Gott  (erh.) - in einer zu seinen besonderen Merkmalen und seinem Status passenden Ausnahme - als Fortsetzung und Weiterentwicklung der ihm vorausgegangenen hominiden Entwicklunglinie nicht-biologisch eingesetzt wurde. Dies passt zu der koranischen, auf Adam bezogenen Aussage: Ich werde auf Erden einen Nachfolger einsetzen.2
  • Nicht einmal beim Menschen schließt der Koran eine sich kontinuierlich und über viele Generationen vollziehende Entwicklung nach Adam aus. Vielmehr impliziert seine Lehre genetische Veränderungen, die nach Adam eingesetzt haben müssen, da die farblich und figürlich unterschiedlichen Menschentypen und Ethnien ihr zufolge ja alle von Adam abstammen. In einem Hadith ist sogar explizit eine die Körpergröße betreffende, über Generationen hinweggehende kontinuierliche genetische Veränderung, die nach Adam eingesetzt habe, erwähnt3. Sogenannte Urmenschen wie der Neanderthaler oder der Homo erectus (zumindest seine späteren Formen) können also problemlos als Nachkommen Adams betrachtet werden. Die leichten anatomischen Unterschiede sind dabei von keiner besonderen Bedeutung, zumal:

    • noch zwischen heutigen Ethnien deutliche anatomische Unterschiede vorkommen,
    • jüngste Funde nahelegen, dass diese Unterschiede in der Paläoanthropolgie bisher eklatant überbewertet wurden,4
    • bei der Definition des Menschseins andere Kriterien eine viel größere Rolle spielen (Sprachvermögen, Abstraktionsvermögen, ethisches Urteilsvermögen, Umgang mit Feuer).

1 Die Kandidaten „Homo rudolfensis“ und „Homo habilis“ sind (u.a. wegen der bescheidenen Anzahl und qualitativen Kümmerlichkeit der Funde) unter Wissenschaftlern stark umstritten und können ebenso gut Australopithecinen sein. Trotz des Namens des „Homo ergaster“ („arbeitender Mensch“) besteht unter Paläoanthropologen weiterhin große Unsicherheit darüber, ob dieses Wesen jemals entwickelte Werkzeuge benutzt hat.
2 Sure 2:30 - Hervorhebung nachträglich.
3 Saħîħ al-Bukhâriyy, kitâbu °aħâdîth al-°anbiyâ°, Hadith Nr. 3148
4 Ungewöhnlich vollständige Funde von Schädeln und Knochen nicht nur ein und derselben Art, sondern auch derselben Population, weisen untereinander so große Unterschiede auf wie man sie bisher nur zwischen völlig verschiedenen Menschenarten vermutete: Skull of Homo erectus throws story of human evolution into disarray (theguardian.com; Abruf am: 17. Okt. 2013) Neue Knochenfunde: Urmenschen gehörten womöglich alle zur selben Art (spiegel.de; Abruf am: 17. Okt. 2013)


Widerspruchsfreiheit zu naturwissenschaftlichen Fakten: Übereinstimmung mit anderen externen Fakten: Theologie und Dogmatik: Ethik: Geschlechtergerechtigkeit:
Innere Widerspruchsfreiheit: Sonstiges: