Fürsprache oder keine Fürsprache?

Wenn aufgrund der massenhaften Anzahl authentischer Hadithe feststeht, dass dem Propheten des Koran zufolge er im Jenseits Fürsprache für die Großsünder unter den Gläubigen einlegen werde, wieso sagt der Koran dann: O ihr, die ihr nun geglaubt habt, spendet von dem, womit Wir euch versorgten, bevor ein Tag kommt, an dem es keinen Handel gibt, und keine innige Freundschaft und keine Fürsprache. Ist dies nicht zusätzlich noch ein Widerspruch zu Vers 43:67, dem zufolge wenigstens die Gottesfürchtigen innige Freunde im Jenseits sein werden?

Hiermit ist kein Widerspruch feststellbar, denn:

  • Die Formulierung „bevor ein Tag kommt, an dem“ zeigt, dass sich nicht zwingend schließen lässt, dass es im Jenseits keine Fürsprache oder innige Freundschaft gibt. Dies lässt sich daran erkennen, dass im folgenden Beispiel nicht unbedingt behauptet wird, dass ein Einbrecher wirklich in das Haus einer Person eintreten wird, wenn man zu ihr sagt: „Schließ' dein Haus ab, bevor Einbrecher kommen und es leerräumen.“
  • Der Jüngste Tag dauert bis zum Eintritt in das Paradies bzw. in das Feuer viele Jahrtausende, definiert sich nicht durch einen Tag-Nacht-Wechsel und besteht aus mehreren Phasen, die einzeln Tage genannt werden können. Es existiert tatsächlich ein Koranvers, der den Jüngsten Tag offenbar „Tage“ nennt, implizit mitteilend, dass er aus ihnen besteht: Sag zu denen, die nun geglaubt haben, sie sollen denjenigen verzeihen, die nicht die Tage Gottes erhoffen1 An einem oder gar mehreren dieser Tage wird es keine Fürsprache geben. Das schließt nicht aus, dass es sie an einem anderen dieser Tage geben wird.2 - Manche meinen zwar, der letztgenannte Vers meine diesseitige Tage, doch in dem Vers wird der maskuline Ausdruck lâ yarjûna („sie erhoffen nicht“) verwendet und kommt im Koran an sieben weiteren Stellen vor. An all diesen Stellen bezieht er sich auf etwas Jenseitiges, und an sechs dieser Stellen nicht nur auf irgendetwas Jenseitiges sondern eindeutig am Tage der Auferstehung Geschehendes.3, so dass es keinen Grund gibt, unter den von gewissen Leuten unerhofften „Tagen Gottes“ nicht den Tag der Auferstehung zu verstehen.
1 45:14
2 Die Ansicht, dass der Jüngste Tag aus mehreren Tagen besteht, ist im Kommentar des Qortobiyy zu Sure 32:5 erwähnt.
3Siehe 4:104, 10:7, 10:11, 10:15, 25:21, 25:40 und 78:27. In 24:60 kommt zwar in Bezug auf etwas nicht Jenseitiges der Ausdruck „lâ yarjûna“ ebenfalls vor, dort jedoch ist er, anders als an den eben genannten Stellen, grammatisch feminin.


Widerspruchsfreiheit zu naturwissenschaftlichen Fakten: Übereinstimmung mit anderen externen Fakten: Theologie und Dogmatik: Ethik: Geschlechtergerechtigkeit:
Innere Widerspruchsfreiheit: Sonstiges: