Eine andere Gottheit?

Es heißt im Koran mit eindeutig deskriptiver Syntax, es gebe keine Gottheit außer Gott. Dennoch wird anderen Stellen der Ausdruck „eine andere Gottheit“ benutzt.

Hiermit ist kein Widerspruch feststellbar, und an keiner der Stellen wird behauptet, es gebe außer Gott eine Gottheit im Hauptsinn, d.h. es habe jemand anderes Anbetung verdient, denn:

  • Im Lichte der Verse mit der klaren Verneinung der Existenz anderer Gottheiten kann der vernunftbegabte Leser an Stellen, an denen die Verneinung nicht hervorgehoben wird, den Ausdruck „eine Gottheit“ automatisch in der Bedeutung „etwas als Gottheit Behandeltes“ sehen.
  • An allen betreffenden Stellen mit dem Ausdruck „eine [andere] Gottheit“ a) kommt diese lediglich in einem Frage-, Bedingungs- oder verneinten Satz vor, oder b) wird zugleich ein Verb benutzt, zu dessen Bedeutungen „behandeln als“ „darstellen als“, „unterstellen“ oder „behaupten“ gehört, nämlich ja€ala (wrtl.: „zu etw. machen/bestimmen“)1 oder ittaxadha (wrtl.: „sich etw. zu etw. nehmen“). Dass es einen Unterschied dazwischen gibt, etwas zu sein und zu etwas genommen zu werden, zeigt der Koranvers: Der Satan ist euch ein Feind, so nehmt ihn euch zum Feind2
  • An den übrigen verwechselbaren Stellen kommt das Wort ausschließlich mit Possessivpronomen vor, z.B. „ihre Gottheit“, also ist es nur „für sie“ eine Gottheit, d.h. in ihrer Sicht. Dies ist vergleichbar mit der Aussage: „Das Gold dieser Leute ist nur Messing. Ich nehme ihr Gold nicht.“ Oder mit der Aussage: Und es sagte Pharao: Ihr Häupter, ich weiss euch keine andere Gottheit als mich selbst, so entzünde mir, Haman, (Feuer) auf Lehm und mache mir sodann einen Turm, auf dass ich zur Gottheit Mose hinaufsteige. Und ich halte ihn wahrlich für einen der Lügenden.3 Hier kann Pharao sprachlich die Existenz einer anderen Gottheit in Frage stellen und zugleich die Genitivverbindung „Gottheit Mose“ verwenden.
1Dass dieses ja€ala gerade verhindert, von der Existenz oder Tatsächlichkeit des referenzierten Objekts auszugehen, zeigen mehrere Koranstellen sehr deutlich: 6:136, 16:56-57, 29:10, 37:158. Dass das Verb eine bloße Behauptung ohne Bestätigung des Wahrheitsgehalts meinen kann, zeigt Sure 43:19. Siehe auch Sure 7:150.
235:6
328:38


Widerspruchsfreiheit zu naturwissenschaftlichen Fakten: Übereinstimmung mit anderen externen Fakten: Theologie und Dogmatik: Ethik: Geschlechtergerechtigkeit:
Innere Widerspruchsfreiheit: Sonstiges: