Schnelle oder langsame Schöpfung?

Einerseits sagt der Koran, Gott brauche nur „Sei!“ zu sagen, damit eine Sache in die Existenz tritt (kun fayakûn), was sich nach einer sofortigen Schöpfung anhört, andererseits sagt er, Gott habe das Universum in sechs Tagen erschaffen, was sich nach einer langsamen Schöpfung anhört.

Hiermit ist kein Widerspruch feststellbar, denn:

  • Für die Vereinbarkeit genügt es, wenn die jeweilige Sache sofort zu entstehen beginnt, ganz gleich, wieviel Zeit bis zur vollen Ausreifung ihm bestimmt wurde. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass das koranische kun fayakûn wörtlich bedeutet: „Sei! Darauf wird es.“ (Das Verb yakûn ist im Hauptsatz nie gleichbedeutend mit der deutschen Kopula „ist“.)
  • Jeder makro- und mesokosmische physische Veränderungsprozess besteht aus unzähligen kleinen Veränderungen auf mikrokosmischer Ebene, d.h. Veränderungen von Molekülen, Atomen, Elementarteilchen, ihrer Zustände und Positionen. Jedes Teilchen empfängt den „Sei!“-Befehl und verändert seinen Zustand augenblicklich.
  • Da Gott von Raum und Zeit nicht umfasst wird, hat er früher, jetzt und zukünftig Existierendes zwar zueinander in zeitlicher Reihenfolge stehend, jedoch quasi oder wirklich mit einem einzigen Akt und ohne Verzögerung zwischen Schöpfungswort und Werdung erschaffen (siehe Sure 54:50). In der Betrachtung vonseiten des Menschen ergibt sich der Eindruck der Langsamkeit, da der Mensch in Raum und Zeit gefangen ist.
  • Es kann davon ausgegangen werden, dass die koranische Formel kun fayakûn nicht in erster Linie auf Schnelligkeit abzielt, sondern darauf, dass Gott {s.w.t.} weder Helfer noch Hilfsmittel benötigt, um eine Veränderung zu bewirken.1
  • Ebenso lässt sich mit der Formel nahelegen, dass Gott {s.w.t.} keine Anstrengungen aufwenden muss, wenn Er etwas erschafft.
1 So braucht Er auch die Engel nicht, obwohl er viele von ihnen mit unterschiedlichen Aufgaben betraut hat. Die Ausführung dieser Aufgaben ist keine Hilfe für Ihn, sondern eine Form der Verehrung.


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