Glaubend und zugleich gegen Mohammed (s) - unmöglich?

In Sure 58:22 heißt es: Kein Volk wirst du finden, das an Gott und den Letzten Tag glaubt, das denjenigen Sympathie entgegenbringt, welche sich gegen Gott und Seinen Gesandten stellen, auch wenn es ihre Eltern, Söhne, Brüder oder Stammesangehörige sind. Ist es aber nicht so, dass z.B. Christen an Gott und den Jüngsten Tag glauben und es zweifellos anti-islamische christliche Missionare gibt, die von ihren christlichen Angehörigen geliebt werden?

Hiermit ist kein Widerspruch feststellbar, denn:

  • Im Vers heißt es wirst du finden, so dass hier die Feststellung der Möglichkeit, dass der mit diesen Worten angesprochene Prophet (s) tatsächlich die betreffenden Leute nie zu Gesicht bekam, als Entkräftung genügt.
  • Das Wort „finden“ lässt sich als Hinweis ansehen, dass es hier nicht um die manchmal unüberwindbare natürliche Sympathie des Herzens geht, sondern die offen zur Schau gestellte Sympathie, wenn nicht gar die offene Parteinahme.
  • Sowohl die Wortwurzel ħadd („Kante“, „Schneide“ z.B. eines Schwertes) in ħâdda („sich gegen ... stellen“) als auch die klassischen Korankommentare mit dem dort aufgrund einer Überlieferung angenommenen historischen Kontext des Verses legen nahe, dass er im Kriegszusammenhang offenbart wurde, so dass hier offenbar das Verhalten in Bezug auf den militärischen Feind gemeint ist. In Friedenszeiten hingegen gelten die Verse, welche Freundlichkeit und/oder Gelassenheit als Antwort auf Anfeindungen empfehlen. Sure 60:8-9 verdeutlicht dies.
  • In dem Vers heißt es Kein Volk. Hier wird also verneint, dass aufrichtig glaubende Leute als Gruppe jenen (Kriegs-)Gegnern geschlossen Sympathie entgegenbringen (oder gar Partei ergreifen), nicht nur jeder für sich als Privatperson.
  • Ob die meisten Christen aus islamischer Sicht an Gott {s.w.t.} glauben, ist fraglich, da Ihm die vorherrschenden christlichen Theologien aus islamischer Sicht wesentliche Attribute de facto absprechen und andere, seiner Göttlichkeit widersprechende hinzufügen. Am eklatantesten zeigt sich das theologische Problem an der Trinitätslehre oder der oft zu hörenden christlichen Aussage, Gott sei Liebe, während aus islamischer Sicht Gottes Wesen erhaben über derlei Definitionen ist.
  • Selbst unter der Annahme, dass Christen aus islamischer Sicht an Gott glauben: Die in dem Vers erwähnten Opponenten stellen sich nicht nur gegen den Gesandten, sondern auch gegen Gott. Jemand der wahrhaft an Gott glaubt (und damit an seine Herrlichkeit und Ihn somit wiederum über alles liebt), wird keinem erklärten Feind Gottes offene Sympathie entgegenbringen, gleich ob alle Beteiligten Christen oder andere Religionsangehörige sind. (Hier geht es nicht um bloße Ablehnung des Glaubens an Gott.)


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